Schild mit der Aufschrift „Sorry we’re closed“
APA/Barbara Gindl
Oberösterreich und Salzburg

Ampelkommission für regionale Lockdowns

Die Ampelkommission fordert dringend weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Krise. Für Oberösterreich und Salzburg wird de facto ein Lockdown für alle empfohlen – das lehnen die beiden betroffenen ÖVP-Landeshauptleute bisher trotz des Drängens des Gesundheitsministers ab. Oberösterreich verhängt aber überraschenderweise einen Lockdown für Ungeimpfte. Verschärfungen gibt es in drei Ländern an den Schulen.

In bisher ungekannter Weise schildert die Ampelkommission die Dramatik der Situation. Da mit hoher Wahrscheinlichkeit ein sehr hohes Systemrisiko in den Krankenanstalten erreicht werde, stehe die medizinische Versorgung der Bevölkerung vor einer ernstzunehmenden Bedrohung.

Angeregt wird daher, Ungeimpften auch den Zugang zum nicht notwendigen Handel (also beispielsweise Kleidung, Elektronik etc.) sowie zu Museen zu untersagen. Aber man geht davon aus, dass selbst diese Maßnahmen wie auch eine Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich, die ebenfalls befürwortet wird, nicht reichen werden.

Empfehlungen, die Lockdown gleichkommen

Daher schlägt die Kommission zumindest regional in besonders betroffenen Gebieten wie Oberösterreich und Salzburg weitgehendere Schritte vor, die einem Lockdown gleichkommen. Konkret verlangt werden „allgemein gültige kontaktreduzierende Maßnahmen“, etwa die Beschränkung von Hochrisiko- und Risikosettings wie Zusammenkünften im privaten und öffentlichen Bereich, in der Gastronomie und im nicht essenziellen Handel. Bei Nichteintreten einer Trendumkehr seien diese Maßnahmen bundesweit auszurollen.

Stelzer kündigt Lockdown für Ungeimpfte an

Solche regionale Lockdowns wollte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Mittwoch bereits für Oberösterreich und Salzburg, setzte sich gegen die beiden ÖVP-Landeshauptleute Thomas Stelzer (Oberösterreich) und Wilfried Haslauer (Salzburg) aber nicht durch. Stelzer kündigte nun Donnerstagnachmittag einen Lockdown für Ungeimpfte an, bei dem die Frage ist, wie ein solcher überprüft werden soll. Mit der 2-G-Regel gelten zudem seit Montag für Ungeimpfte lockdownähnliche Regeln – mehr dazu in ooe.ORF.at

Als Problem zeigt sich derzeit nicht nur die Entwicklung auf den Intensivstationen, sondern auch auf den Normalabteilungen. Die Fallzahlen dort stellten für das Gesundheitssystem zunehmend eine Überforderung der betroffenen Einrichtungen dar. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal wird insbesondere im stationären Bereich als kritischer Faktor gesehen.

Maskenpflicht in Klassen in drei Ländern

Unmittelbare Folgen hat die Sitzung der Kommission bereits für die Schulen in Nieder- und Oberösterreich sowie in Tirol. Bisher standen alle Länder auf Risikostufe zwei, die im Wesentlichen einen normalen Betrieb plus dreimaliges Testen pro Woche darstellt. Das ändert sich ziemlich drastisch mit Stufe drei.

Zusätzlich zu der Maskenanordnung sind Schulveranstaltungen wie Wandertage und Skikurse verboten, auch Unterrichtsangebote mit externen Partnern wie Vereinen dürfen nicht mehr durchgeführt werden. Konferenzen und Elternsprechtage müssen in digitaler Form stattfinden.

Ganz Österreich bleibt rot

Da der 14-Tage-Trend bei den Neuinfektionen weiter überall nach oben zeigt, bleiben folgerichtig auf der Ampel sämtliche Bundesländer im roten Bereich, der sehr hohes Infektionsrisiko ausdrückt. Ober- und Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg drohen bei den Intensivkapazitäten in den kommenden beiden Wochen über die kritische 33-Prozent-Marke zu klettern. Der Trend bei den über 65-Jährigen ist weiter im gesamten Bundesgebiet negativ, auch in dieser Altersgruppe steigen die Infektionszahlen stark .

Wie gefährlich die Situation im Land mittlerweile ist, illustriert auch die Risikozahl, die sich aus den für die Farbgebung relevanten Faktoren ergibt. Unter 100 beginnt der orange Bereich des ohnehin hohen Risikos, und das Bundesland mit dem aktuell besten Wert, die Bundeshauptstadt, liegt bei 214. Tirol als Land mit dem schlechtesten befindet sich bei 1.057. Vor einer Woche lautete die Risikozahl dort noch 581.

Weniger als ein Viertel asymptomatisch

Nur noch 23 Prozent der Fälle in Österreich sind asymptomatisch, was einerseits wohl mit dem heftigeren Verlauf der Delta-Variante, andererseits mit dem vergleichsweise niedrigen Testniveau zusammenhängen dürfte. In Tirol, einem Nachzüglerland diesbezüglich, wurde gar nur ein Prozent der aufgetauchten Fälle als asymptomatisch beschrieben. Wien testet mit Abstand am meisten und hat auch einen Anteil von 47 Prozent an asymptomatischen Fällen.

Kontaktverfolgung funktioniert nur noch rudimentär

Abgeklärt werden bundesweit nur noch 35 Prozent der Fälle, klar am meisten in Wien und im Burgenland, am wenigsten, nämlich 20 bzw. 27 Prozent, in Oberösterreich und Tirol. Oberösterreich hat auch die bei weitem höchste rohe sowie risikoadjustierte 7-Tage-Inzidenz an Fällen. Vöcklabruck war zuletzt der Bezirk mit den schlechtesten Werten gefolgt von Waidhofen/Ybbs und Braunau. Hollabrunn, Bruck/Mur und Mödling stehen noch am besten da.