Belarus droht EU mit Stopp von Gaslieferungen

Im Flüchtlingsstreit mit der Europäischen Union hat der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko mit Gegenmaßnahmen im Falle neuer EU-Sanktionen gedroht.

„Wenn sie neue Sanktionen gegen uns verhängen, müssen wir reagieren“, sagte Lukaschenko heute laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. Er nannte als Möglichkeit insbesondere den Stopp von Gaslieferungen, die aus Russland über eine Pipeline durch Belarus in die EU kommen. Die angedrohte Drosselung der Gaspipeline „Jamal – Europa“ würde in einem kleineren Ausmaß insbesondere Polen und Deutschland betreffen. Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja sprach von einem „Bluff“ Lukaschenkos, da Gaslieferstopps Minsk größeren Schaden zufügen würden als der EU.

Im Grenzgebiet zwischen Belarus und Polen stranden indes immer mehr Menschen. Mehrere tausend Geflüchtete verbrachten eine weitere Nacht im Freien, zahlreiche Menschen seien inzwischen erkrankt oder hätten sich beim Versuch, Grenzbarrieren zu überwinden, verletzt, hieß es.

Flüchtlinge an der Grenze zu Polen
Reuters

Die Lage an der Grenze hat sich seit Wochenbeginn dramatisch verschlechtert, nachdem sich Tausende Menschen von belarussischer Seite aus auf den Weg in Richtung EU machten.

Auch die Rolle Russlands rückt verstärkt in den Fokus. Bitten, auf den verbündeten Machthaber Lukaschenko einzuwirken, wurden allerdings vom Kreml abgeschmettert. Stattdessen sendet Moskau deutliche Signale der Unterstützung für Lukaschenko. Bereits zum zweiten Mal hintereinander probten zwei russische Tu-160-Kampfflugzeuge, die auch mit Atomwaffen bestückt werden können, Bombenangriffe in einer Übung in Belarus.