Grafik zeigt 7-Tages-Inzidenz
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Pandemie

Inzidenz in Oberösterreich über 1.000

Entscheidende Indikatoren zeigen, dass die vierte CoV-Welle in Österreich noch lange nicht gebrochen ist. Der zuletzt explosionsartige Anstieg bei den Neuinfektionen treibt die 7-Tage-Inzidenz nach oben – mit Oberösterreich liegt erstmals ein Bundesland jenseits der 1.000er-Marke. Und besonders besorgniserregend: Die Zahl der CoV-Patientinnen und -Patienten auf Intensivstationen ist auf über 400 gestiegen.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt österreichweit mittlerweile 655 Fälle pro 100.000 Einwohner (Stand: Dienstag, 14.00 Uhr). In Oberösterreich ist die Inzidenz 1.020,6. Knapp dahinter liegt Salzburg mit 944,7 – was dort einem leichten Rückgang gegenüber dem Vortag entspricht. Aufgrund von Websiteproblemen des dortigen PCR-Test-Anbieters dürfte es sich aber um eine Verzerrung handeln, die in den kommenden Tagen korrigiert werden sollte.

Niederösterreich kam auf einen Wert von 670,3 und Kärnten 660,7. In Tirol war die 7-Tage-Inzidenz bei 585,6, in Vorarlberg bei 567,6 und in der Steiermark bei 551,5. Am besten standen das Burgenland mit einer 7-Tage-Inzidenz von 492,2 und Wien mit 408,7 da. Zum Vergleich: Am Dienstag vor eine Woche wurden innerhalb von 24 Stunden noch 5.398 Neuinfektionen verzeichnet, die 7-Tage-Inzidenz lag bei 403,9.

In allen Altersgruppen geht bei den vollständig Geimpften die 7-Tage-Inzidenz leicht zurück, während sie bei Nichtgeimpften oder nicht vollständig Geimpften rasant steigt.

Allzeithoch bei Neuinfektionen am Wochenende

Erst am Samstag wurde mit 9.943 innerhalb von 24 Stunden gemeldeten Neuinfektionen ein neues Allzeithoch seit Ausbruch der Pandemie gemeldet. Der bisherige Höchstwert vom 13. November 2020 – damals hatte man 9.586 Infektionen verzeichnet – wurde damit deutlich übertroffen. Zwar ist die Zahl der Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden nach den Rekordwerten am Wochenende derzeit nicht mehr so hoch, doch befürchtet werden muss – zumindest kurzfristig – ein weiterer Anstieg.

Mehr als 400 CoV-Patienten in Intensivbehandlung

Die Zahl der Intensivpatientinnen und -patienten mit einer Covid-19-Erkrankung überschritt unterdessen am Dienstag die 400er-Schwelle. Das ist ein weiterer zentraler Hinweis darauf, dass sich die CoV-Lage in Österreich weiter zuspitzt.

Oberösterreich – in dem Bundesland mit der niedrigsten Impfrate ist die Pandemie derzeit besonders schlimm – muss nun die Zahl der Spitalsbetten für CoV-Patienten auf Normalstationen von 500 auf 600 aufstocken. Zudem treten in den Krankenhäusern neben der 2-G-Regel auch wieder strengere Besuchsvorgaben in Kraft.

CoV: Krankenhäuser schlagen Alarm

Am Dienstag mussten österreichweit mehr als 400 CoV-Patienten auf Intensivstationen betreut werden. Vor allem in Salzburg ist die Lage ernst. In Oberösterreich gibt es unterdessen lange Wartezeiten bei den CoV-Impfungen, da die Nachfrage gestiegen ist.

In den letzten 24 Stunden kamen bundesweit 26 Patienten auf den heimischen Intensivstationen hinzu. Damit befanden sich laut Zahlen von Gesundheits- und Innenministerium (Stand: Dienstag, 9.30 Uhr) 403 Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion auf den heimischen Intensivstationen. Diese Zahlen meldeten die Bundesländer an den nationalen Krisenstab.

Insgesamt befinden sich laut Ministeriumszahlen derzeit 2.152 Personen und damit 150 mehr als am Vortag aufgrund des Coronavirus in Spitalsbehandlung. Auf hohem Niveau bleibt auch die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen: Den Ministeriumszahlen zufolge wurden innerhalb der letzten 24 Stunden 7.712 neue Fälle gemeldet.

Verschärfte Maßnahmen seit Montag in Kraft

Angesichts der steigenden Zahlen gelten seit Montag bundesweit neue Regeln, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Grob zusammengefasst gilt überall dort, wo bisher 3-G für den Einlass nötig war, nun 2-G – der Zutritt ist damit nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt. Am Arbeitsplatz gilt weiterhin die 3-G-Regel.

Die 2-G-Maßnahmen wurden kurzfristig am Freitag angekündigt, um den steilen Anstieg der Infektionszahlen zu stoppen, die Überlastung von Krankenhäusern zu verhindern und die Impfrate zu erhöhen.

Zur Durchsetzung der nun vielerorts geltenden 2-G-Regel will Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) den „Kontrolldruck in den nächsten Tagen deutlich erhöhen“. Dazu wird auch das Personal dafür aufgestockt. Neben 4.000 Polizisten und Polizistinnen im Streifendienst sollen 800 weitere Beamte in die Umsetzung der 2-G-Regel eingebunden werden.

Infektiologe: Maßnahmen zu spät

Der Infektiologe Richard Greil vom Landeskrankenhaus LKH Salzburg kritisierte in der ZIB2, dass die strengeren Maßnahmen zu spät kommen. Auch die Impfung könne die Welle nur langsam aufhalten. Er glaubt, dass es massive Kontaktreduktionen brauche, um die Welle zu brechen und den Krankenhäusern eine Atempause zu verschaffen. Von einem Lockdown will er zwar nicht sprechen, die Maßnahmen müssten aber sehr streng sein um effektiv zu wirken.

Infektiologe zur CoV-Lage in den Spitälern

Derzeit werden mehr als 400 CoV-Patienten auf Intensivstationen behandelt. Laut dem Infektiologen Richard Greil vom Uniklinikum Salzburg ist die Lage prekär. Er spricht über die aktuelle Lage in den Krankenhäusern sowie über die zuletzt gesetzten und mögliche weitere Maßnahmen.

Steigende Impfzahlen

Schon vor Einführung der 2-G-Regel kam es am Wochenende zu einem deutlichen Anstieg der Impfungen. Doch nicht alle Regionen waren auf die höhere Nachfrage vorbereitet. In Oberösterreich und in Tirol hatte am Sonntag nur jeweils eine Impfstation offen, in Salzburg und Vorarlberg waren alle geschlossen. Am Montag kündigten aber viele Bundesländer an, Impfzentren wieder zu öffnen, nachdem sie in den vergangenen Wochen wegen zu wenig Kundeninteresses stillgelegt worden waren.

Die Impfzahlen waren auch am Montag hoch. 40.389 Personen ließen sich impfen – so viele wie an keinem Montag seit Anfang Juli. Davon erhielten deutlich mehr als die Hälfte (24.211) eine dritte Impfung. Aber auch die 10.792 neuen Erstimpfungen sind für den traditionell eher impfschwachen Montag ein vergleichsweise hoher Wert.

64,6 Prozent mit gültigem Impfzertifikat

Die meisten Impfungen gab es einmal mehr in Wien (12.412) und Niederösterreich (8.813). Aber auch Oberösterreich hat – nachdem am Sonntag gerade einmal eine Impfstelle geöffnet hatte – am Montag 5.232 Impfungen durchgeführt.

Bei den Erstimpfungen liegt der Impfnachzügler Oberösterreich mit 2.099 sogar an zweiter Stelle hinter Wien (2.739) und noch vor Niederösterreich (1.898). Dahinter folgen Tirol (1.365 Erstimpfungen), die Steiermark (1.133), Salzburg (648), Kärnten (403), das Burgenland (189) und Vorarlberg (51). 267 Erstimpfungen konnten keinem Bundesland zugeordnet werden, etwa weil die geimpfte Person über keinen Hauptwohnsitz in Österreich verfügt.

In ganz Österreich verfügen damit aktuell 64,6 Prozent der Bevölkerung über ein gültiges Impfzertifikat – knapp 49.000 mehr als in der Vorwoche. Am höchsten ist die Durchimpfung nach wie vor im Burgenland mit rund 72 Prozent. Danach folgen Niederösterreich (67), die Steiermark (65), Wien (64), Tirol (63), Vorarlberg (62), Kärnten und Salzburg (61) sowie Oberösterreich mit knapp unter 60 Prozent.