Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer
APA/Franz Neumayr
Kein Lockdown

Haslauer will Impfbereitschaft erhalten

Die Ärzte und Spitäler – insbesondere in Oberösterreich und Salzburg – sind alarmiert und drängen zu weiteren Verschärfungen und regionalen Lockdowns. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hingegen erteilte am Dienstag einem Lockdown erneut eine Absage. Sein Argument: Dann würde die „endlich zunehmende Impfbereitschaft“ schweren Schaden nehmen. Mittlerweile bereiten Salzburger Spitäler sich auf Triagen vor. Die ÖVP lehnt weiterhin Lockdowns ab – wie lange noch, hängt auch vom Mittwoch ab. Da werden Fachleute erstmals beurteilen, ob die 3-G-Regel am Arbeitsplatz die Pandemie bremst.

Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) will für sein Bundesland jedenfalls einen Lockdown vermeiden – so lange, wie es möglich sei. Er legte am Dienstagnachmittag einen fünfstufigen Aktionsplan vor. Dieser sieht unter anderem die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten zu Hause statt im Spital vor. Er hoffe, dass die Pandemie durch die gesetzten Maßnahmen einen „Knick“ erfahre und das zu einer Entlastung der Spitäler führen werde.

Haslauer räumte freilich ein, dass man Ergebnisse aber wohl erst in zwei bis vier Wochen sehen werde. Viele Fachleute fordern einen vollständigen Lockdown, zumindest regional, aber genau deshalb, weil es jetzt und sofort wirksame Maßnahmen braucht, um die vierte CoV-Welle zu brechen. Sie betonen seit Tagen, dass die zusätzlichen Impfungen ungeheuer wichtig sind, sich in der Statistik aber erst in Wochen niederschlagen werden.

Als Grund für seinen anhaltenden Widerstand gegen einen Lockdown auch angesichts der dramatisch zugespitzten Lage, meinte Haslauer, dass man damit „der nun endlich zunehmenden Impfbereitschaft schweren Schaden zufügen würde, das ist meine volle Überzeugung“. Die Leute würden sich dann denken, warum sie sich impfen lassen sollten, wenn sie eh nur zu Hause sitzen könnten. Kritik erntet Haslauer von den Salzburger Grünen: Landessprecher Heinrich Schellhorn fordert einschneidende Maßnahmen, um einen Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Triagierungskommission und beruhigende Worte

„Wir können nach wie vor alle Notfallpatienten versorgen“, erklärte Primaria Uta Hoppe von den Salzburger Landeskliniken, die an der Seite Haslauers auftrat. Die Triagierungskommission habe man eingerichtet, weil das vorausschauend sinnvoll erschien. „Wir hoffen, dass es nicht dazu kommen wird, jemandem eine Therapie vorenthalten zu müssen. Da sind aber noch viele Puffer dazwischen“, sagte Hoppe.

Salzburg: Vorbereitung auf „Triage“

Es ist eine Situation, in die Österreich nie kommen wollte: Im Bundesland Salzburg bereiten sich die Landeskliniken wegen der drohenden Überlastung auf eine Triage vor. Das heißt: In den Kliniken könnte man bald in die Situation kommen, dass eine Behandlung von Patienten nach medizinischen Standards nicht mehr garantiert werden kann.

SALK-Geschäftsführer Paul Sungler betonte, die „Überlastungsanzeige“ an das Land abgegeben zu haben, um entsprechende Unterstützung zu bekommen. Derzeit würden 99 Covid-19-Patienten auf der Normalstation liegen – bei einer Möglichkeit für 164 Covid-19-Betten in der höchsten Stufe. „Erst dann wissen oder können wir nicht mehr weiter.“ Im Intensivbereich seien am Dienstag 31 von 51 Betten belegt gewesen.

Stelzer: Experten vertrauen

Auch in Oberösterreich ist die Lage weiter dramatisch. Allein seit letzten Freitag starben 59 Menschen in dem Bundesland an Covid-19. Es findet nur noch ein Bruchteil der geplanten Operationen statt. ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer, der das Thema Pandemie bis zur Landtagswahl Ende September weitgehend mied, appellierte am Dienstag nun an die Bevölkerung, man möge der Wissenschaft und den Experten mehr vertrauen.

Und das wenige Tage nachdem sein Kollege Haslauer öffentlich über diese gewitzelt hatte und meinte, Virologen würden am liebsten alle einzeln einsperren. Stelzer appellierte an die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen für die Gesellschaft und den Staat – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Dezentrale Behandlung“

In Salzburg werden nun Auffrischungsimpfungen bereits ab dem vierten Monat durchgeführt. Zweitens kündigte Haslauer eine breite Werbe- und Marketingkampagne für die Impfung an. Drittens wird für die Entlastung der Spitalsbetten etwa eine „Transferstation“ auf dem Gelände der Christian-Doppler-Klinik aufgebaut, und eine weitere Reha-Klinik werde nur dafür verwendet werden.

In Abstimmung mit der Ärztekammer soll die Behandlung von Covid-19-Patienten auch „dezentral“ durchgeführt werden – das heißt, Ordinationen sollen verstärkt eingebunden werden –, auch wenn das mit hohem Schutzaufwand verbunden ist. Das könnte freilich auch die Ansteckungsgefahr im privaten Umfeld der Kranken erhöhen.