Krankenhauspersonal betreut einen Patienten.
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
Neuer Jahreshöchstwert

Fast 8.600 Neuinfektionen gemeldet

Die Coronavirus-Neuinfektionen steigen weiter rasch: Nach einer Datenkorrektur – zunächst waren 8.183 Fälle berichtet worden – vermeldeten Innen- und Gesundheitsministerium am Donnerstag 8.593 Neuinfektionen binnen 24 Stunden – mit Abstand der höchste Wert im heurigen Jahr.

Das bedeutete einen Zuwachs um mehr als 32 Prozent und damit fast ein Drittel mehr neue Fälle gegenüber Mittwoch, als mit 6.506 Fällen das bisherige Jahreshoch verzeichnet worden war. Der bisherige Höchstwert in der CoV-Pandemie war mit 9.586 am 13. November 2020 zu Beginn des zweiten Lockdowns erreicht worden. Weit ist man davon nicht mehr entfernt.

Mit dem zunehmend besorgniserregenden Infektionsgeschehen gehen weitere signifikante Zuwächse bei den Spitalszahlen einher. 1.826 Covid-19-Patientinnen und -Patienten wurden am Donnerstag in Krankenhäusern behandelt, um 74 mehr als am Vortag. Intensivmedizinischer Betreuung bedurften mittlerweile 352 an Covid-19 Erkrankte, ein Plus von 19 innerhalb eines Tages. Die Zahl der Intensivpatienten innerhalb einer Woche um fast ein Drittel – in absoluten Zahlen um 87 – zu.

„Technische Schwierigkeiten“

Zur Datenkorrektur hielten Innen- und Gesundheitsministerium in einer Presseaussendung fest: „Aufgrund von technischen Schwierigkeiten kam es zu einer Korrektur der Gesamtzahl der bestätigten Fälle sowie zu einer Korrektur der Gesamtzahl genesener Fälle in Oberösterreich.“

Allein in Oberösterreich wurden am Donnerstag 2.317 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden registriert. 1.518 neue Fälle gab es in Niederösterreich, 1.453 in Wien, 1.101 in der Steiermark, 702 in Salzburg, 586 in Tirol, 402 in Kärnten, 343 in Vorarlberg und 172 im Burgenland.

Mückstein: Nach Kräften mithelfen

„Die Lage ist ernst“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). In einem der APA übermittelten Statement hielt er fest: „Die stark ansteigenden Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, jetzt zu handeln und weitere effektive Maßnahmen zu setzen. Der Stufenplan gibt dafür klar die Richtung vor. Wir werden die weitere Umsetzung morgen gemeinsam als Bundesregierung mit den Landeshauptleuten besprechen und das weitere Vorgehen beschließen.“

Als Gesundheitsminister bitte er „alle Menschen in Österreich, ihren Beitrag zu leisten und nach Kräften mitzuhelfen. Halten Sie sich an die Maßnahmen, tragen Sie Maske, halten Sie Abstand und schützen Sie sich durch eine Impfung vor einer CoV-Infektion“, so Mückstein. Es gelte, „die Infektionszahlen wieder zu senken und die Intensivstationen vor einer Überlastung zu bewahren“.

Vereinheitlichungen großes Thema bei Treffen

Der derzeitige Fleckerlteppich der CoV-Maßnahmen steht jedenfalls auf der Tagesordnung für den Gipfel von Bundesregierung und Landeshauptleuten am Freitag: Man werde mit den Ländern das weitere Vorgehen besprechen, so Mückstein am Mittwoch vor dem Ministerrat. Vereinheitlichungen seien dabei „sicher“ ein Thema. Man habe vor einigen Wochen einen klaren und transparenten Stufenplan mit Maßnahmen vorgelegt, meinte Mückstein, angesprochen auf die unterschiedlichen Regeln in den Ländern.

Die aktuelle Entwicklung könnte den Stufenplan der Bundesregierung „überrollen“. An sich sollten mit Montag Selbsttests und Antikörper-Tests ihre Wirksamkeit im 3-G-Bereich verlieren, zudem muss man dann geimpft oder genesen sein, wenn man die Nachtgastronomie und Großevents besuchen will. Falls allerdings zuvor die Zahl von 400 belegten Intensivbetten überschritten wird, wäre bereits Stufe drei erreicht – Antigen-Tests würden in diesem Fall in ganz Österreich mit sofortiger Wirkung in sämtlichen 3-G-Bereichen ihre Gültigkeit verlieren. Zutritt hätten dann überall nur noch Geimpfte, Genesene und Personen mit aktuellem PCR-Test.

Prognose: 400 belegte Intensivbetten bereits am Freitag

Jüngsten Berechnungen des Covid-19-Prognosekonsortiums zufolge könnte schon am Freitag die Schwelle von 400 intensivpflichtigen Covid-19-Patientinnen und -Patienten überschritten werden. Bis zu 405 Intensivpatienten befürchtet das Konsortium, Stufe drei wäre damit bereits am Wochenende in Kraft, wofür es allerdings noch eine Verordnung braucht.

Antigen-Tests würden dann bei Ausreisekontrollen in den betroffenen Bezirken nicht mehr akzeptiert werden, für Ungeimpfte und Nichtgenesene wäre eine Aus- bzw. Durchreise aus einem bzw. durch ein Hochrisikogebiet nur noch mit gültigem PCR-Test zulässig.

In jedem Fall geht das Prognosekonsortium davon aus, dass spätestens Ende kommender Woche mehr als 400 schwere Covid-19-Fälle in den Krankenhäusern behandelt werden müssen. Zwischen 403 und 538 Betroffene werden am 13. November erwartet. Die Schwelle von 500 dürfte am 16. November überschritten werden, in einem Worst-Case-Szenario könnte es am 17. November sogar mehr als 600 Intensivpatientinnen und -patienten geben. Auf Normalstationen werden dann mindestens 1.900 Covid-19-Patientinnen und -Patienten erwartet.

SPÖ: „Zu spät und zu zögerlich“

Kritik kam von der SPÖ: „Dass der Gesundheitsminister erst jetzt draufkommt, dass es ein einheitliches Vorgehen in Sachen Corona braucht, ist Teil des Problems. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert ein zentrales Corona-Management seit eineinhalb Jahren“, sagte SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried in einer Aussendung.