Mit dem Beschuss eines russischen Satelliten sei Weltraumschrott entstanden, „der das Leben von Astronauten, die Integrität der Internationalen Raumstation und die Interessen aller Nationen gefährdet“. Die US-Raumfahrtbehörde NASA schloss sich Blinkens Kritik an. „Ich bin empört über dieses unverantwortliche und destabilisierende Vorgehen“, teilte NASA-Chef Bill Nelson mit.
„Mit seiner langen und traditionsreichen Geschichte in der bemannten Raumfahrt ist es unvorstellbar, dass Russland nicht nur die amerikanischen und internationalen Partnerastronauten auf der ISS, sondern auch seine eigenen Kosmonauten gefährdet.“ Das Vorgehen sei „rücksichtslos und gefährlich und bedroht auch die chinesische Raumstation“, sagte Nelson.
Mehr als 1.500 nachverfolgbare Trümmerteile
Das Weltraumkommando (Space Command) der US-Streitkräfte teilte mit, der Test am Montag habe bisher mehr als 1.500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert. Vermutlich würden diese letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und „über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben“. Das bedeute „ein erhebliches Risiko für die Besatzung der Internationalen Raumstation und andere bemannte Raumfahrtaktivitäten sowie für die Satelliten mehrerer Länder“.
„Russland hat gezeigt, dass es die Sicherheit, den Schutz, die Stabilität und die langfristige Nachhaltigkeit des Weltraums für alle Nationen bewusst missachtet“, kritisierte US-General James Dickinson vom Weltraumkommando. „Russland entwickelt und setzt Fähigkeiten ein, um den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten und Partnern den Zugang zum Weltraum und dessen Nutzung aktiv zu verweigern.“
ISS zweimal kurz geräumt
Wegen einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott war die ISS am Montag zweimal kurzzeitig geräumt worden. Der Kosmonaut Pjotr Dubrow sagte der russischen Staatsagentur TASS zufolge, die sieben Raumfahrer hätten sich in beiden Fällen in zwei an der Station angedockten Raumschiffen in Sicherheit gebracht. Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so schnell zur Erde zurückfliegen können.
Auch die NASA teilte mit, die Astronauten und Kosmonauten auf der ISS hätten „Notfallverfahren für die Sicherheit“ eingeleitet, nachdem die Flugsicherung sie wegen der Trümmer geweckt hatte. Die Luken zu bestimmten Modulen seien geschlossen worden. Als die ISS die Trümmerwolke durchflog, seien die Astronauten und Kosmonauten in ihre Raumschiffe gewechselt.
TASS berichtete weiters, der Generaldirektor der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, werde in Moskau mit NASA-Vertretern zusammenkommen. Bei dem bereits seit Längerem angesetzten Treffen werde es nun auch um den Vorfall vom Montag gehen.