klener Marshmallow-Mann auf einem Supermarktregal
2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
„Ghostbusters: Legacy“

Teenager auf Geisterjagd

Irgendwo in Oklahoma bebt die Erde. Könnte das die Schuld eines Höllenschlundes sein? In der Fortsetzung „Ghostbusters: Legacy“ nehmen drei Teenager in guter alter Tradition den Kampf gegen Geister auf. Dabei schwelgt das neue Abenteuer in Verweisen auf das kultige Original von 1984.

Es läuft gar nicht gut. Soeben haben die zwölfjährige Phoebe (Mckenna Grace) und der 15-jährige Trevor (Finn Wolfhard, bekannt aus „Stranger Things") ihr Zuhause in der Stadt verloren, weil ihre Mama Carrie komplett pleite ist. Nun sollen sie den Sommer in einem winzigen Nest namens Summerville in Oklahoma verbringen, wo die Netzanbindung schlecht und die Aussicht auf Sozialleben noch schlechter ist, weil sie hier ein klappriges altes Haus von Opa geerbt haben.

In „Ghostbusters: Legacy“ unter der Regie von Jason Reitman („Juno“) hängt es von den Teenagern ab, die Welt zu retten: Phoebe, handwerklich begabt und wissenschaftlich interessiert, ihr neuer Freund Podcast (Logan Kim) und Trevor entdecken im Keller und im Heustadel des Opa-Hauses, dass es einen guten Grund gab, weshalb er sich vor Jahrzehnten zurückzog und mitten ins Nirgendwo übersiedelte: Eine gewisse unangenehme Gottheit namens Gozer ist wieder aufgetaucht, und sie müssen im Kampf zwischen Gut und Böse einspringen.

Phoebe (Mckenna Grace)
2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Für Fans ist der Wiedererkennungswert hoch – aber die Geisterjäger sind deutlich jünger als in den 1980er Jahren

Gruppenbild mit Slimer

Seit einiger Zeit bebt nämlich die Erde in der Gegend, und weil die meisten Erwachsenen (unter anderen: Paul Rudd) das Problem nicht wahrhaben wollen, muss nun die Jugend eingreifen. Ähnlichkeiten im Umgang mit gewissen menschheitsbedrohenden Problemen in der Realität sind aber sicherlich nur rein zufällig: „Ghostbusters: Legacy“ spielt in einer sentimentalen Idealwelt, in einem imaginären Oklahoma wie aus einem Norman-Rockwell-Gemälde, wo selbst das örtliche Fast-Food-Restaurant ein Idyll ist, in dem saubere Teenager auf Rollschuhen servieren.

So schlagfertig und popkulturell am Puls der Zeit die Dialoge sind, vor allem ist „Legacy“ ein liebenswürdiger Familienfilm und steht damit in Kontrast zum Sarkasmus des Originals von 1984: In „Ghostbusters: Die Geisterjäger“ sattelten drei Parapsychologen, gespielt von Dan Aykroyd, Harold Ramis und Bill Murray, gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Winston (Ernie Hudson) und der ehemaligen Kundin Dana (Sigourney Weaver) nach Verlust ihrer Universitätsjobs auf die lukrativere Privatwirtschaft um und fuhren mit ihrer Geister-Kammerjäger-Agentur gewaltige Erfolge ein.

„Ghostbusters“ aus der Feder der Schauspieler Aykroyd und Ramis war voller satirischer Reaktionen auf die zynische Wirtschaftspolitik der Reagan-Ära, und das Porträt eines kaputten New York, in dem die Verbrechensrate hoch war. Zugleich erzählte „Ghostbusters“ von Männerfreundschaft, vor allem aber sprühte der Film vor absurden Ideen, die aus dem popkulturellen Repertoire heute nicht mehr wegzudenken sind, vom unverwechselbaren Verkehrsschild-Firmenlogo bis zum wolkenkratzerhohen Marshmallow-Mann.

Glücklose Fortsetzungen

Der Kinoerfolg war gewaltig. Ivan Reitman drehte 1989 eine etwas familienfreundlichere Fortsetzung, in der die Geisterjäger erneut New York vor Schleim und Unheil retten mussten. Die Einspielergebnisse blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die Geisterjäger wurden zwar vielfach in anderen Filmen zitiert, es gab ein Computerspiel, zwei Zeichentrickserien, im Kino war es aber lange still um die vier, und als Ramis 2014 starb, war klar, dass das ursprüngliche Team nicht zurückkehren würde.

Neu im Kino: „Ghostbusters: Legacy“

„Ghostbusters: Legacy“ unter der Regie von Jason Reitman („Juno“) schließt an das kultige Original aus dem Jahr 1984 samt Originalbesetzung an. Dieses Mal nehmen drei Teenager den Kampf gegen Geister auf. Der Film ist ab sofort in den heimischen Kinos zu sehen.

Dann kam 2016 unter der Regie von „Brautalarm“-Regisseur Paul Feig ein neues „Ghostbusters“-Team ins Kino, in dem Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones auftraten, mit Chris Hemsworth zur Unterstützung als modelhaftem Sekretär und Murray in einer Nebenrolle. Was 2016 als unerhörtes Wildern auf traditionellem Bubenkinoterritorium galt, war zwar vielleicht etwas bemüht, hatte aber viel Witz und Charme.

Dass dieser Film manchen als Misserfolg in Erinnerung ist, dürfte nicht zuletzt an dem Versuch von Fans des Originals gelegen haben, die weiblichen Ghostbusters schlechtzumachen. Der Begriff „Gamergate“ als Synonym für Sexismus in der Popkultur war damals in aller Munde. Besonders die schwarze Darstellerin Leslie Jones musste übelstes Mobbing ertragen. Viele Rezensionen waren davon merklich beeinflusst, dabei machte der Film vielen großen Spaß, auch als satirische Antwort auf den Machismo der 80er Jahre.

Trevor (Finn Wolfhard), Phoebe (Mckenna Grace) und Podcast (Logan Kim) in „Ghostbusters: Afterlife“
2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Nur Trevor (Finn Wolfhard), Phoebe (McKenna Grace) und Podcast (Logan Kim) können die Welt retten.

Nostalgie und Hoffnung

Fünf Jahre später hat sich die Welt weitergedreht, „Ghostbusters: Legacy“ ist eine Fortsetzung, die sich ausschließlich auf die Filmhandlung von 1984 bezieht und voller Wiederentdeckungen steckt. Die alten Herren von damals bekommen alle ihren kleinen Auftritt, der inzwischen reichlich klapprige Cadillac mit dem hübschen Geisterlogo, die Fallen und alle anderen technischen Erfindungen, Gozer, die Nachfahren des Marshmallow-Mannes und alle anderen kommen vor. Und dass Reitmans Sohn Jason, der schon als Schulkind seinen Vater am Set des Originals besuchte, die Regie übernommen hat, ist ohnehin das Schönste.

Zwar wurde „Ghostbusters: Legacy“ schon 2019 gedreht und sollte schon im Sommer 2020 ins Kino kommen, er wirkt aber dennoch wie eine tröstliche Antwort auf die Gegenwart. Die Krisen sind größer geworden, Amerika hat den Sturm auf das Kapitol erlebt, eine Pandemie, ist sich der Klimakatastrophe bewusst. Vielleicht braucht es aus diesem Grund einen Film der vor Nostalgie überquillt, der zugleich einfallsreich, gruselig und warmherzig ist, und der eine große Hoffnung erfüllt – nämlich, dass ein paar Jugendliche die Welt vor dem Untergang retten.