Der Herbst ist für Gärtnerinnen und Gärtner eine besonders intensive Zeit. Nach der Ernte steht oft das große Aufräumen an: Der Rasen wird möglichst spät noch einmal auf kurz getrimmt, verwelkte Blumen und häufig auch Gräser werden geschnitten. Dazu wird das gesamte Laub gerecht und oftmals in mehreren Fuhren im Anhänger oder Auto voller Säcke zum Mistplatz gebracht. Leere Gemüsebeete werden oft umgestochen. Die Fülle des Sommers weicht einer radikalen Kargheit.
Von prominenten Gartengestalterinnen und -gestaltern wie Pam Lewis, Piet Oudolf und Dan Pearson, die auf mehrjährige Stauden und Gräser setzen, bis zur Wissenschaft werden jedoch die Stimmen seit Jahren zunehmend lauter, beim „Herbstputz“ möglichst sanft und zurückhaltend vorzugehen. Geworben wird dabei für eine Portion „Unordentlichkeit“.
Freilich braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass es dann im herbstlichen Garten nichts zu tun gibt. Vom Laubrechen über einen Herbstputz der Gartengeräte bis hin zum Mulchen, dem Abdecken empfindlicher Rosen und Vorbereiten von Kübelpflanzen auf den Winter bleibt genug – aber eben etwas anders und vielleicht auch etwas gemütlicher. Dafür idealerweise mit etwas mehr Muße, der Verwandlung des Gartens zuerst im Herbst und dann erneut im Winter zuzusehen; um sich später daran zu erfreuen, wie Hecken, Stauden und Gräser Frost und weißer Schneepracht besondere Struktur verleihen. Denn ein winterlicher Garten kommt mit Schneehauben auf Samenständen, Frost auf Brokkoli und Hagebutten im Eiskleid gleich viel besser zur Geltung.
„Alles stehen lassen“
Allen, die einen Garten besitzen, rät Katja Batakovic von „Natur im Garten“ im ORF.at-Interview, nackten Boden möglichst zuzudecken. Am besten ist Laub – bis zu fünf Zentimeter dick – zum Mulchen geeignet, damit spart man sich auch das Wegführen. Der letzte Rasenschnitt eignet sich auch zum Mulchen. Das schützt den Boden vor dem Austrocknen, verbessert die Beschaffenheit des Bodens und fördert Bodenlebewesen wie den Regenwurm. Der Rasenmulch sollte aber dünn aufgetragen werden, da er sonst matschig wird.
Bei Gräsern, Blumen und Stauden rät die Gartenexpertin dazu, „alles stehen zu lassen“, denn Samenstände und Gräser sind für Insekten, Vögel, aber auch kleine Säugetiere wie Haselmäuse wichtig. Es gibt nur „ganz weniges, was man beim Herbstputz machen sollte“. Konkret nennt Batakovic das Zusammenbinden von Gräsern. Damit brechen diese nicht unter etwaiger Schneelast ein, und die Grasblätter können nicht herumfliegen und beim Nachbarn für Verärgerung sorgen.
Wer noch Laub übrig hat, kann es auch als Frostschutz rund um empfindliche Stauden oder für im Freien überwinternde Kübelpflanzen verwenden. Dazu die Kübelpflanze in einen Jutesack stellen und diesen dicht mit Blättern anstopfen.
„Wilde Ecken“
Laub auf Beeten oder am Rand fördert auch Nützlinge wie Igel, Salamander, Blindschleichen, Laufkäfer und Erdkröten, die unter dem Laub Unterschlupf finden.
Nicht zuletzt für Vögel sind „wilde Ecken“ in Gärten mit Brennnesseln, Beifuß, Gänsefuß und Disteln wichtig. Lässt man sie stehen und deren Samen zur Reife kommen, dienen sie laut BirdLife Österreich den ganzen Winter über als Futter für Wildvögel. Auch Zierblumen wie Nachtkerzen und Sonnenblumen locken Finken, Sperlinge und Ammern an, wenn man sie stehen lässt. Man kann so aktiv zur Stärkung der Biodiversität beitragen.
Pflanzen Vorsprung verschaffen
Der Herbst ist zudem die ideale Jahreszeit zum Pflanzen, denn Wurzelwachstum ist das erste, was Pflanzen machen. Und der Boden ist noch warm genug. Meist ist es erst im Jänner oder Februar wirklich zu kalt – auch wenn das je nach Gegend und Lage natürlich etwas variiert, wie Batakovic betont. Wenn man im Herbst pflanzt, spart man beim Bewässern. Vor allem aber können sich die Pflanzen „so auch auf die kommende Vegetationsperiode vorbereiten“ und sie haben quasi einen Vorsprung gegenüber im Frühjahr gesetzten Pflanzen, deren Wurzelwerk nach dem Einpflanzen zuerst einmal einen Kälteschock erleidet.
Nicht nur Gehölze, auch Stauden und Zwiebelpflanzen empfiehlt Batakovic bereits jetzt im Herbst einzupflanzen. Denn nur weil man nichts sieht, bedeutet das nicht, dass sich nichts tut. Narzissen und Krokusse sorgen dann früh für erste Farbtupfer – vielleicht noch mit Schnee rundherum.
Winter auf Balkonien
Wenn man sich auf dem Balkon gärtnerisch austobt, gilt es, so Batakovic, zwischen Saison- und Ganzjahresgärtnern zu unterscheiden. Sommerpflanzen sind ohne richtigen Keller nicht zu überwintern. Normale Keller im Haus sind dafür viel zu warm und zu dunkel. Wer kein richtiges Winterquartier hat – Freunde mit einem kalten Keller oder einen gewerblichen Gärtner zum Einstellen im Glashaus – kann hier alles abräumen, eventuell noch Setzlinge für das nächste Jahr abschneiden.
Winterfeste Stauden wie Erika, Heidekraut und bestimmte Farne können dagegen auch in Töpfen auf dem Balkon überwintert werden. Bei sehr kalten und sonnigen Tagen ist es wichtig, dass sie genügend Wasser bekommen und man sie bei Frost mit Jute oder Reisig abdeckt. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Pflanzen durch das im Boden gefrorene und somit trotz Sonne nicht verfügbare Wasser verdursten. Laut Batakovic hätten viele irrigerweise die Sorge, dass ihre Pflanzen in der Kälte erfrieren, dabei würden sie meist verdursten.