Eine Kassierin in einer Supermarktfiliale
APA/Hans Punz
Von 2,55 bis 3,45 Prozent mehr

Einigung auf neuen Handels-KV

Nach vier Verhandlungsrunden gibt es eine Einigung zum Kollektivvertrag der rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel. Die Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO) und die Gewerkschaft GPA kamen am Dienstag zum Ergebnis, dass die Gehälter zwischen 2,55 und 3,45 Prozent steigen und ab Anfang 2022 ein Nachtzuschlag ausbezahlt wird.

WKO-Spartenobmann Rainer Trefelik und Anita Palkovich, Wirtschaftsbereichssekretärin Handel in der GPA, traten im Anschluss an die letzte Verhandlungsrunde vor die Presse, um die Details der Einigung zu präsentieren. Für Beschäftigte mit niedrigen Einkommen erhöht sich das Einstiegsgehalt auf 1.800 Euro – ein Plus von 3,45 Prozent. Davon betroffen ist ein Drittel aller Handelsangestellten, der Großteil davon Frauen.

Die Lehrlingseinkommen steigen durchschnittlich um 2,8 Prozent, für alle anderen um 2,55 Prozent. Im Schnitt sei das eine gewichtete Erhöhung von 2,8 Prozent, so Palkovich: „Am Ende ist es eine Mischung aus Krise und Zukunftsdeal geworden.“ Die Wirtschaftskammer wollte eine durchschnittliche Gehaltserhöhung um 2,8 Prozent nicht bestätigen. „Das kann man schwer in einen gewichteten Durchschnitt umrechnen“, sagte Trefelik. Der Arbeitgebervertreter bezeichnete die Einigung als „starkes Signal“.

50 Prozent Nachtzuschlag kommen

Für Arbeiten in der Nacht bis 5.00 Uhr wurde ein Nachtzuschlag von 50 Prozent vereinbart. Das Recht der Beschäftigten, ihre Teilzeit aufzustocken, dürfen künftig die betrieblichen Sozialpartner per Betriebsvereinbarung regeln. Darüber hinaus gibt es einen Digitalisierungsbonus von 100 Euro für technisches Equipment.

Einigung auf Handels-KV

Der Gehaltsabschluss für die Handelsangestellten ist fixiert, die Gehälter steigen um bis zu 3,45 Prozent. Darauf haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft am Dienstagnachmittag nach schwierigen Verhandlungen geeinigt.

„Der Abschluss bringt für ein Drittel der Beschäftigung eine wirklich kräftige Gehaltserhöhung, die deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate des letzten Jahres liegt. Gemeinsam mit dem Nachtzuschlag und anderen rahmenrechtlichen Verbesserungen ist das ein positives Signal für Frauen vor allem in jenen Bereichen des Handels, die in der Pandemie einem besonderen Arbeitsdruck ausgesetzt sind“, so Palkovich.

„Wir bedanken uns bei jenen Kolleginnen und Kollegen, die in den vergangenen Wochen trotz widriger Rahmenbedingungen Betriebsversammlungen abgehalten haben und einen Beitrag dazu geleistet haben, dass dieser Abschluss heute möglich wurde“, so der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA, Martin Müllauer.

Handelssparten mit unterschiedlichen Entwicklungen

Laut beiden Verhandlungsseiten war die große Herausforderung, die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Handelssparten zu berücksichtigen. Während viele Händler bei ihren Umsätzen noch immer unter dem Vorkrisenniveau von 2019 liegen, florieren Branchen wie der Lebensmittelhandel.

Für den Handelsverband ist die Einigung „absolute Oberkante“. Angesichts der schwierigen Ausgangslage gebe die Einigung den Beschäftigten nun Planungssicherheit, „wenngleich jeder Euro mehr bei den Personalkosten den Handelsbetrieben in der Kassa fehlen wird“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.

Beide Seiten würden damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Arbeitsplätze im Handel leisten. Will sieht in der Tariferhöhung „ein Zeichen der Dankbarkeit“ an die Beschäftigten, die in den letzten zwei Jahren während der Pandemie „Außergewöhnliches geleistet haben“.

Von Pandemie hart getroffen

Die Inflationsrate von Oktober 2020 bis September 2021 lag in Österreich bei 2,1 Prozent. Im Oktober stieg die Teuerung auf 3,7 Prozent und damit den höchsten Wert seit 13 Jahren. Die Pandemie und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen haben den Handel seit März 2020 mehrfach hart getroffen. Dem stationären Handel entgehen während des aktuellen Lockdowns laut Schätzungen der Johannes Kepler Universität (JKU) Umsätze von bis zu 140 Mio. Euro pro Tag.

Von 21. November bis 12. Dezember dürfen österreichweit nur Geschäfte des täglichen Bedarfs komplett geöffnet haben. Die anderen Händler können nur Warenabholung nach Vorbestellung („Click & Collect“) anbieten. In Oberösterreich ist derzeit ein längerer Lockdown bis 17. Dezember geplant.