Kultautor Don DeLillo wird 85

Don DeLillo, Kultautor und Chronist amerikanischer Ängste und Verschwörungstheorien, feiert heute seinen 85. Geburtstag. Dass DeLillo manchmal in einem kleinen, etwas altmodischen Paralleluniversum lebt, zeigt sich schon an seinem bevorzugten Schreibinstrument. „Ich benutze eine alte, gebrauchte Olympia, die ich 1975 gekauft habe“, erzählte DeLillo im vergangenen Jahr dem „Guardian“. Er möge die große Schrift, die es ihm ermögliche, die Wörter auf der Seite klar und im Bezug zum gesamten Satz zu sehen.

Don DeLillo
APA/AFP/Michael Loccisano

Diese Klarheit ist es, mit der der US-Schriftsteller seit knapp 50 Jahren seine Heimat mit kritischem Blick seziert und das verstörende Bild einer Massen- und Medienwelt entwirft, die dem Einzelnen keine Chance mehr lässt. DeLillo ist ein Meister darin, seine Leser mit den Gefühlen der Einsamkeit und Entfremdung, mit Verlust und Verschwörungen zu konfrontieren.

Ewiger Nobelpreisfavorit

Als einer der Favoriten für den Literaturnobelpreis gilt DeLillo spätestens seit seinem 1997 erschienenen Roman „Underworld“ („Unterwelt“). Von der Kritik als „Jahrhundertwerk“ gefeiert, machte es den Sohn einfacher italienischer Einwanderer auch international zum Star. In dem 800-Seiten-Roman liefert er ein grandioses Kaleidoskop der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Philip Roth, Thomas Pynchon und Cormac McCarthy wird er zu den großen Meistern der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur gezählt.

In einem italo-amerikanischen Viertel der Bronx in New York aufgewachsen, studierte er Theologie und Philosophie und hält sich mit Gelegenheitsarbeiten – etwa als Parkwächter – über Wasser. Mit 28 kündigte er einen Job als Werbetexter und wurde Schriftsteller. 1971 stellte er sein Romandebüt „Americana“ vor, eine Geschichte über den Ausstieg eines erfolgreichen Filmemachers aus der großen Kinomaschinerie.

Spezialist für Bedrohungsszenarien

Für sein Werk ist er vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem von der renommierten Library of Congress. Für „Weißes Rauschen“, eine bittere Satire über die Bedrohung einer amerikanischen Kleinstadt durch eine Giftwolke, erhielt er 1985 den begehrten National Book Award, für „Mao II“ 1992 den PEN-Faulkner-Preis.

Mehr als 15 Romane hat der Meisterautor bisher geschrieben. Zuletzt kam 2020 der Kurzroman „The Silence“ heraus, bei dem es um den kompletten Kollaps der digitalen Struktur in den USA im Jahre 2022 geht.