Fall Epstein: Chef der britischen Bank Barclays tritt zurück

Der Chef der britischen Großbank Barclays, Jes Staley, nimmt nach Untersuchungen der Aufsichtsbehörden über seine Verbindungen zu dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein seinen Hut. Wegen der vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung und der Absicht Staleys, diese anzufechten, sei man übereingekommen, dass der langjährige Vorstandschef von seiner Position mit sofortiger Wirkung zurücktrete, teilte Barclays heute mit.

Die britische Finanzaufsicht FCA und die Bankenaufsicht PRA hatten die von Staley gegenüber Barclays gemachten Angaben zu seiner Verbindung zu Epstein unter die Lupe genommen und die Ergebnisse am Freitagabend der Bank und ihrem Vorstandschef mitgeteilt.

Bank enttäuscht

„Das Board ist von diesem Ergebnis enttäuscht“, erklärte die Bank. „Herr Staley hat die Barclays-Gruppe seit Dezember 2015 erfolgreich und mit echtem Engagement und Können geleitet.“ In ihrer Mitteilung merkte die Großbank zudem an, die Untersuchung habe keine Befunde dafür gegeben, dass Staley irgendeine der mutmaßlichen Straftaten von Epstein sah oder sich dieser bewusst gewesen sei.

Das aufsichtliche Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Daher sei es nicht angebracht, sich weiter zu den vorläufigen Resultaten zu äußern. Staley war im vergangenen Jahr ins Visier der britischen Aufsichtsbehörden geraten. Der Skandal um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hatte international hohe Wellen geschlagen.

Epstein hatte sich 2019 in einem Gefängnis in New York das Leben genommen, nachdem er wegen Sexhandels und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen verhaftet worden war. Staley hatte in der Vergangenheit gesagt, seine Verbindungen zu Epstein hätten im späteren Verlauf des Jahres 2015 geendet und er habe es bedauert, jemals mit ihm zu tun gehabt zu haben.

Nachfolger bereits fix

Schon im vergangenen Jahr war wegen der Untersuchung der Aufsichtsbehörden über einen Abgang von Staley spekuliert worden. Ein Nachfolger für ihn an der Spitze von Barclays steht bereits fest: C.S. Venkatakrishnan, bisher Head of Global Markets, soll nun die Position des Vorstandschefs des Finanzkonzerns übernehmen.

Das Board sei zuversichtlich, dass die Bank unter seiner Führung den strategischen Weg weiterverfolgen und die Geschäftsentwicklung vorantreiben werde. Florierende Geschäfte mit Fusionen und Übernahmen hatten bei der britischen Großbank zuletzt für steigende Gewinn gesorgt. Die Aktien lagen heute knapp zwei Prozent im Minus.