Touristen genießen den Blick über die Berge
ORF.at/Carina Kainz
2-G und Infektionszahlen

Bangen um die Wintersaison

Der Sommer ist für die Tourismuswirtschaft – auch wenn noch nicht alles beim Alten war – bedeutend besser verlaufen als der vor einem Jahr. Auf die Wintersaison werfen allerdings steigende Coronavirus-Infektionszahlen und strenge, international unterschiedliche Regeln für die Gäste ihre Schatten voraus. Besonders mögliche Reisewarnungen hängen wie ein Damoklesschwert über der kommenden Skisaison.

Buchungszahlen und Umsatz in der vergangenen Sommersaison lagen laut Daten etwa des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) und der Statistik Austria zwar noch deutlich unter dem Niveau von vor der Pandemie (2019), sahen allerdings schon bedeutend besser aus als im Vorjahr. Das aktuelle Infektionsgeschehen trübe allerdings die Aussichten auf die Wintersaison, hatte es zuletzt vom WIFO geheißen.

Dazu kommt, dass Deutschland – das wichtigste Land für den Skitourismus – Österreich am Freitag auf die Liste der Hochrisikogebiete setzen will. Medienberichten zufolge soll die Einstufung schon ab Sonntag in Kraft treten. Als Hochrisikogebiete werden vom Robert-Koch-Institut (RKI) Länder und Regionen mit besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Österreich war erst im Juni von der Liste gestrichen worden.

Bisher reichte für die Einreise aus Österreich nach Deutschland ein 3-G-Nachweis. Künftig gilt eine Anmelde- und zehntägige Quarantänepflicht. Für Geimpfte und Genesene entfällt Letztere. Sie müssen künftig vor der Einreise eine digitale Einreiseanmeldung durchführen und dabei ihren Impf- oder Genesungsnachweis hochladen. Bei der Einreise ist die Bestätigung der Anmeldung mitzuführen.

Reisewarnungen wären fatal

Die Hotelwirtschaft zeigt sich nun eher pessimistisch als optimistisch. Auch Walter Veit, Vizepräsident und Landesvorsitzender für Salzburg in der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), rechnete zuletzt damit, dass das staatliche deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) in seiner wöchentlichen Einschätzung der Lage am Freitag Österreich wieder auf seine Risikoliste setzen könnte. Andere Länder könnten nachziehen, die Folgen für die Saison wären fatal – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Skifahrer und Skifahrerinnen auf der Piste
ORF.at/Christian Öser
Reisewarnungen hätten nochmals enorme Folgen für den Wintertourismus

ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer schlug als wirksame Maßnahme die Wiedereinführung der FFP2-Masken-Pflicht in Hotels vor: „Die wurde von den Gästen sehr gut angenommen und war ein effektiver Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie, den wir jetzt wieder leisten wollen. Am besten so rasch wie möglich.“ Der Anteil der Infektionen in Hotellerie und Gastronomie liege zusammen bei zwei Prozent, „und das ohne Cluster“, weil in die Sicherheit von Gästen und Personal viel investiert würde, wie es am Donnerstag in einer Aussendung hieß.

„Anlass zu Pessimismus“

„Die Aussichten für die kommenden Monate und damit für die im Fall Österreichs so wichtige touristische Wintersaison bleiben höchst unsicher, wobei die aktuelle epidemiologische Lage Anlass zu Pessimismus gibt“, hatte es am Dienstag vom WIFO geheißen. Es sei zu befürchten, dass die in Österreich und auch in anderen europäischen Ländern stark steigenden Infektionszahlen und damit einhergehenden notwendigen Maßnahmenverschärfungen „massive Auswirkungen auf die potenzielle wie realisierte Nachfrage nach Urlaubsreisen haben werden“.

Neben einer Zurückhaltung bei Buchungen sowie Stornierungen bereits gebuchter Reisen durch verunsicherte Gäste stünden auch besagte Reisewarnungen der für Österreich wichtigsten Quellmärkte im Raum. Gemeint war wiederum vor allem Deutschland. „Die niedrige heimische Impfquote, die zudem in einigen tourismusintensiven Regionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, treibt nicht nur das epidemiologische Geschehen“, sondern konterkariere auch das Image Österreichs als sicheres Urlaubsland.

Schwierige Prognosen

Prognosen zur angelaufenen Wintersaison seien unter diesen Rahmenbedingungen kaum möglich. Die Tourismuswirtschaft jedenfalls ist sich in einem Punkt einig: Ein neuer Lockdown müsse verhindert werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Menschen auf einer Hütte beim Apres Ski
ORF.at/Christian Öser
Skitouristen sind besonders in Salzburg und Tirol ein zentraler Wirtschaftsfaktor

Österreichs Wirtschaft ist generell stark vom Tourismus abhängig – das gilt besonders für Salzburg und Tirol. In diesen Bundesländern kämen 14 bis 17 Prozent der Wertschöpfung und Beschäftigung aus dem Fremdenverkehr, zeigen Berechnungen wiederum von WIFO und Statistik Austria. In der heimischen Wirtschaft insgesamt trägt der Tourismus 7,4 Prozent zur Wertschöpfung und 7,9 Prozent zur Beschäftigung bei.

„Gut vorbereitet“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte vergangene Woche in einer Aussendung betont, es sei wichtig, „eine Einstufung als Risikogebiet und Reisewarnungen zu vermeiden, hierzu würden laufend Sitzungen stattfinden“. Die Impfquote müsse steigen. Für Tourismus und Gastronomie stehe „viel auf dem Spiel, gut durch die aktuelle Infektionswelle zu kommen“.

Insgesamt sei man für den Wintertourismus aber gut vorbereitet, sagte etwa der Landesobmann des ÖVP-Wirtschaftsbundes des Landes Tirol, Franz Hörl, und verwies auf die Ausarbeitung der „Winterverordnung“ und Köstinger unter anderem auf die 3-G-Regel für Seilbahnen. Was die Maßnahmen durch den Stufenplan der Bundesregierung angehe, würden diese „vor allem Ungeimpfte betreffen“. Die Ministerin sprach in diesem Zusammenhang von einer „Pandemie der Ungeimpften“.

Weihnachten für Ungeimpfte „ungemütlich“

Laut Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) werden Winter und Weihnachten für Ungeimpfte „ungemütlich“. Ein Lockdown für Ungeimpfte sei, so wie es aussehe, „vermutlich unvermeidbar“. Gemeinsam mit Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) warb er neuerlich für das Impfen.

Einem Lockdown für Geimpfte erteilte er weiter eine Absage: „Ich sehe nicht ein, dass zwei Drittel ihrer Freiheit verlustig gehen, weil ein Drittel zaudert“, so Schallenberg. „Für mich ist klar: Es soll keinen Lockdown geben der Geimpften aus Solidarität für die Ungeimpften.“

Auch internationaler „Fleckerlteppich“ bei Regeln

Probleme, speziell für Gäste aus Osteuropa, kann im Tourismus aber auch bringen, dass der russische Impfstoff „Sputnik V“ in Österreich nicht anerkannt ist. Der niederösterreichische FPÖ-Tourismussprecher Reinhard Teufel äußerte am Donnerstag in diesem Zusammenhang per Aussendung die Befürchtung, dass für diese Touristinnen und Touristen „durch die neue 2-G-Regel der Bundesregierung die Wintersaison beendet“ sei, bevor sie begonnen habe.

Aufgrund der rasch steigenden Infektionszahlen haben einige EU-Länder ihre Maßnahmen mittlerweile drastisch verschärft. Durch diese von Land zu Land verschiedenen Regeln – also auch international der vielzitierte „Fleckerlteppich“ unterschiedlicher Regeln – wächst generell die Sorge vor einem bevorstehenden Reisechaos in der Skisaison.