Prozess zu Paris-Attentaten: Erstmals Abdeslam vernommen

Im Prozess zu den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 hat sich der Hauptangeklagte Salah Abdeslam erstmals zu seinem Werdegang geäußert. Er sei als Kind „ruhig und freundlich“ und ein „guter Schüler“ gewesen, antwortete er gestern auf Fragen zu seinem Lebenslauf. Mit der Befragung der 14 anwesenden Angeklagten zu ihrer Vorgeschichte hat eine neue Etappe des umfangreichen Prozesses begonnen.

Abdeslam ist das einzige noch lebende Mitglied der Terrorkommandos, das am 13. November 2015 bei Anschlägen in der Nähe eines Fußballstadions, auf Straßencafes und den Konzertsaal Bataclan 130 Menschen tötete. 350 Menschen wurden verletzt. Die Anschläge hatten das ganze Land tief traumatisiert.

Seit Festnahme in Isolationshaft

Abdeslam sagte aus, dass er in Brüssel geboren sei, aber nur die französische Nationalität habe. Seine aus Marokko stammenden Eltern hatten zuvor in Frankreich gelebt. Er ist das vierte von fünf Kindern. Der 32-Jährige war 2016 festgenommen worden und ist seitdem in Isolationshaft. Während der Ermittlungen hatte er beharrlich geschwiegen. Erst zu Beginn des Prozesses äußerte er sich spontan zu seiner Tat und stellte sie als Rache für französische Angriffe in Syrien dar.

Nach Abdeslam wurde auch dessen Kindheitsfreund Mohamed Abrini zu seinem Werdegang befragt. Das Verhör zu den Anschlägen ist erst für später vorgesehen. Von den 20 Angeklagten sind fünf nach Einschätzung der Geheimdienste tot, einer von ihnen wird noch gesucht.

In den vergangenen vier Wochen hatten mehr als 300 Überlebende und Angehörige von Opfern vor Gericht ausgesagt und die Schreckensnacht des 13. Novembers beschrieben. Mehrere der Konzertbesucher im Bataclan beschrieben, wie sie sich tot stellten, um nicht die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich zu ziehen. „Sie haben auf uns geschossen wie auf Kaninchen“, sagte einer von ihnen.