Polen: Tränengas und Steinwürfe an Grenze zu Belarus

An der Grenze zwischen Polen und Belarus ist es nach polnischen Angaben heute zu Zusammenstößen zwischen polnischen Grenzbeamten und den an der Grenze festsitzenden Flüchtlingen gekommen.

„Die Migranten haben unsere Soldaten und Beamten mit Steinen attackiert und versuchen, den Zaun zu zerstören und nach Polen zu kommen“, teilte das Verteidigungsministerium in Warschau per Twitter mit. „Unsere Einsatzkräfte haben Tränengas eingesetzt, um die Aggression der Migranten zu beenden.“

Polen: Lage an der Grenze zu Belarus eskaliert

Es gab Berichte über einen verletzten Beamten. Nach Angaben der polnischen Polizei erlitt der Beamte einen Schädelbruch. Im Laufe des Nachmittags teilte der polnische Grenzschutz mit, dass sich die Lage wieder beruhigt habe.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko versicherte derweil laut der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA, er wolle eine „Konfrontation“ an der Grenze vermeiden. „Wir können nicht zulassen, dass dieses sogenannte Problem zu einer hitzigen Konfrontation führt“, sagte er demzufolge. „Das Wichtigste ist nun, unser Land und unser Volk zu schützen und keine Zusammenstöße zuzulassen.“

Telefonat mit Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin telefonierte angesichts der Verschärfung der Lage erneut mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Dabei sei es um die Lage im Grenzgebiet gegangen, teilte der Kreml in Moskau mit.

Zudem hätten die beiden Staatschefs darüber gesprochen, wie die Grenzen des gemeinsamen Unionsstaates geschützt werden könnten, meldete die belarussische Staatsagentur BelTA. Details wurden nicht genannt. Beide hatten bereits vergangene Woche telefoniert.

Lukaschenko informierte Putin auch über sein Telefonat mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel vom Vortag. Es war Merkels erstes Gespräch mit dem Machthaber seit der umstrittenen Präsidentenwahl im August vergangenen Jahres in Belarus. Die EU erkennt Lukaschenko wegen des Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten nicht mehr als Präsidenten an.

Lukaschenko kündigte zudem die Errichtung eines Nachtlagers nahe der polnischen Grenze an. In der Region Grodno werde ein Logistikzentrum so umfunktioniert, dass Frauen und Kinder dort übernachten könnten, meldete BelTA. Auf beigefügten Fotos ist zu sehen, wie Menschen in einer Halle Matten und Decken ausbreiten.