„Sodom Vienna“: Das Rote Wien als queere Theaterrevue

Ab morgen feiert das Projekt „Sodom Vienna“ im Brut mit einer Revue seinen Höhepunkt. Der Wiener Theateraktivist Gin Müller startete das Projekt vor zwei Jahren. Anlass für die Initiative war das Jubiläum 100 Jahre Rotes Wien. „Die historische Wahl 1919 stand am Beginn einer Ära, deren Ästhetik und Politik aufklärerisch, lasziv und schlüpfrig zugleich waren“, erklärte Müller gegenüber ORF.at.

Neben Revuen wie Anita Berbers „Tänze des Lasters“ (1922), Auftritten von Josephine Baker (1928) und der Aufführung von Arthur Schnitzlers „Reigen“ (1920) orientierte sich Müller bei seiner Arbeit am Monumentalfilm „Sodom und Gomorrha“ von Michael Curtiz, der 1921/22 am Favoritner Laaer Berg gedreht wurde.

Noch heute gilt der Film (mit über 14.000 Statisten) als größte und teuerste Produktion der österreichischen Filmgeschichte. Bis 1925 war die Filmstadt Wien StudioGesmbH neben dem Stephansdom auch das Wahrzeichen der Stadt.

Szene der Sodom-Revue anlässlich der queeren Theaterrevue „Sodom Vienna“
Lisbeth Kovacic

Wien als queer-feministische Stadt inszenieren

In der Revue „Sodom Vienna“ werden historische Verunglimpfungen von Lesben und Schwulen aufgegriffen, zugleich wird Wien als queer-feministische und antirassistische Stadt inszeniert. Mit einer inszenierten Wahlkampfveranstaltung auf dem Viktor-Adler-Markt verlieh „Sodom Vienna“ letztes Jahr der queeren Community auch politische Sichtbarkeit.

Performances und Installationen im Freud Museum (unter dem Titel „Vienna Freudenhaus“, u. a. mit Hermes Phettberg) sowie der fulminante Circus Sodomelli zählten zu den queeren Highlights des Jahres. Hier brillierte auch das Künstlerduo Thomas Hörl und Peter Kozek, die heuer mit den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst ausgezeichnet wurden.

In der Abschlussproduktion „Sodom Revue“ begegnet man nun ab morgen bis Samstag einigen historischen Persönlichkeiten wie Sigmund Freud, Wilhelm Reich und Josephine Baker. Der Bogen wird von den 1920er Jahren bis in die Gegenwart gespannt, mit der Utopie einer offenen Gesellschaft ohne Grenzen zwischen Geschlechtern, Klassen oder Herkunft.