Angesichts eskalierender Infektionszahlen und zunehmender Auslastung von Spitals- und Intensivbetten lädt die Bundesregierung für Freitagabend wieder einmal zu einem CoV-Gipfel. Auch wenn zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte mittlerweile auf schärfere Maßnahmen drängen, hielt die Bundesregierung im Vorfeld am bestehenden Stufenplan fest – und verwies auf die Möglichkeit regional strengerer Regelungen.
Die meisten Landeshauptleute plädieren jedoch für bundesweit einheitliche Maßnahmen – sei der aktuelle Fleckerlteppich an Maßnahmen doch schwer verständlich. Niederösterreich könnte sich durchaus „weitgehendes 2-G im Freizeitbereich“ vorstellen, also „Einschränkungen für Ungeimpfte, aber nicht für Geimpfte bzw. Genesene“.
Doskozil gegen Verschärfungen
Die Chancen auf eine diesbezügliche Einigung sind aber wohl gering: Für das Burgenland kämen keine weiteren Verschärfungen infrage, ließ Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) unter Hinweis auf die hohe Impfquote im Lande bereits im Voraus ausrichten. Wien ist hingegen schon am Donnerstag vorgeprescht: In der Bundeshauptstadt dürfen bereits ab Ende nächster Woche nur noch Geimpfte und Genesene in Lokale, zu Friseuren oder anderen körpernahen Dienstleistern und zu Zusammenkünften mit mehr als 25 Personen.
Angesichts dieser Ausgangslage legte Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) die Latte für den Gipfel niedrig und ließ über eine Sprecherin ausrichten, dass der bestehende Stufenplan weiterhin die „Unterkante der Maßnahmen“ bilden werde. Der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein hatte am Dienstag noch gehofft, dass ein einheitliches Vorgehen gefunden werden könnte.
Dramatische Entwicklung
Am Donnerstag waren die Neuinfektionen sprunghaft angestiegen, um fast ein Drittel auf fast 8.600 Fälle. Das sind nur noch um 1.000 weniger als der bisherige Höchstwert vom 13. November 2020. Die Ampelkommission setzte – erstmals seit Ende April – wieder ganz Österreich auf Rot. Auch die Zuwächse bei den Spitalszahlen waren besorgniserregend: 1.826 Covid-19-Patienten wurden am Donnerstag in Krankenhäusern behandelt, 352 auf Intensivstationen.
Stark zugenommen haben zudem die Impfdurchbrüche. Deshalb wird beim Gipfel auch über möglichst schnelle Umsetzung der „Booster-Impfungen“ und eine zusätzliche Testpflicht für Geimpfte und Genesene diskutiert. Letztere haben auch mehrere Experten vorgeschlagen – ebenso FFP2-Pflicht in (öffentlichen) Innenräumen, 2-G für Gastronomie, Friseur und Veranstaltungen und Rückkehr ins Homeoffice.
Große Wintersportbetriebe erwägen 2-G-Regel
Angesichts drastisch steigender Coronavirus-Zahlen sorgen sich Touristiker um die Wintersaison. Susanne Kraus-Winkler, Hotellerieobfrau in der Wirtschaftskammer (WKO), rechnet zwar nicht mit Grenzschließungen, aber „Reisewarnungen hängen wie ein Damoklesschwert über uns“, sagte sie am Donnerstag.
Inzwischen seien einige große Wintersportbetriebe „kurz davor, in Richtung 2-G zu gehen, und zwar sowohl für Gäste als auch für Mitarbeiter“.