3G-Kontrolle am Arbeitsplatz
APA/Hans Klaus Techt
3-G am Arbeitsplatz

Wirtschaft klagt über fehlende Tests

Seit Montag ist die Übergangsfrist zu Ende, und es gilt in der Arbeit die 3-G-Regel. Doch mit Ausnahme von Wien hapert es an der Testinfrastruktur. Vonseiten der Wirtschaft wurden bereits Klagen über unhaltbare Zustände laut. Auch die Gewerkschaft sah ein Versagen der Politik.

In einem Punkt lenkte Gesundheitsminister Wolgang Mückstein (Grüne) am Montag bereits ein: Personen, die in besonders sensiblen Bereichen (Krankenhäuser, Pflege- und Altersheime) sowie der Nachtgastronomie tätig sind, müssten eigentlich, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind, mit gültigem PCR-Test und FFP2-Maske ihrer Tätigkeit nachgehen. Können sie jedoch „glaubhaft“ nachweisen, dass sie wegen „mangelnder Verfügbarkeit“ oder „einer nicht zeitgerechten Auswertung“ kein PCR-Test-Ergebnis haben, reicht momentan auch ein Antigen-Test. So sieht es die Novelle zur fünften Covid-19-Maßnahmenverordnung vor, die Mückstein noch am Montag nachlieferte.

Ob die Erleichterung ausreicht, ist freilich eine andere Frage. Denn in allen anderen Bereichen gilt – so der Arbeitgeber nicht von sich aus nachschärft – derzeit ohnehin „nur“ die 3-G-Regel. Das heißt, wer weder geimpft noch genesen ist, muss ein negatives Testergebnis vorweisen, das grundsätzlich auch von einem Antigen-Test stammen kann. In den Bundesländern sah die Wirtschaft aber auch die „einfache“ 3-G-Regel vielerorts als Problem.

Probleme durch 3-G am Arbeitsplatz

In vielen Betrieben führt 3-G am Arbeitsplatz zu Problemen. Vor allem außerhalb Wiens werden Tests nicht rechtzeitig ausgewertet, beklagen Unternehmen und Mitarbeiter.

IV: Aufrechterhaltung der Produktion „hochproblematisch“

Mit Ausnahme von Wien würden derzeit zahlreiche Unternehmen in allen Bundesländern von einer starken Überlastung der Test- und Auswertungsinfrastruktur berichten, hieß es am Dienstag seitens der Industriellenvereinigung (IV). Die Folge seien lange Wartezeiten, teilweise bis zu drei Tage für PCR-Testergebnisse. „Eine Aufrechterhaltung der Produktion ist unter diesen Umständen hochproblematisch, die Belastung für Unternehmen und ihre Beschäftigten ist angesichts der Rahmenbedingungen derzeit enorm“, so die IV.

Auch der Handelsverband hielt in einer Aussendung fest, dass im Handel viele „Beschäftigte keinen 3-G-Nachweis erbringen können“ – und die Geschäfte deshalb nicht „nicht mehr aufsperren“ könnten. Bundesweit gebe es „viel zu wenige Testmöglichkeiten, daher sind die Termine ausgebucht und die Wartezeiten ewig lang. Die Situation ist sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer unzumutbar“, so der Handelsverband. Er forderte „eine sofortige Wiedereinführung der Übergangsbestimmung, bis die Testinfrastruktur in allen Bundesländern funktioniert“.

Auch laut Niederösterreichs Gastronomieobmann Mario Pulker konnten mehrere Firmen nicht aufsperren, weil Mitarbeiter keinen Nachweis erbringen konnten. Pulker forderte den Ausbau der Tests. Die Umsetzung von 3-G am Arbeitsplatz funktioniere aktuell „nicht wirklich“, konstatierte Pulker – mehr dazu in noe.ORF.at.

„Mitarbeiterinnen heulen“

Kritik kam ebenso von Arbeitnehmerseite. Die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber, sprach von langen Wartezeiten, bis ein Testergebnis vorliege. Bis zu 40 Stunden hätten Angestellte auf ein Testergebnis gewartet, das dann gar nicht mehr gelte. „Es ist wirklich wild, wir gehen über vor Anfragen. Wir stehen zu 3-G, aber hier hat die Politik wirklich versagt“, sagte Teiber am Dienstag.

Die Gewerkschaftsvorsitzende berichtete überdies von überforderten Beschäftigten in den Supermärkten, wo die Sets für die Gurgeltests ausgegeben werden. „Die Mitarbeiterinnen heulen und sind verzweifelt. Die Supermärkte sind teils gestürmt worden, die Abgabeboxen sind permanent übervoll“, so Teiber. In Niederösterreich helfen inzwischen auch Bundesheersoldaten dabei, die Testkits zu verpacken – mehr dazu in noe.ORF.at.

Kapazitäten sollen aufgestockt werden

Probleme räumten Anfang der Woche auch die Bundesländer ein. Acht der neun Länder hätten mit PCR-Test-Kapazitätsproblemen zu kämpfen, das habe sich am Montag bei einer Konferenz gezeigt, sagte etwa Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Dabei sahen die Bundesländer die Schuld freilich nicht bei sich. Das Testaufkommen sei einfach zu hoch, die Infektionszahlen zu stark gestiegen, hieß es etwa von Prettner. Überdies habe die „Bundesbeschaffungsagentur suggeriert, dass es genug Laborkapazitäten gibt, es war die Rede von 17 Millionen pro Woche“.

Der steirische Impfkoordinator Harald Eitner sah ein entscheidendes Nadelöhr bei dem Salzburger Labor, das für viele Bundesländer die Proben auswertet. Dort sei ein Drittel des Personals aufgrund von Infektionen weggebrochen. Seit Freitag seien inzwischen mehr als 100 Leute zusätzlich angestellt worden. Zudem gehe kommende Woche ein zusätzliches Labor des Salzburger Vertragspartners in Graz in Betrieb. Das sollte mehr als 100.000 Tests täglich schaffen, so Eitner. „Es wird besser, und wir hoffen, dass es weiterhin täglich besser wird“, so Eitner.

Oberösterreich verweist auf Antigen-Tests

Der Krisenstab des Landes Oberösterreich wies am Dienstag darauf hin, dass auch ein Antigen-Test ausreiche, um die 3-G-Voraussetzung am Arbeitsplatz zu erfüllen. In dem Bundesland ist das Angebot an PCR-Gurgeltests für zu Hause seit Monaten auf drei Bezirke beschränkt. Zwar kündigte das Land an, die Tests auf das ganze Bundesland auszuweiten. Das wird allerdings erst Ende November so weit sein – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Warteschlange vor Teststraße in Braunau am Sonntag
ORF/Erich Krammerbauer
In Oberösterreich bildeten sich vor den Teststellen teilweise lange Warteschlangen

Ebenso geriet in Salzburg und Niederösterreich das Testsystem zuletzt an seine Grenze beziehungsweise darüber hinaus – auch weil es bei den Gurgeltests für zu Hause zu gröberen Problemen kam. In Niederösterreich waren die Testkits oftmals gar nicht zu bekommen. Die offizielle Begründung: Die Leute würden die Sets in großen Mengen abholen und dann bei sich horten. In Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark muss man sich inzwischen jedes Mal vor Abholung der Tests registrieren. Danach hat man 20 Minuten Zeit, um die Sets an der Kassa der teilnehmenden Spar-Supermärkte abzuholen.

Einzig aus Wien war auch am Dienstag zu hören, dass man mit den Testungen derzeit keine Probleme habe. Die Bundeshauptstadt hatte das Gurgeltestsystem bereits über das Frühjahr und den Sommer ausgebaut. Am Montag wurden in Wien 234.174 molekularbiologische Tests durchgeführt. Das waren etwa doppelt so viele wie in allen anderen Bundesländern zusammen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Kein Contact-Tracing an Oberösterreichs Schulen

Mangelnde Vorbereitung holt die Politik und ihre Vorgaben ein: Dieses Gefühl stellte sich zuletzt nicht nur bei den PCR-Tests ein. Kaum besser sieht die Situation derzeit vielerorts beim Contact-Tracing aus. Auch hier ist Oberösterreich unrühmliches Beispiel. In acht oberösterreichischen Bezirken konnten Anfang November nicht einmal mehr 20 Prozent aller CoV-Fälle zurückverfolgt werden.

An den Schulen gab Oberösterreich die Kontaktnachverfolgung inzwischen überhaupt mehr oder weniger auf. „Aufgrund der Vielzahl an Erkrankungsfällen kann eine Absonderung durch die Gesundheitsbehörde nur mehr automatisiert passieren“, heißt es in einer Vorgabe an die Schulen. Sobald eine Schülerin oder ein Schüler positiv getestet wird, werden alle nicht geimpften Schüler einer Klasse abgesondert. „Dafür müssen die Schulen die dafür notwendigen Daten standardisiert übermitteln.“ Mit anderen Worten: Verantwortlich dafür, dass die Information bei den Behörden landet, sind die Direktorinnen und Direktoren.

Bildungsministerium sorgte für Maskenverwirrung

Bezüglich Schulen sorgte am Montag allerdings auch das Bildungsministerium für Verwirrung. Zuerst hieß es am Montag auf der Seite des Ministeriums, dass ab sofort auch Schülerinnen und Schüler an den Volksschulen und in den Unterstufen abseits ihres Platzes eine FFP2-Maske tragen müssen. Das sorgte bei vielen Eltern, die solche Masken in Kindergrößen schlicht nicht zu Hause hatten, für Irritationen.

Im Laufe des Tages erklärte das Ministerium dann, dass eine solche Maske nur dann zu tragen sei, wenn sie auch verfügbar sei. Ansonsten reiche ein Mund-Nasen-Schutz (MNS). Am Abend folgte dann noch eine Wende: Für Schülerinnen und Schüler in Volksschule und Unterstufe reicht weiterhin ein MNS.