Grundrechteagentur: Lückenhafte Daten zu Antisemitismus

Die Europäische Grundrechteagentur (FRA) beklagt in ihrem jüngsten Bericht die nach wie vor lückenhafte Datenlage zu antisemitischen Vorfällen. Da jedes Land seine eigenen Definitionen und Sammelmethoden verwende, sei es nicht möglich, die Daten international zu vergleichen, hieß es in dem Bericht, der heute, am 83. Jahrestag der NS-Pogromnacht 1938, veröffentlicht wurde.

Der Bericht ist eine Zusammenstellung von Daten über antisemitische Vorfälle aus den 27 EU-Ländern sowie aus dem Beobachterstaat Serbien für die Jahre 2010–2020. Die FRA erwähnte dabei, dass die Definition von Antisemitismus und die Methode der statistischen Erhebung solcher Vorfälle große Unterschiede zeigten und daher keine vergleichende Statistik möglich sei.

Manche Länder erhoben gar keine eigenen Statistiken zu Antisemitismus, manche kooperierten zu diesem Zweck mit zivilgesellschaftlichen Organisationen.

FGA: Hunderte Vorfälle pro Jahr in Österreich

Der Bericht zitierte zu Österreich die Zahlen aus den österreichischen Verfassungsschutzberichten bis 2020. Diese behandeln das Thema Antisemitismus ausschließlich unter der Überschrift des Rechtsextremismus.

Ergänzend zitiert die FRA auch die inoffiziellen Daten, die zwischen 2010 und 2017 das Forum gegen Antisemitismus (FGA) bzw. ab 2019 das FGA und die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) gemeinsam erhoben haben.

Nach den Zahlen des Innenministeriums und des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) bewegten sich antisemitische Vorfälle in Österreich durchwegs in der Größenordnung von einigen Dutzend pro Jahr. Der deutlich höchste Wert wurde 2014 mit 58 Vorfällen erreicht. Der bei weitem überwiegende Teil waren Beschimpfungen (persönlich und im Internet) sowie Sachbeschädigungen.

FGA und IKG verzeichneten hingegen deutlich höhere Zahlen, die eine starke Steigerung zeigten und ab 2014 schon die Anzahl von mehreren hundert erreichten. Der höchste Wert wurde bisher 2020 mit 585 Vorfällen verzeichnet. Hier wurden auch im Internet veröffentlichte antisemitische Texte als „Vorfälle“ kategorisiert, was bei der früheren Datensammlung noch nicht der Fall war.