Österreichkarte mit lauter rot eingefärbten Bezirken
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CoV-Ampel

Ganz Österreich wieder rot

Erstmals seit Aufweichung der Kriterien ist Österreich auf der CoV-Ampel wieder durchgehend rot, das heißt, im gesamten Bundesgebiet herrscht sehr hohes Risiko. Das war letztmals Ende April so. Abgezeichnet hatte sich das angesichts der rasant steigenden Zahlen bei Neuinfektionen und Hospitalisierungen in den letzten Tagen bereits.

In der vergangenen Woche waren noch Wien und das Burgenland orange geschaltet gewesen. An den Schulen gilt weiter Stufe zwei, also Testpflicht. Wien und das Burgenland haben noch immer die besten Werte, die Bundeshauptstadt hat mit der für die Einstufung relevanten Risikozahl 114,7 den niedrigsten Wert. Ab 100 beginnt die rote Zone.

Den höchsten Wert hat nunmehr Tirol mit 581. Die rohe und die risikoadjustierte 7-Tage-Inzidenz sind dagegen in Oberösterreich am höchsten.

Trend nach oben in Vorarlberg am stärksten

Im 14-Tage-Trend ist die Tendenz überall steigend, am stärksten in Vorarlberg. Mit Ausnahme des Großen Walsertals ging es während der vergangenen zwei Wochen in allen Bezirken und Regionen nach oben. Auch bei der besonders sensiblen Gruppe der über 65-Jährigen ist der Trend negativ. Im Bundesschnitt beträgt der Anstieg in dieser Altersklasse knapp 52 Prozent.

Dabei wurde wohl ob der Herbstferien so wenig getestet wie seit Langem nicht. Die Bandbreite ist diesmal schmal, einzig in Tirol wurde signifikant weniger getestet als in den anderen Bundesländern. Am fleißigsten war man in Wien und Salzburg.

Abgeklärt wurden diesmal 38 Prozent der Fälle, davon mit Abstand am meisten in Wien (61 Prozent). Vor zwei Wochen wurden bundesweit noch 62 Prozent geklärt. Asymptomatisch waren 24 Prozent, wie üblich deutlich am meisten in Wien (48 Prozent).

Popper: Zahlen gehen weiter hinauf

Für den Simulationsforscher Niki Popper ist klar, dass die Zahlen bei den Covid-19-Neuinfektionen in nächster Zeit noch „weiter nach oben gehen“ werden. Ein Abflachen der Infektionsdynamik sei zwar vielleicht nicht weit weg. Das hängt damit zusammen, dass wegen einer steigenden Zahl an Genesenen und Geimpften immer weniger ansteckbare Menschen übrig bleiben. „Bitter“ ist für Popper die Tatsache, dass es jetzt wieder Maßnahmen braucht, die man sich bei nur rund zehn Prozent mehr Geimpften hätte sparen können.

Trotz der zuletzt dramatischen Fallzahlentwicklung ist ein flächendeckender Lockdown für Popper, der Mitglied des Prognosekonsortiums ist, aus vielen Gründen „undenkbar“. Die Impfrate sei aber, wie nun für alle klar ersichtlich, zu niedrig, um die im Herbst sich saisonal verstärkende Pandemie in Schach halten zu können. Die Neuimpfungen seit September alleine hätten offensichtlich nicht ausgereicht, um das Fortschreiten abzufedern. „Wir sind aber nicht weit entfernt“, so der Experte.

Hoher Preis

Irgendwann kämen dann allerdings auch Sättigungseffekte durch weitere Impfungen und die jetzt stark steigenden Genesenenzahlen dazu. „Das wird regional unterschiedlich sein“, so Popper. Besonders paradox: Gerade in jenen Gegenden, in denen die Inzidenzen aktuell besonders hoch sind, könnte sich das Blatt zuerst wenden. Große Genugtuung sollte sich dann dort aber nicht einstellen, denn der Preis für diese Strategie des Nichtsehens der Zusammenhänge sei hoch.

Impfen „muss Hauptstrategie bleiben“

Die größten Hoffnungen hegt der Simulationsforscher hinsichtlich der vermutlich bald kommenden Impfoptionen für Kinder unter zwölf Jahren. Letztlich sehr wichtig seien die nun auch hoffentlich bald Fahrt aufnehmenden Drittimpfungen, die dem Nachlassen der Wirksamkeit nach rund sechs Monaten wirksam entgegensteuern. Diese werden dann ihren Effekt am Beginn des neuen Jahres zeitigen. „Das Impfen muss daher die Hauptstrategie bleiben“, betonte Popper: „Man muss eben nachimpfen. Es ist das kleinere Übel.“

Impfquote steigt – aber das reicht nicht

Die CoV-Impfquote hat sich in den vergangenen zwei Wochen mehr als verdoppelt: Fast 11.000 Menschen ließen sich am Dienstag zum ersten Mal impfen. Die 3-G-Pflicht am Arbeitsplatz dürfte hier einige dazu gebracht haben, sich doch impfen zu lassen. Doch dieser Trend nach oben wird nicht ausreichen, um die vierte Welle zu brechen – mehr dazu in science.ORF.at.