„Zinsfantasien“: EZB hält an Inflationsplänen fest

Angesichts zunehmender „Zinsfantasien“ an den Finanzmärkten versuchen EZB-Führungsmitglieder die Erwartungen an eine frühzeitige Straffung der Geldpolitik zu dämpfen. Das litauische Ratsmitglied Gediminas Simkus betonte heute, die Inflationsrate dürfte 2023 wieder unter den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) sinken, womit die von der EZB festgelegten Bedingungen für eine Zinserhöhung nicht erfüllt sein dürften.

Auch sein finnischer Kollege Olli Rehn betonte, die Notenbank bleibe trotz der erhöhten Inflation bei ihrer Linie, „geduldig und umsichtig“ vorzugehen. Auf dem Geldmarkt wird jedoch mittlerweile damit gerechnet, dass die EZB bis Ende nächsten Jahres zwei Zinserhöhungen beschließen wird.

Inflation auf 13-Jahre-Hoch

Die Teuerungsrate im Euro-Raum lag im Oktober mit 4,1 Prozent so hoch wie seit über 13 Jahren nicht mehr. Die EZB geht jedoch davon aus, dass der Preisschub vor allem auf temporären Faktoren im Zuge der Krise beruht und 2022 nachlassen wird. Sie strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Die Hüter des Euro stehen international jedoch nicht allein mit dem Inflationsproblem da. In den USA kam es im Oktober zu einem noch weit kräftigeren Preisschub von 6,2 Prozent. „Angesichts der anhaltend starken Inflationsdynamik rechnet der Markt zunehmend mit einer schnelleren Zinswende in den USA, während die meisten US-Notenbankmitglieder einen ersten Zinsschritt weiter erst gegen Ende 2022 oder Anfang 2023 erwarten“, so Commerzbank-Analyst Hauke Siemßen.