Schutzmaske auf einem Schultisch
APA/Helmut Fohringer
Eltern entscheiden

Faßmann verteidigt offene Schulen

Österreich geht in den Lockdown, die Schulen und Kindergärten bleiben offen. Für Schüler und Schülerinnen findet Präsenzunterricht nach dem regulären Stundenplan statt, zu Hause zu bleiben ist aber erlaubt. Montagfrüh verteidigte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann seine Linie: „Das Modell ist in dieser Phase richtig.“

Faßmann sagte, er wolle die Belastungen für Familien aus den vorangegangenen Lockdowns reduzieren, zugleich schloss er trotz seines Eintretens für offene Schulen im Ö1-Morgenjournal die Bitte an, „dem übergeordneten Ziel der Kontaktreduktion Folge zu leisten“. Schüler, die zu Hause bleiben, sollen mit Lernpaketen versorgt werden. Die Entscheidung liege nun bei den Eltern, die am besten wüssten, was für ihr Kind gut ist.

Eine eindeutige Empfehlung für die Eltern wollte Faßmann auch am Montag nicht aussprechen. Er gab ihnen drei Entscheidungskriterien mit auf den Weg: die eigene Erwerbstätigkeit, die beste Lernumgebung für das Kind und die Inzidenzlage in der Umgebung.

„Nur spielen – das geht letztlich auch nicht“

Bei früheren Lockdowns waren die Schulen nur für Betreuung im Notfall geöffnet. Faßmann: „Aber Betreuung ohne Inhalt – den ganzen Tag nur spielen – das geht letztlich auch nicht.“ Zudem hätten sich die Strukturen geändert. Es werde viel getestet, in der Oberstufe sei mehr als die Hälfte geimpft, die AHS-Lehrer zu rund 90 Prozent.

Nicht alle begrüßen offene Schulen ohne flächendeckendes Distance-Learning. Am Montag wurde ein offener Brief an Faßmann via Twitter veröffentlicht, in dem Schulsprecher, Lehrer, Eltern und Wissenschaftler an den Bildungsminister appellieren, dass die Schulen für 14 Tage ins Distance-Learning wechseln – in Verbindung mit Betreuung im Bedarfsfall. Das Konzept der offenen Schulen werde der hohen Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen von über 2.100 nicht gerecht. Kritik wurde auch an den einander widersprechenden Ankündigungen zur Situation an den Schulen geübt.

Montag als „Übergangstag“

In den Schulen gilt durchgehend Maskenpflicht: Kinder in Volksschulen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und Sonderschulen müssen zumindest einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen, alle anderen Schüler sowie Lehrer eine FFP2-Maske. Die Maske muss auch im Unterricht getragen werden, beim Lüften sind Maskenpausen einzuplanen.

Wer in die Schule kommt, muss sich wie bisher dreimal die Woche testen lassen (ausgenommen sind nur Genesene). Gibt es einen Infektionsfall, müssen alle anderen Schülerinnen und Schüler fünf Tage lang täglich zumindest einen Antigen-Test durchführen. Wie viele am Montag in den Klassen sein werden, war im Vorfeld unklar. Für Faßmann ist der Montag ein „Übergangstag“, an dem die Schulen flexibel Lösungen finden sollen. Im Vorfeld gab es heftige Kritik von Lehrervertretern an der fehlenden Klarheit und große Verunsicherung.

„Hybridunterricht nicht möglich“

Raum für Interpretation gibt der Erlass des Unterrichtsministeriums etwa bei der Frage, ob Schularbeiten und Tests stattfinden werden. Faßmann: „Die Intention ist klar. In dieser Zeit geht es um Vertiefung und Wiederholung. Schularbeiten sind derzeit nicht durchzuführen, außer es sind alle im Präsenzunterricht.“

Isabella Zins, Sprecherin der AHS-Direktoren und -Direktorinnen, sagte gegenüber Ö1, sie könne mit dem Erlass und dem Spielraum, den er gibt, leben: „Wenn Schüler und Lehrer eine Schularbeit schreiben wollen, wird das ermöglicht.“ Man müsse aber zwischen Unter- und Oberstufe unterscheiden. „Die Schulen werden aus der Situation das Beste machen“, sagte Zins. Zugleich stellte sie aber auch klar, dass „Hybridunterricht nicht möglich“ sein werde – nicht nur wegen der Technik, sondern auch wegen der schwierigeren Interaktion. Vieles müssten Lehrer individuell entscheiden.

Hybridunterricht im Burgenland

Anders ist es im Burgenland. Hier soll es in den Schulen einen Hybridunterricht mit Präsenz und Stream oder Videokonferenz geben, kündigte SPÖ-Bildungslandesrätin Daniela Winkler am Sonntag an. Zusätzlich könnten sich Eltern dreimal pro Woche mit den Lehrern austauschen. So sollen „alle Kinder nach dem Lockdown den gleichen Wissensstand haben“, sagte Winkler.

Bildungsminister Heinz Faßmann
APA/Herbert Neubauer
Faßmann gibt den Eltern drei Entscheidungskriterien für den Schulbesuch mit auf den Weg

Der Wiener Bildungsdirektor Christoph Wiederkehr (NEOS) will für die nächsten Wochen „dass hier wirklich mit Augenmaß vorgegangen wird, jetzt kein Lerndruck entsteht, sondern Lernstoff vertieft wird und Prüfungen auch so gut es geht verschoben werden“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

„Weil man sich entschuldigt, muss ich mich entschuldigen“

Faßmann nahm am Montag noch einmal Stellung zur Kritik vor allem von Lehrerseite an der Kurzfristigkeit und der mangelnden Kommunikation mit den Schulen. „Es ist mir bewusst, dass wenig Zeit für die Vorbereitung ist. Weil man sich entschuldigt, entschuldige ich mich dafür“, sagte Faßmann im Ö1-Morgenjournal. Es sei aber nicht seine alleinige Schuld. Er habe selbst erst Freitagfrüh von dem neuerlichen Lockdown erfahren.

Zudem habe das Unterrichtsministerium bereits im Sommer begonnen, Laborplätze zu reservieren, damit die Schulen bei den PCR-Tests bevorzugt werden. Damit beteilige sich die Schule an der Pandemiebekämpfung. „Da kann man mir nicht vorwerfen, dass ich nichts getan hätte.“