Der ehemalige Präsident von Südafrika Frederik Willem de Klerk
APA/AFP/Walter Dhladhla
1936–2021

Frederik Willem de Klerk ist tot

Südafrikas ehemaliger Präsident und Friedensnobelpreisträger Frederik Willem de Klerk ist tot. De Klerk, der 1989 mit einem radikalen Reformkurs die Abschaffung von Südafrikas rassistischem Apartheid-Regime einleitete und mit Nelson Mandela zusammen abschaffte, sei im Alter von 85 Jahren gestorben, teilte die FW-de-Klerk-Stiftung am Donnerstag mit.

Er sei Donnerstagfrüh in seinem Haus in der Touristenmetropole Kapstadt friedlich dem Kampf gegen eine Krebserkrankung erlegen, hieß es. De Klerks Name ist auf immer untrennbar mit dem von Mandela verknüpft, mit dem er gemeinsam den Übergang vom Apartheid-Regime zu einer Demokratie dirigierte und sich den Nobelpreis teilte. Das Land war wegen der systematischen Trennung von Schwarzen und Weißen seit den 1980er Jahren international isoliert.

De Klerk galt mit Mandela als Mann eines friedlichen Übergangs – auch wenn später ähnlich wie bei Mandela eine Neubewertung seiner historischen Verdienste einsetzte.

Nelson Mandela, Desmond Tutu und Willem de Klerk
AP/Obed Zilwa
Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu und de Klerk bei der Feier zu de Klerks 70. Geburtstag im Jahr 2006

Überraschende Wende

Das Land und die Welt überraschte der Jurist mit einem radikalen Reformkurs, als er Ende 1989 Präsident des Kap-Staates wurde. Denn nur vier Jahre später war die Apartheid dort Geschichte: De Klerk ließ den Ex-Staatsfeind Nummer eins, Mandela (1918–2013), frei und führte mit ihm den friedlichen Machtwechsel herbei.

Nur eine Verhandlungslösung mit der schwarzen Bevölkerungsmehrheit könne das Land befrieden, hatte de Klerk zu Beginn seiner Präsidentschaft gewarnt. „Die Alternative ist eine Eskalation der Gewalt, der Spannungen und des Konflikts“, sagte er in einer Rede zur Parlamentseröffnung, die für die Apartheid den Anfang vom Ende markierte. Südafrika befinde sich seit Jahrzehnten im Griff der Gewalt. „Es ist Zeit für uns, die Spirale der Gewalt zu beenden und einen Durchbruch zu Frieden und Versöhnung zu machen“, forderte er.

De Klerk: „Katastrophe“ abgewendet

Dabei galt de Klerk lange als äußerst konservativ und als Verfechter des Apartheid-Systems. „Er schien der Inbegriff eines Mannes des Staatsapparats zu sein“, beschrieb ihn Mandela in seiner Autobiografie. „Nichts in seiner Vergangenheit schien auf einen Schatten eines Reformgeistes hinzuweisen.“

20 Jahre später sagte de Klerk rückblickend, seine Entscheidung habe „eine Katastrophe“ abgewendet, die Weißen aus ihrer „Isolation und Schuld“ befreit und den Schwarzen ermöglicht, „Würde und Gleichheit“ zu erlangen.

Gemeinsam Friedensnobelpreis erhalten

Im Oktober 1993 wurden de Klerk und Mandela gemeinsam für ihren Versöhnungswillen und „ihre persönliche Integrität und ihren großen politischen Mut“ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Bei der ersten demokratischen Wahl 1994 gewann Mandelas Afrikanischer Nationalkongress (ANC) mit 62 Prozent der Stimmen erwartungsgemäß eine Mehrheit, de Klerks NP kam auf gut 20 Prozent der Stimmen. In der Einheitsregierung unter Mandela wurde de Klerk einer von zwei Vizepräsidenten, verlor jedoch schnell Einfluss.

De Klerk: Letzte Worte der Entschuldigung

Mit einer vor seinem Tod aufgenommenen Videobotschaft hat der ehemalige südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Frederik Willem de Klerk postum um Entschuldigung für die langjährige Rassentrennung in Südafrika gebeten. Der letzte Präsident des Apartheid-Regimes entschuldigte sich „ohne Einschränkungen“ für das daraus resultierende „Leid, den Schmerz und die Demütigung“. De Klerk ist mit 85 Jahren an Krebs gestorben.

Jahrelang Teil des Apartheid-Regimes

De Klerk war mit 36 Jahren zum ersten Mal ins Parlament gewählt worden. Sechs Jahre später wurde er ins Kabinett berufen. Von 1978 bis 1989 war er in verschiedenen Ministerämtern eine der tragenden Säulen des Staates, der die schwarze Bevölkerungsmehrheit systematisch unterdrückte. De Klerk war ein Gewächs des Systems, das er später abschaffte – ähnlich wie sein russischer Zeitgenosse Michail Gorbatschow, der in Moskau Glasnost und Perestroika einleitete.

Wegen der Apartheid wurde Südafrika in den 1980er Jahren international isoliert, die Wirtschaft litt unter Sanktionen. Gleichzeitig gab es immer mehr Proteste der unterdrückten schwarzen Bevölkerung. Das Land wurde zunehmend unregierbar. Als de Klerk 1989 an die Spitze der Nationalen Partei (NP) gewählt wurde, galt er als Reformer, der ein „Gleichgewicht der Gruppen“ suchte – mehr Rechte für die schwarze Mehrheit, aber keine Gleichberechtigung.

Durch Zusammenbruch des Ostblocks erleichtert

Ein Jahr später, als frisch gekürter Präsident, kündigte de Klerk überraschend die Aufhebung der Trennung von Schwarz und Weiß sowie die Legalisierung der Opposition an, darunter auch Mandelas ANC.

De Klerks Vorpreschen wurde erleichtert durch den Kollaps des Ostblocks: Die Furcht, dass eine Beteiligung der ANC-Freiheitskämpfer zum Kommunismus führen würde, hatte sich erledigt. Drei Monate nach der Rede begannen formelle Gespräche der zwischen Regierung und der von Mandela geleiteten ANC-Delegation. Im August verpflichtete sich der ANC zur Aussetzung des bewaffneten Kampfes. Die Regierung erklärte sich dafür zur Freilassung von 3.000 politischen Gefangenen bereit.

Ließ Kurs in Referendum bestätigen

Die Verhandlungen wurden jedoch von blutigen Unruhen und Anschlägen überschattet. Vor allem in der südlichen Provinz KwaZulu-Natal schürten Kämpfe zwischen Zulus der Inkatha-Freiheitspartei (IFP) und dem ANC Angst vor einem Bürgerkrieg. De Klerk befand sich in den Verhandlungen oft zwischen den Sesseln: Den Schwarzen ging es nicht schnell und nicht weit genug, nach Ansicht vieler Weißer ging alles zu schnell und zu weit.

Um sich des Rückhalts der weißen Bevölkerung zu versichern, setzte de Klerk 1992 ein Referendum an. Bei hoher Wahlbeteiligung stimmten rund 69 Prozent für weitere Reformen.

De Klerk, der 1959 Marike Willemse geheiratet hatte, hinterlässt aus der 1998 geschiedenen Ehe die Kinder Jan, Willem und Susan. Kurz nach seiner Scheidung heiratete de Klerk die Griechin Elita Georgiades.