Berliner Nationalgalerie erhält 100 Werke von Gerhard Richter

Die Nationalgalerie in Berlin in Deutschland erhält hundert Werke von Gerhard Richter. Ein langfristiger Leihvertrag zwischen der Gerhard Richter Kunststiftung und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde heute in Köln – dem Wohnsitz des Malers – unterzeichnet.

Die Werke sollen zunächst in der Neuen Nationalgalerie gezeigt werden und später im Museum des 20. Jahrhunderts, das gerade gebaut wird. Im Obergeschoß soll es dort einen Gerhard Richter gewidmeten Raum geben.

Die Sammlung von hundert Arbeiten besitzt einen enormen Wert, da Richter als einer der weltweit einflussreichsten Künstler gilt und seine Werke Spitzenpreise erzielen. „Hundert Werke von Gerhard Richter für Berlin – es ist und bleibt eine Sensation“, sagte der Geschäftsführende Direktor der Nationalgalerie, Joachim Jäger, nach einer Mitteilung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

„Birkenau“-Zyklus am bekanntesten

Zu dem Konvolut gehören sowohl fotografisch anmutende Gemälde in Richters charakteristischer Wischtechnik wie „Besetztes Haus“ (1989) als auch Glas- und Spiegelarbeiten wie „Spiegel grau“ (1991) und ein großer Teil des abstrakten Spätwerks. Diese teils großformatigen Gemälde schuf Richter noch als über 80-Jähriger in seinem Atelier in Köln-Hahnwald, bevor er das Malen aus gesundheitlichen Gründen einstellen musste.

Am bekanntesten ist der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014). Aufgrund seiner überragenden Bedeutung soll er ab 2023 dauerhaft am Kulturforum in den Häusern der Nationalgalerie zu sehen sein. „Birkenau“ besteht aus vier abstrakten farbigen Bildern. Zunächst hatte Richter vier Schwarz-Weiß-Fotografien abgemalt, die Insassen des Konzentrationslagers heimlich aufgenommen hatten.

Später übermalte er diese Bilder aber, sodass die ursprünglichen Motive nicht mehr zu erkennen sind. Das Ergebnis ist durchaus umstritten: Mehrere Kunsthistoriker haben Richter Beliebigkeit vorgeworfen, da man ohne den Titel nie auf die Idee käme, dass die Bilder etwas mit dem Holocaust zu tun haben könnten. Ivan Lefkovits, ein Überlebender aus dem KZ Bergen-Belsen, sagte dagegen: „Ich spüre die Gesamtheit des Holocaust, wenn ich das Bild anschaue.“

„Will kein eigenes Museum“

Im Museum des 20. Jahrhunderts sollen Richters Werke „im sinnvollen Kontext mit der Sammlung der Nationalgalerie präsentiert werden“, so die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Richter hatte 2019 der dpa gesagt, er wünsche sich, dass seine Arbeiten zusammen mit denen anderer Künstler ausgestellt würden.

„Ich will kein eigenes Museum“, so der Künstler. Zuvor hatte der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) die Idee eines Gerhard-Richter-Museums in Köln lanciert.