Menschenschlangen vor dem Impfbus in Salzburg
APA/Stefanie Ruep
Nach 2-G-Ankündigung

Andrang bei Impfbussen

Die Entscheidung von Regierung und Ländern, de facto einen Lockdown für Ungeimpfte zu verhängen, zeigt offenbar Wirkung: Am Samstag war der Andrang auf Impfstellen, etwa Impfbusse, jedenfalls ungewöhnlich stark. Ein Anheben der Impfquote gilt als entscheidend im Kampf gegen die Pandemie – die zusätzlichen Impfungen werden sich aber erst mit Verzögerung positiv auswirken.

Die ÖVP-Grünen-Koalition hat in den letzten Monaten wiederholt versprochen, es werde keinen Lockdown für Geimpfte mehr geben. Tatsächlich zielen die neuen Maßnahmen fast ausschließlich auf Ungeimpfte ab. Für jeden und jede dieser Gruppe bedeuten die neuen Regeln, die bereits am Montag in Kraft treten, eine deutliche Einschränkung: Sie sind dann aufgrund der Verschärfung, sofern sie sich weiter nicht impfen lassen, aus dem öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen – denn nur Geimpfte und Genesene haben dann noch Zugang zu Gastronomie sowie fast allen Kultur- und sonstigen Veranstaltungen.

Übergangsweise kann man auch nur mit einer Impfung diese Verschärfung umschiffen. Damit soll, wer sich jetzt für eine Erstimpfung entscheidet, zusätzlich motiviert werden. Am Arbeitsplatz gilt freilich weiter die 3-G-Regel.

Menschenschlangen vor dem Impfbus in Salzburg
APA/Franz Neumayr
In mehreren Städten bildeten sich bei schönem Herbstwetter teils lange Schlangen vor Impfstationen

Noch nie so viele Neuinfektionen

Die Lage ist jedenfalls dramatisch: Mit 9.943 CoV-Neuinfektionen waren am Samstag die bisher meisten Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie im Vorjahr verzeichnet worden. Der bisherige Höchstwert vom 13. November 2020 – damals hatte man 9.586 Infektionen verzeichnet – wurde damit deutlich übertroffen. Ein Anstieg der Impfquote wird sich wie gewohnt nur mit zeitlicher Verzögerung auswirken, da es dauert, bis sich der Immunschutz aufgebaut hat.

Die Kombination aus hohen Infektionszahlen und verschärften Maßnahmen trieb am Samstag viele Menschen in Impfzentren, – busse und -straßen. In Wien kam noch dazu, dass seit Freitag an 35 Standorten auch ein Impfen ohne Anmeldung für den dritten Stich möglich ist. Wobei Michael Berger vom Arbeiter-Samariter-Bund sagte: „Impfen mit Anmeldung wäre optimal, so können wir uns besser einstellen. Wir versuchen, die Personen, die einen Termin gebucht haben, vorzuziehen. Die, die keinen Termin haben, müssen aktuell länger warten.“ Am Samstag waren es bis zu eineinhalb Stunden – mehr dazu in wien.orf.at.

Neustart für Impfzentren in Niederösterreich

Auch in Niederösterreich erlebten die Impfbusse nach dem Beschluss zur bundesweiten 2-G-Regel einen regen Andrang. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) kündigte an, dass die Impfzentren nun deutlich früher als geplant wieder in Betrieb gehen sollen, auf Anraten von Fachleuten schon „in wenigen Tagen“. Wie Notruf Niederösterreich gegenüber noe.ORF.at bestätigte, wurde bereits am Freitag mit 3.300 Impfungen in den Impfbussen ein neuer Rekord erzielt – mehr dazu in noe.orf.at.

In Tirol ist die Impfbereitschaft in den vergangenen Tagen ebenfalls angestiegen, sagte Impfkoordinator Christoph Stauder im Ö1-Mittagsjournal. Die Impfzentren seien gut ausgebucht, die Onlinetermine aktuell sehr voll – wobei aber auch Menschen ohne Termin kommen könnten, der Impfstoff sei gesichert. Auch vor den Impfkojen in den großen Einkaufszentren Vorarlbergs standen die Menschen am Samstag Schlange. Das Land reagierte bereits und kündigte an, das dortige Personal aufzustocken – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Auch in Salzburg wollten sich unerwartet viele Menschen rechtzeitig vor der neuen Regelung ab Montag impfen lassen. Die Impfangebote ohne Anmeldung des Roten Kreuzes wurden überrannt. Seitens der Landesregierung wurde auf zahlreiche neue Impfaktionen verwiesen, die ab nächster Woche im ganzen Bundesland geplant seien – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Aktuell werden allerdings deutlich mehr Auffrischungsimpfungen („dritter Stich“) als Erstimpfungen verabreicht. Das Gros der Impfwilligen sind also bereits vollständig Geimpfte, die sich den dritten Stich holen, um ihren Immunschutz zu erhöhen. Das ist sehr wichtig, insbesondere bei Risikogruppen und den Älteren. Aber es bringt Österreich dem Ziel, die im Vergleich zu westeuropäischen Ländern besonders niedrige Impfquote nochmals deutlich anzuheben, nur in Minischritten näher.

Warten auf Verordnung

Den am Freitag erfolgten Ankündigungen der Bundesregierung wird wie üblich noch eine Verordnung folgen müssen. Diese wird wohl spätestens am Sonntag vorliegen, da ansonsten die neuen Regeln nicht wie geplant am Montag in Kraft treten können. Ab dann soll die 2-G-Regel (geimpft oder genesen) überall dort gelten, wo bisher 3-G gilt: in der Gastronomie, Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistungen sowie Besuchen in Spitälern und Pflegeheimen.

Auch bei Veranstaltungen ab 25 Personen, egal ob die Sitzplätze zugewiesen sind oder nicht, soll ein 2-G-Nachweis kontrolliert werden. Für 2-G anerkannt wird in einer Übergangsfrist von vier Wochen auch schon die erste Impfung in Verbindung mit einem PCR-Test. Danach muss man jedenfalls doppelt geimpft oder im vergangenen halben Jahr genesen sein. Dort, wo Maske getragen wird, also im Handel, in Bibliotheken und Museen, soll bundesweit FFP2 der Standard sein. Einzig am Arbeitsplatz sollen Tests als Alternative möglich bleiben, somit weiterhin 3-G gelten.