Springer plant Infopflicht zu innerbetrieblichen Beziehungen

Der deutsche Medienkonzern Axel Springer will bis Jahresende ein Regelwerk mit Informationsstandards zu innerbetrieblichen privaten Beziehungen erstellen. Das bestätigte das Medienhaus in Berlin gestern auf Anfrage der dpa, zuvor hatte die Zeitung „Financial Times“ berichtet.

Im Kern geht es nach Angaben des Konzerns darum, dass der Arbeitgeber über Liebesbeziehungen informiert wird, bei denen ein Interessenkonflikt bestehen könnte, etwa bei Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Vorgesetzten und direkt untergebenen Kollegen. Hintergrund sind auch Konsequenzen aus früheren Ermittlungen im Frühjahr gegen Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt.

Soll Missbrauch entgegenwirken

Es soll keine generellen Verbote von Beziehungen geben, aber Mitarbeiter sollen in bestimmten Fällen, also bei Interessenkonflikten, verpflichtet werden, über Beziehungen zu informieren, wie es weiter vom Unternehmen hieß. Denkbar wäre zum Beispiel eine Vertrauensperson im Konzern oder eine zuständige Stelle in der Compliance- oder der Personalabteilung, die diese Informationen entgegennimmt. Die Privatsphäre solle möglichst gewahrt bleiben.

Das Ganze soll helfen, einem möglichen Missbrauch von Abhängigkeitsverhältnissen oder möglichen Ungerechtigkeiten in einer Abteilung durch Beziehungen und Nachteilen für Dritte entgegenzuwirken. Dabei wolle man internationale Standards festlegen, die für alle Länder gelten. Das Unternehmen beschäftigt rund 16.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Betriebsrat bisher dagegen

In einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) sagte Döpfner: „Schon vor vier Jahren wollten wir, unter dem Eindruck der MeToo-Bewegung in USA auf meine persönliche Initiative hin, eine Regel verabschieden, die Mitarbeiter verpflichtet, Liebesbeziehungen in einer Hierarchie offenzulegen. Aber das wurde von unserem damaligen Betriebsrat vehement abgelehnt. Unsere Arbeitnehmervertreterinnen zögern bis heute, eine solche Regel einzuführen.“ Er hoffe, bald zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen.

Der Prozess wurde laut Springer nach Abschluss des Compliance-Verfahrens gegen Reichelt neu gestartet. Im April habe der Vorstand beschlossen, dass eine solche Regelung eingeführt werden solle. Seither sei man in Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern.