Vier Frauen in Nordafghanistan ermordet

In der nordafghanischen Stadt Mazar-e Sharif sind vier Frauen ermordet worden, unter ihnen eine Bürgerrechtsaktivistin. Nach Angaben des talibangeführten Innenministeriums wurden zwei Tatverdächtige festgenommen, teilte Sprecher Qari Saeed Khosty heute mit. Die Verdächtigen hätten nach einem Verhör gestanden, dass sie ihre Opfer in ein Haus eingeladen hätten, sagte Khosty, ohne weitere Details zu nennen.

Die Frauen waren diese Woche tot in dem Haus im Wohngebiet Shahrak Khalid in Mazar-e Sharif aufgefunden worden. Angehörige eines der Opfer sagten einem örtlichen Radiosender, dass die Aktivistin namens Frozan Safi vor mehr als zwei Wochen über ein Drittland nach Deutschland evakuiert werden sollte. Als sie nichts mehr von ihr hörten, hätten sie gehofft, die Frau sei bereits außer Landes. Die Identität der übrigen drei Opfer ist noch nicht bekannt.

„Fürchterliche Eskalation“

Die für Frauenrechte zuständige stellvertretende Direktorin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Heather Barr, sprach jüngst von einer „fürchterlichen Eskalation“ der Übergriffe gegen Aktivistinnen in Afghanistan, die sich seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August intensiviert habe.

Seither dürfen Frauen nicht zurück an ihre Arbeitsplätze, und Mädchen dürfen nicht über die Primarschule hinaus unterrichtet werden, auch wenn die Taliban anderes versprochen hatten. Straßenproteste von Aktivistinnen wurden gewaltsam unterdrückt, viele von ihnen flohen aus dem Land.

Deutschland plant unterdessen Schritte für einen veränderten Umgang mit der Taliban-Regierung. Ziel der Bundesregierung sei es laut „Welt am Sonntag“ („WamS“), die Kommunikation mit den Taliban zu erleichtern, um besser humanitäre Hilfe für die Bevölkerung leisten zu können. Zudem werde überlegt, auch Pässe anzuerkennen, die unter der Herrschaft der Islamisten ausgestellt wurden.