Schweiz: Neue Kontroverse über Bührle-Sammlung

In der Schweiz bricht eine Kontroverse über die umstrittene Kunstsammlung des einstigen Waffenfabrikanten Emil Bührle wieder auf. Ob sich darin womöglich Raubkunst befinde, sei nicht abschließend geklärt, sagte der Historiker Jakob Tanner.

„Es gab von dieser Stiftung her nie ein wirkliches Interesse an Aufklärung“, sagte er heute in einem Beitrag des SRF. „Da kann man einfach nicht davon ausgehen, dass man nachher Forschung hat, die den Standards standhält.“

Die Sammlung ist seit Anfang Oktober wieder in den Schlagzeilen. Zu dem Zeitpunkt eröffnete das Kunstmuseum Zürich seinen neuen Anbau, in dem ein großer Teil der Sammlung mit französischer Kunst zu sehen ist. Dazu gehören Werke von Monet, Cezanne und Gauguin.

Bührle, der mit Nazi-Deutschland Geschäfte gemacht hatte, hatte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mehrere Werke zurückgeben müssen, die als Raubkunst identifiziert worden waren. Er kaufte einige davon zurück.

Neue Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte gefordert

Das Kunstmuseum hat bisher immer auf die Forschung der Stiftung verwiesen und sich überzeugt gezeigt, dass keine Raubkunst mehr unter den Werken sei. Es zeigt die Archive der Bührle-Stiftung in einem neuen Dokumentationsraum, wo auch „Fragen zur Provenienz bestimmter Werke“ beantwortet würden.

Tanner war Mitglied der Bergier-Kommission, die ab 1996 die während des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz gelangten Vermögenswerte historisch und rechtlich aufgearbeitet hat. Nach Angaben der Kommission hatte die Bührle-Stiftung seinerzeit gesagt, es gebe keine Aufzeichnungen mehr, um mögliches Raubgut in Bührles Sammlung zu identifizieren. Später kamen neue Dokumente ans Licht. Die Historiker fordern jetzt eine neue Aufarbeitung der Geschichte der Sammlung.

Seitens der Sammlung Emil Bührle stehe weiterführender Forschungsarbeit nichts im Wege, teilte der heutige Direktor der Bührle-Stiftung, Lukas Gloor, mit. Gloor kam erst nach dem Ende der Bergier-Kommission 2002 ins Amt, wie er betonte.