Ex-Minister: Afghanische Armee war nie so groß wie behauptet

Die afghanische Armee hat laut einem ehemaligen Minister des Landes vor der Machtübernahme der Taliban nur über einen Bruchteil der angeblich unter Waffen stehenden Soldaten verfügt. Tatsächlich habe es allenfalls ein Sechstel der angeblich 300.000 Soldaten und Polizisten gegeben, sagte Ex-Finanzminister Khalid Payenda der BBC heute.

Grund dafür seien korrupte Praktiken von Offizieren gewesen, die für „Geistersoldaten“ Mittel von der Zentralregierung in Kabul erhielten. Den ehemaligen Präsidenten Ashraf Ghani verteidigte er jedoch gegen Korruptionsvorwürfe.

Chaotischer Abzug

Die militant-islamistischen Taliban hatten im August in atemberaubender Geschwindigkeit noch vor dem geplanten Totalabzug der US- und NATO-Truppen die Macht in Afghanistan übernommen. Die afghanische Armee überließ ihnen beinahe kampflos das Feld.

Die von den USA angeführte westliche Militärallianz, die über Jahre eine schlagkräftige afghanische Armee aufbauen wollte, musste die Hauptstadt Kabul zuletzt in einer chaotischen Evakuierungsmission verlassen.

329 Menschen nach Deutschland gebracht

Indes wurden heute 329 Personen aus Afghanistan nach Deutschland gebracht. Es handle sich um Ortskräfte und Schutzbedürftige samt deren Angehörigen. Die deutsche Bundesregierung danke Katar für die Mithilfe, dass der Flug möglich war. Katar organisiert derzeit den sehr eingeschränkten Betrieb auf dem Flughafen in Kabul.