Festwochen: „Eraser Mountain“ schließt heuriges Programm ab

Mit der Performance „Eraser Mountain“ des japanischen Dramatikers und Regisseurs Toshiki Okada war gestern Abend die Premiere der letzten Produktion der Wiener Festwochen zu sehen. Aufgrund der Pandemie hatte sich das Festival in diesem Jahr in „Wiener Festmonate“ umbenannt und das Programm in loserer Folge umgesetzt als ursprünglich geplant.

Szene aus Eraser Mountain
Yurika Kono

Mehrfach musste das Gastspiel der Compagnie chelfitsch pandemiebedingt abgesagt werden, nun konnte es das Publikum im Wiener MuseumsQuartier sehen. Okada zählt zu den wenigen japanischen Theaterschaffenden, die auch in Europa bekannt sind. Für „Eraser Mountain“ arbeitete er mit dem bildenden Künstler Teppei Kaneuji zusammen, der eine zugleich chaotisch wirkende wie auch streng geometrisch angeordnete Bühne voller unterschiedlicher Versatzstücke eingerichtet hat: Bunte Steine, Rohre und Betonmischmaschinen sind die Bestandteile und Baumaterialien zur Errichtung eines künstlichen Hügels, der die Folgen weiterer Naturkatastrophen vermindern soll.

Erinnerung an Tsunami

Schon in der ersten Szene „verselbstständigen sich die Dinge“ und lassen dadurch ihre Macht zum Vorschein kommen. Eine Waschmaschine geht kaputt, sie schleudert unaufhörlich und ein bedrohlicher Sound schafft Assoziationen zum Ausgangspunkt für Okadas Stück: den Tsunami in Rikuzentakata im Jahr 2011.

Das Spiel der sechs Darsteller mit den Objekten, ihre Gespräche über Zeit und Raum machen deutlich, dass schon lange nicht mehr der Mensch das Sagen hat: „Okadas Theater nimmt Abschied von einer menschdominierten Hierarchie. Ihm geht es um einen radikal demokratischen Entwurf einer Welt, in welcher die Dinge, die Natur und der Mensch gleichwertig nebeneinander stehen“, so der Dramaturg Tarun Kade im Gespräch mit ORF.at.

Theater der Dinge

Gegenstände beweisen ihre eigene Wirklichkeit, werden zu handelnden Charakteren und zum Publikum. In seinem Verständnis einer Koexistenz von Fiktion und Realität etabliert Okada neue theatrale Formen, in der alle Bestandteile der Bühnenhandlung zum Narrativ ihrer selbst werden. Okadas unkonventionelles „Theater der Dinge“ ist noch heute und morgen Abend im MuseumsQuartier zu sehen.