Geschlossenes Geschäft in Eisenstadt
APA/Helmut Fohringer
Lockdown

Handel sieht sich vor „Tal der Tränen“

Kurz vor dem Lockdown sind am Samstag die Geschäfte regelrecht gestürmt worden. In einer Bilanz war die Rede von zehn Prozent mehr Kundinnen und Kunden und 15 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zu 2019 – vor der Pandemie. Mit der Schließung der Geschäfte am Montag – mit wenigen Ausnahmen – stehe man nun allerdings vor einem „Tal der Tränen“. Die Perspektive für die Geschäftsleute ist tatsächlich unklar.

Der starke Kundenandrang am letzten Einkaufssamstag vor dem Lockdown, der ab Montag gilt, sei „quer durch ganz Österreich zu spüren“ gewesen, hieß es am Sonntag in einer Aussendung des Handelsverbands, im Westen noch stärker als in Ostösterreich. Die Kundinnen und Kunden seien teils vor den Geschäften Schlange gestanden. Besonders groß war der Andrang etwa in Oberösterreich, wo die Dauer des Lockdowns – und damit die Perspektive für den Handel aus aktueller Sicht – ungewiss ist.

Die meisten Kunden tummelten sich laut Verband in Fachmarkt- und generell Einkaufszentren, aber auch die Einkaufsstraßen erzielten Umsatzzuwächse. Gefragt waren Elektroartikel, Spielzeug, aber auch Sport- und Kosmetikartikel, Bücher und Mode. Trotzdem stehe man (Lebensmittelhandel ausgenommen) aktuell gegenüber dem gesamten November 2019 bei einem Umsatzminus von 25 Prozent, hieß es in der Aussendung vom Sonntag: „Der letzte Einkaufssamstag vor dem harten Lockdown war in vielen Bereichen ein guter. Allerdings kann er in keiner Weise das Tal der Tränen wettmachen, das jetzt auf den Handel zukommt.“

„Vergleichbar mit einem Weihnachtssamstag“

Der Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO), Rainer Trefelik, hatte schon zuvor von einem „überdurchschnittlichen Samstag“, „vergleichbar mit einem Weihnachtssamstag“, gesprochen, gleichzeitig aber betont: Euphorie sei dennoch nicht aufgekommen, weil mit den Umsätzen keine drei Wochen Lockdown aufgeholt werden könnten. Das Bild sei auch differenziert je nach Standort, so seien Nebenlagen keineswegs gestürmt worden, so Trefelik am Samstag.

Geschlossene Bar in Wien
APA/Helmut Fohringer
(Fast) alles zu: Deja vu aus 2020

Besonders stark war der Andrang, wie ein APA-Lokalaugenschein zeigte, in Oberösterreich. In Linz waren in der Landstraße – der Einkaufsstraße in der Innenstadt – enorm viele Passantinnen und Passanten unterwegs. Manche Geschäfte platzten quasi aus allen Nähten. Entsprechend lange Schlangen bildeten sich vor den Kassen. Vor allem Weihnachtsdekoration war gefragt, teilweise lockten Räumungsverkäufe mit 50 Prozent Rabatt auf Engel, Christbaumkugeln und Co. In den Linzer Einkaufszentren hingegen war nicht mehr los als an anderen Samstagen – mehr dazu in ooe.ORF.at .

Rabatte von 20 Prozent und mehr

Im Salzburger Einkaufszentrum Europark registrierte Centermanager Manuel Mayer eine gute Kundenfrequenz für einen Samstag im November, einen Riesenansturm auf die Geschäfte habe es aber nicht gegeben, wie er schilderte. Viele Menschen hätten die Möglichkeit genützt, im stationären Handel Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Vor allem der Spielwaren- und Elektronikfachhandel war gut frequentiert. Da der „Black Friday“ mit reduzierten Preisen in der nächsten Woche ausfällt, boten zahlreiche Händler am Samstag Rabatte bis zu 20 Prozent und mehr an.

Menschenmassen auf der Kärntner Straße in Wien
APA/Tobias Steinmaurer
Menschenmassen auf der Kärntner Straße in Wien

Shopping und Demo in Wien

Auch in der Wiener Innenstadt waren deutlich mehr Menschen unterwegs als an anderen Samstagen. Graben, Stephansplatz und Rotenturmstraße in der City waren am Nachmittag ziemlich voll, die Straßencafes und Eissalons mit Gastgarten stark frequentiert. Trotz Behinderungen durch die Anti-CoV-Demo nutzten viele den letzten geschäftsoffenen Tag vor dem Lockdown für Besorgungen, viele hatten Einkaufssackerln dabei, besonders gefragt waren Parfümeriewaren und Bekleidungsartikel.

Auch im Auhofcenter im Westen von Wien war gefühlt mehr los als an anderen Samstagen. Bei einer Schuhkette etwa probierten mehrere Eltern mit ihren Kindern Winterschuhe an, um gewappnet zu sein, sollte während des Lockdowns der Wintereinbruch kommen. Auch in anderen Geschäften standen zielgerichtete Besorgungen und vorgezogene Weihnachtseinkäufe im Vordergrund. Einige Modeketten warben mit hohen Rabatten.

Stockender Verkehr bei großen Einkaufszentren

Nicht nur im Aufhofcenter stauten sich zeitweise die Autos, auch beim Gewerbepark Stadlau und bei der Zufahrt zum größten Einkaufszentrum Österreichs, der Shopping City Süd in Vösendorf, stockte zu Mittag der Verkehr. In Eisenstadt war bei den Fachmarktzentren auch einiges los, aber kein Riesenansturm – generell war im Burgendland aber viel los – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Der überfüllte Parkplatz bei der Shopping City Süd
APA/Herbert Pfarrhofer
Volle Parkplätze bei der Shopping City Süd in Vösendorf

In Klagenfurt waren Parkplätze vor einem großen Möbelhaus gegen 11.00 Uhr bereits Mangelware, auch im nahen Spielwarengeschäft war die Kundenfrequenz hoch, ebenso bei einem Sportartikelhändler. Bei einem Elektrogeschäft zeigte sich das gleiche Bild, dort war fast so viel los wie an einem Einkaufssamstag im Dezember. Generell war in ganz Kärnten viel los – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

„Man spürt, dass ab Montag wieder Lockdown herrscht“

Im Gegensatz zu den Shoppingcentern am Stadtrand ging es in der Grazer Innenstadt entspannt zu. „Ich bin richtiggehend mit den ‚Öffis‘ in die Stadt geflüchtet, nachdem ich den Verkehr am Parkplatz von dem Einkaufszentrum da in Liebenau gesehen habe. Hier ist es so entspannt, und Geschenke habe ich ja schon einige beisammen. Man lernt ja aus Lockdowns“, sagte eine Frau am Jakominiplatz der APA. Das City-Kaufhaus Kastner & Öhler war gut besucht, von Gedränge von Geschenkekäufern vor den drei Wochen erzwungener Schließzeit war aber nichts zu bemerken – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In Westösterreich hat der ab Montag bevorstehende Lockdown ebenfalls zu einer hohen Frequenz der Einkaufszentren geführt. So war etwa Vorarlbergs größtes Einkaufszentrum – der Messepark in Dornbirn – von der Früh weg ausgezeichnet besucht, im Innsbrucker DEZ fing der Tag „mit einer guten Frequenz“ an – mit einer weiteren Steigerung wurde am Nachmittag gerechnet. „Man spürt, dass ab Montag wieder Lockdown herrscht“, sagte Messepark-Geschäftsführer Burkhard Dünser. Er sprach von einem „ganz starken Tag“.