Die Klimaaktivistin Greta Thunberg
APA/AFP/Andy Buchanan
„Blablabla“

COP26 für Thunberg ein Fehlschlag

Tausende junge Klimaaktivistinnen und -aktivisten sind im schottischen Glasgow für schnellen und konsequenten Klimaschutz auf die Straße gegangen. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg warf bei der von „Fridays for Future“ organisierten Demonstration den bei der Weltklimakonferenz COP26 versammelten Politikern am Freitag einmal mehr Untätigkeit angesichts der Klimakrise vor.

Es sei kein Geheimnis, dass die COP26 versage, sagte die Schwedin am Freitag auf dem George Square im Zentrum der schottischen Großstadt. „Es sollte klar sein, dass wir eine Krise nicht mit denselben Methoden lösen können, die uns überhaupt erst hineingebracht haben.“

Den Staats- und Regierungschefs warf die 18-Jährige vor Tausenden Mitdemonstranten vor, ganz bewusst darauf hinzuarbeiten, den Status quo zu erhalten und weiterhin Menschen und Natur auszubeuten sowie künftige Lebensbedingungen zu zerstören. „Die Anführer tun nicht nichts – sie schaffen aktiv Schlupflöcher und gestalten Rahmenbedingungen, um sich selbst zu nützen und weiterhin von diesem destruktiven System zu profitieren.“

„Greenwashing-Festival des Globalen Nordens“

Die Weltklimakonferenz habe sich zu einer PR-Veranstaltung entwickelt, während sich die Regierungen der wohlhabenderen Länder weiterhin weigerten, jegliche drastische Klimamaßnahmen zu ergreifen. „Es scheint, dass ihr Hauptziel ist, weiter für den Status quo zu kämpfen“, sagte Thunberg, um eine Kritik zu wiederholen, die sie bereits am Vortag via Twitter geäußert hatte: „Das ist keine Klimakonferenz mehr. Das ist jetzt ein Greenwashing-Festival des Globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des business as usual und des Blablabla.“

Klimaschützer demonstrieren in Glasgow
AP/Jon Super
Tausende Jugendliche nahmen an der Demonstration teil

Vor Thunberg hatte eine ganze Reihe weiterer Klimaschützer aus ärmeren Weltregionen auf der Bühne gesprochen. Sie kamen aus Ländern in Afrika, Asien und Südamerika, wo die Folgen der Klimakrise bereits heute stark zu spüren sind – und das trotz der Tatsache, dass diese Staaten mit ihren viel geringeren Emissionen deutlich weniger zum Klimawandel beigetragen haben als wohlhabendere Länder wie Deutschland, Großbritannien und die USA.

Appelle an reichere Länder

„Auf diesem UNO-Klimagipfel erleben wir wieder einmal Politiker, die große Worte und große Versprechungen machen“, sagte Mitzi Jonelle Tan von den Philippinen. Nötig seien eine drastische Verringerung der CO2-Emissionen sowie Entschädigungen des Nordens an den Süden für Anpassungsmaßnahmen zum Klimaschutz und für die Bewältigung von Verlusten und Schäden. „Wir müssen der Industrie mit fossilen Energien ein Ende bereiten.“

Thunberg übt scharfe Kritik an COP26

Klimaaktivistin Greta Thunberg hat bei einer Demonstration der „Fridays for Future“-Bewegung anlässlich der Weltklimakonferenz auf dem Glasgower George Square ein Rede gehalten. Für die Konferenz fand die junge Schwedin nur sehr kritische Worte. COP26 sei nur ein PR-Event, bei dem Greenwashing im großen Stil betrieben werde. Die Verantwortlichen seien nicht zu nachhaltiger Veränderung bereit und wollten weitermachen wie bisher, meinte Thunberg. Bereits am Samstag folgt in Glasgow eine weitere Demo, die nach den Erwartungen der Organisatoren mehr als 100.000 Menschen anlocken soll. Auch hier redet Thunberg. Der Protest ist Teil eines globalen Aktionstags, der nach Schätzungen der Organisatoren Hunderttausende in mehr als 200 Städten weltweit auf die Straße bringen wird.

Die kenianische Aktivistin Elizabeth Wathuti rief besonders die reicheren Länder auf, „ihrer historischen Verantwortung“ gerecht zu werden. „Bisher haben sie das nicht getan.“ Umweltgruppen weisen immer wieder darauf hin, dass insbesondere die Regierungen reicher Staaten ihre Klimaversprechen in der Vergangenheit häufig nicht gehalten hätten.

Schulfrei für schottische Kinder

„Ich hoffe, dass der heutige Tag etwas verändern wird“, sagte die neunjährige Zara, die gemeinsam mit ihrer Mutter an der Demonstration teilnahm. „Ich hoffe, dass mehr Bäume gepflanzt werden. Und dass es mehr Tiere gibt. Ich glaube, dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann.“

Auf Plakaten waren Slogans wie „Fossile Brennstoffe haben keine Zukunft“ oder „Verteidigt die Zukunft“ zu lesen. „Der Klimawandel ist schlimmer als Hausaufgaben“, hieß es auf einem weiteren Plakat. In Schottland hatten Schulen ihre Schüler vom Unterricht freigestellt, um ihnen die Teilnahme an der Demonstration zu ermöglichen.

Klimaschützer demonstrieren in Glasgow
AP/Alberto Pezzali
Großer Andrang am „Jugendtag“ der Konferenz

Nächste Demo am Samstag

Die COP26 läuft bis zum 12. November. Vertreter von 197 Nationen verhandeln in Glasgow über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Das Abkommen sieht die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Experten und die UNO warnen aber, dass die Erde derzeit auf eine Erwärmung von 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zusteuert.

Am Donnerstag hatten rund 20 Länder, darunter die USA und Kanada, das Ende der Finanzierung fossiler Brennstoffe im Ausland bis Ende 2022 angekündigt. Mehr als 40 Länder verpflichteten sich, grundsätzlich aus fossilen Brennstoffen auszusteigen, allerdings blieben Einzelheiten und Zeitplan hier vage.

Am Samstag steht gleich die nächste Demonstration auf dem Programm. Der Protest zur Halbzeit der Weltklimakonferenz ist Teil eines globalen Aktionstags, der nach Schätzungen der Organisatoren Hunderttausende in mehr als 200 Städten weltweit auf die Straße bringen wird.