Hongkonger Aktivisten für Tiananmen-Mahnwache vor Gericht

Der bekannte Hongkonger Medienunternehmer Jimmy Lai muss sich seit heute zusammen mit anderen Demokratieaktivisten wegen der Teilnahme an einer Tiananmen-Mahnwache vor Gericht verantworten. Lai und seine Mitangeklagten Chow Hang Tung und Gwyneth Ho plädierten auf nicht schuldig. Bei der Niederschlagung von Protesten für mehr Demokratie in der Volksrepublik China wurden 1989 in Peking Hunderte Menschen von der kommunistischen Staatsmacht getötet.

„Ich verstehe jedes Wort, dass Sie sagen, aber ich verstehe nicht, wieso das eine Straftat sein soll“, sagte Chow vor Gericht. „Trauern ist kein Verbrechen. Ich plädiere auf nicht schuldig.“ Fünf weitere Angeklagte bekannten sich schuldig, an einer „nicht genehmigten Kundgebung“ teilgenommen zu haben.

Nach der traditionellen Mahnwache in Hongkong im Juni 2020 zum Gedenken an die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989 waren in der chinesischen Sonderverwaltungszone mehr als zwei Dutzend Aktivisten und Politiker festgenommen worden. Mehrere Beschuldigte, unter ihnen der bekannte Hongkonger Aktivist Joshua Wong, wurden bereits zu Haftstrafen zwischen sechs und zehn Monaten verurteilt. Gegen einige Angeklagte wurden Bewährungsstrafen verhängt.

Die Mahnwachen waren einst eines der deutlichsten Symbole für Hongkongs politische Pluralität. Aber sie wurden an den beiden zurückliegenden Jahrestagen untersagt. Zehntausende Menschen hatten sich dem Verbot der Polizei für die Mahnwache 2020 widersetzt und sich friedlich im Victoria Park der Stadt versammelt.