Projekt soll Kindern mit psychisch kranken Eltern helfen

Mit Onlinechats möchte das Projekt „#visible“ Kinder psychisch erkrankter Eltern beraten und sichtbar machen. 600.000 Euro erhält die Kooperation einiger Hilfsorganisationen im Halbjahr dafür aus dem Coronavirus-Fonds des Sozialministeriums.

„Das ist ein gesellschaftliches Thema“, stellte Projektleiterin Birgit Blochberger bei einer Pressekonferenz heute in Wien fest. Jedes sechste Kind sei von dieser Thematik betroffen, die Pandemie habe die Situation verschärft.

Zahlreiche Betroffene

Mehr als 275.000 österreichische Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre haben einen Elternteil mit einer psychischen Erkrankung wie Schizophrenie oder Depression. „Die Kinder werden häufig nicht thematisiert“, so Blochberger, es handle sich immer noch um ein Tabuthema.

Um das zu ändern, bietet das Projekt niederschwellige Onlineberatungen via Chat und E-Mail an. Kinder und Jugendliche können dabei etwa Pädagogen und Sozialarbeitern, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen, Fragen stellen. Dass diese Kinder später selbst psychisch erkranken, soll verhindert werden.

Auch Unterstützungs- und Freizeitangebote sowie Direktberatungen werden angeboten. Vera Baubin, die Angehörige psychisch Kranker berät, weiß, worüber Kinder oft sprechen möchten: „Oft geht es um den Alltag der Jugendlichen“, sagte sie: „Was brauchen sie? Was entlastet sie?“

Betroffene beraten ebenfalls

Wie wichtig es ist, gesehen zu werden, weiß auch Ariane Hötzer. Sie ist Teil eines Teams junger Erwachsener, die ebenfalls mit einem psychisch erkrankten Elternteil aufwuchsen und das Projekt beraten.

„Ich war die einzige, die nach der Schule in die Psychiatrie ging“, erzählte die angehende Psychologin. Andere Personen seien mit ihrer Situation oft überfordert gewesen. „Wenn du in einer ähnlichen Situation bist, bist du nicht allein“, ließ sie Kinder und Jugendliche wissen.

Einkommensverluste und soziale Isolation während der Pandemie haben die Situation verschärft. Gefördert wird das Projekt der Organisationen pro mente OÖ, HPE Österreich und Jojo Salzburg deshalb im Rahmen der Covid-19-Armutsbekämpfung. Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) blieb der Pressekonferenz aufgrund der verschärften CoV-Situation allerdings fern.