Experten für Maßnahmen, „die sehr kurzfristig wirken“

Angesichts der dramatischen Infektionszahlen haben sich namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem Appell an Politik und Bevölkerung zu Wort gemeldet. Das unter anderem von den Virologen Dorothee von Laer, Andreas Bergthaler und Florian Krammer gezeichnete Papier fordert „konsequente Maßnahmen zur Kontaktreduktion“, die Erhöhung der Impfquote und verpflichtende PCR-Tests auch für Geimpfte. Von der Politik fordern die Experten, Partikularinteressen hintanzustellen.

„Wir wollen möglichst viel von unserem alten Leben zurück! Und wir schaffen das, wenn wir uns gemeinsam anstrengen“, heißt es in dem gestern Abend veröffentlichten „unabhängigen Statement der Wissenschaft“ unter dem Titel „Zurück zur Normalität“. Die vierte Infektionswelle sei wegen der niedrigen Impfrate von zahlreichen Expertinnen und Experten erwartet worden. Daher brauche es nun konsequente und „sehr kurzfristig“ wirkende Maßnahmen zur Kontaktreduktion, um die fehlende Immunisierung auszugleichen.

„Aus 2-G muss ein 2-G Plus werden“

Konkret schlagen die Experten eine FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen sowie PCR-Testpflicht in Lokalen auch für Geimpfte und Genesene vor: „Aus 2G muss ein 2G plus werden; dies muss konsequent umgesetzt und auch kontrolliert werden.“ Auch flächendeckende PCR-Tests an den Schulen sollen verwendet werden, um infizierte Schülerinnen und Schüler sowie ihre Haushaltsmitglieder zu isolieren und die Infektionsketten damit zu durchbrechen. Am Arbeitsplatz sollten Ungeimpfte ebenfalls PCR-Tests vorlegen müssen, anstatt die weniger verlässlichen Antigentests.

Die Experten verweisen darauf, dass ein Erkrankter aktuell bis zu 1,4 weitere Menschen anstecke. „Bei einem momentanen Reproduktionsfaktor von 1,2 bis 1,4 müssen wir Kontakte um 30 Prozent reduzieren“, heißt es in dem Papier. „Dazu sind nur durchgreifende und unmittelbare Maßnahmen geeignet. Die bisher im Stufenplan vorgesehenen Maßnahmen haben kaum dämpfende Wirkung gezeigt.“

Weiters fordern die Experten eine „Impfoffensive“ – sowohl bei den noch Ungeimpften als auch zur Forcierung der Auffrischungsimpfungen. Diese würden zwar nur längerfristig wirksam, seien aber essenziell. Die Bedeutung, Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung müsse transparent, konsequent und wiederholt kommuniziert werden.

Reaktion auf Haslauer-Sager

Das „unabhängige Statement der Wissenschaft“ gilt auch als Reaktion auf abschätzige Bemerkungen des Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP). Er hatte am Mittwoch gemeint, „dass es Virologen am liebsten wäre, jeden Österreicher in ein Zimmer zu sperren“. Wissenschaftler und Ärzte kritisierten ihn daraufhin scharf und warfen ihm vor, von politischem Versagen abzulenken und ‚Fake News‘ zu verbreiten. Im Expertenpapier heißt es in Richtung Politik: „Die Kommunikation in der Öffentlichkeit muss konsequent, faktenbasiert, ehrlich und transparent sein. Das Ziel der Pandemiekontrolle im Wohle und im Interesse der gesamten Gesellschaft muss vor (politischen) Partikularinteressen stehen.“

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