Sänger Travis Scott während des Astroworld Festivals in Houston
AP/Invision/Amy Harris
Tote bei Musikfestival

Polizei warnte Rapper Scott

Nach der Massenpanik beim Astroworld-Musikfestival in Texas, bei der acht Menschen ums Leben gekommen sind, steht der Organisator, der Rapper Travis Scott, unter Druck: Gegen ihn und seinen Kollegen Drake wurde noch am Sonntag eine Klage eingebracht. Der Polizeichef von Houston hatte laut „New York Times“ („NYT“) Scott am Tag des Unglücks gewarnt.

Sowohl die Organisatoren als auch die Polizei hätten gewusst, dass die Menge bei dem Festival schwer zu kontrollieren sein könnte, berichtete die „NYT“ am Montag. Denn das war bereits zwei Jahre zuvor, als der aus Houston stammende Rap-Superstar Scott zuletzt das Festival Astroworld organisiert hatte, passiert.

Laut dem Bericht bereitete sich die Polizei monatelang auf den Einsatz vor. Mehr Polizeikräfte als beim letzten Mal wurden abgestellt, auch die Konzertagentur stellte mehr Sicherheitspersonal zur Verfügung. Houstons Polizeichef Troy Finner, der Scott persönlich kennt, habe Scott am Freitag in dessen Wohnwagen auf dem Festivalgelände besucht und ihm seine Bedenken mitgeteilt, berichtete die „NYT“.

Menschen legen Blumen vor das Gelände des Astroworld Festivals in Houston
AP/Robert Bumsted
Nach dem Unglück zeigen Menschen ihre Trauer mit Blumen und Kerzen

Eingeschworene Fans im Publikum

Zu seinem Auftritt würden eingeschworene Fans von ihm kommen, habe Finner zu Scott gesagt. Die Fans hätten seit Monaten dem Konzert entgegengefiebert – einerseits wegen der besonderen Atmosphäre bei Astroworld, andererseits und vor allem, weil es für viele nach den Monaten der Pandemie das erste Livekonzert war. Fans flogen von Kalifornien und Colorado oder fuhren mit dem Auto von Dallas und San Antonio nach Houston. Unter den 50.000 Besucherinnen und Besuchern, die Hunderte Dollar für ein Ticket zahlten, waren auch Volksschulkinder.

Fans drängten sich vor Bühne

Noch am Wochenende wurde eine Klage gegen Scott und seinen Rapper-Kollegen Drake wegen „Anstiftung zum Chaos“ eingebracht. Das bestätigte die Anwaltskanzlei Thomas J. Henry Law, welche die Klage eingereicht hatte. Kläger sei der 23-jährige Kristian Paredes, der bei der Massenpanik schwer verletzt wurde.

Das Unglück ereignete sich am Freitagabend beim Astroworld-Festival im Zentrum von Houston. Acht Menschen starben, 25 weitere Festivalbesucher erlitten Verletzungen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, einige von ihnen mit einem Herzstillstand.

Ein Rettungswagen inmitten Tausender Besucher während des Astroworld Festivals in Houston
Reuters/Twitter @onacasella
Ein Rettungswagen inmitten Tausender Zuschauerinnen und Zuschauer

Derzeit laufen die Ermittlungen zu den Ursachen der Massenpanik. Nach Angaben von Houstons Feuerwehrchef Samuel Pena drängte sich eine Menschenmenge vor der Bühne, was die Panik auslöste. „Innerhalb weniger Minuten gingen mehrere Menschen zu Boden und erlitten eine Art Herzstillstand“, erklärten die Ermittler.

„Es war die Hölle“, schilderte etwa der 17-jährige Nick Johnson der „New York Times“ die Ereignisse. Alle hätten sich plötzlich von hinten zur Bühne gedrängt. „Der Druck war so stark, dass ich nicht mehr atmen konnte“, beschrieb Emily Munguia dem Sender CNN das Chaos. Sie habe um Hilfe geschrien. Sie habe geglaubt, sie würde sterben, sagte die 22-jährige Konzertgängerin.

„Es war eine Todesfalle“

Um ihn herum seien Leute zusammengebrochen, sagte der Konzertbesucher Billy Nasser dem Sender CNN. „Menschen wurden zu Boden getrampelt“, es sei eine „Todesfalle“ gewesen. Währenddessen sei das Konzert weitergegangen. Augenzeugen stellten schockierende Videos ins Netz. Ein Clip zeigt ein Mädchen, das hilfesuchend auf eine Plattform für Kameraleute klettert und verzweifelt schreit, dass vor der Bühne Menschen sterben würden. Die beiden jüngsten Todesopfer waren 14 und 16 Jahre alt, unter den Verletzten ist auch ein zehnjähriges Kind.

Drake heizte laut Klage Stimmung weiter an

In der Klageschrift heißt es, Scott habe bereits bei früheren Veranstaltungen Chaos gestiftet. Drake wird vorgeworfen, er habe die Stimmung noch weiter angeheizt, als er auf die Bühne gekommen sei. Er habe seine Show fortgesetzt, obwohl die Menge außer Kontrolle gewesen sei. Auch der Konzertveranstalter Live Nation wurde von Paredes geklagt. Das Astroworld-Festival wird seit 2018 von Scott organisiert. Der 29-Jährige äußerte sich erschüttert über die Vorfälle.