Kroatiens Präsident zitiert Wiens Botschafter zu sich

Der kroatische Präsident Zoran Milanovic hat angekündigt, wegen des Lockdowns den österreichischen Botschafter in Zagreb einzuladen, um ihm „unsere tiefe Sorgen über die Grundfreiheiten in Österreich auszudrücken“.

Milanovic hatte in der Vorwoche schon den Lockdown für Ungeimpfte scharf kritisiert und einen indirekten Vergleich mit der NS-Zeit gezogen, woraufhin der kroatische Botschafter ins Wiener Außenamt geladen worden war.

Menschen werden „terrorisiert“

Den erneuten bundesweiten Lockdown in Österreich und die angekündigte Impfpflicht bezeichnete Milanovic als eine „Katastrophe“, berichteten kroatische Medien. „Ich denke, die Schweden sind viel klüger als sie, als deren regierende Garnitur“, sagte der frühere Ministerpräsident und Chef der Sozialdemokraten mit Blick auf Österreich. Die Einschränkungen, auch die kroatischen, seien wissenschaftlich nicht begründet und würden „die Menschen terrorisieren“.

Wie die kroatische Nachrichtenagentur HINA gestern am späten Nachmittag meldete, wurde der österreichische Botschafter Josef Markus Wuketich bereits im Amtssitz von Milanovic vorstellig. Dessen außenpolitischer Berater Neven Pelicaric habe mit Wuketich gesprochen, bestätigte ein Sprecher des Präsidenten. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts mitgeteilt.

„Unsere Botschafter werden ständig wegen irgendwelchen Dummheiten vorgeladen, dann werden wir das mit ihren auch machen“, sagte Milanovic. Es könne nämlich nicht sein, dass man den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban und Polen ständig als Fußabstreifer benütze, während es andererseits „heilige Kühe“ gebe.

Entschuldigung für Faschismusvergleich

„Wenn die Niederländer und sonst noch wer jede Woche Kommentare über Bosnien-Herzegowina abgeben, dann kann ich auch über Rotterdam sprechen“, sagte er in Anspielung auf die dortigen Ausschreitungen von Maßnahmengegnern. „Das Volk rebelliert, und das sind keine Zuwanderer, sondern blonde und schüchterne Niederländer“, so Milanovic, der sich verwundert zeigte, „dass ich der einzige europäische Staatsmann bin, den das juckt“.

Für seinen früheren Vergleich mit dem Faschismus entschuldigte sich Milanovic aber heute. „Ich habe gesagt, dass mich das, was in Österreich stattfindet, an den Faschismus erinnert. Ich entschuldige mich dafür“, sagte er vor Journalisten. „Der österreichische Bundespräsident ist mein Freund, ein hervorragender Mensch“, sagte Milanovic mit Blick auf Alexander Van der Bellen. Ein Land, das einen solchen liberalen und grünen Politiker wählt, könne nicht faschistisch sein. „Aber einige Politiker verhalten sich träge, sie denken langsam.“