Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Ursula Wiedermann-Schmidt (Nationales Impfgremium)
APA/Herbert Neubauer
Ab fünf Jahren

Impfgremium empfiehlt Kinderimpfung

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat am Donnerstag grünes Licht für die Impfung von Kindern ab fünf Jahren gegeben. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) rief Eltern dazu auf, ihre Kinder impfen zu lassen. Auch das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt die Impfung für Kinder wegen ihrer hohen Sicherheit.

Mückstein sagte zu Beginn der Pressekonferenz im Gesundheitsministerium: „Es gibt sie noch, die guten Nachrichten.“ Die EMA hatte zuvor den CoV-Impfstoff von Biontech und Pfizer für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassen. Bisher war der Impfstoff in Europa ab zwölf Jahren zugelassen, es war aber in einigen Bundesländern schon möglich, „Off Label“ zu impfen, also ohne offizielle Zulassung.

Mückstein sagte, es sei wichtig, Kinder impfen zu lassen – nicht nur, weil auch sie schwere Krankheitsverläufe haben können, sondern auch wegen der Gefahr durch „Long Covid“. Österreich habe bereits die derzeit maximal verfügbare Menge bestellt, eine erste Tranche mit 258.000 Dosen werde gegen Ende des Jahres in Österreich eintreffen. Diese würden speziell abgefüllt. Rund 600.000 Kinder kämen nun für die CoV-Impfung infrage. Bis dahin folge man weiterhin der Empfehlung, dass Kinder ein Drittel einer Erwachsenendosis erhalten.

Kinderimpfstraßen geplant

„Sich Sorgen machen um die Kinder ist das Schlimmste, das man sich vorstellen kann“, so Mückstein, der darauf verwies, selbst Vater zu sein. Dass seine Töchter wegen ihres Alters bereits geimpft werden konnten, sei „eine große Erleichterung“ gewesen. Er rief alle Eltern dazu auf, sich bei den Kinderärzten zu informieren und Kinder „gegen dieses heimtückische Virus zu schützen“.

Grünes Licht für Kinderimpfung

Die Europäische Arzneimittelbehörde und das Nationale Impfgremium empfehlen das Vakzin von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren. Kinder erhalten ein Drittel einer Erwachsenendosis, 258.000 Impfstoffe sollen bis Jahresende geliefert werden.

Es werde eigene Kinderimpfstraßen geben, so Mückstein weiter. Auch Informationsmaterial werde man herausgeben. „Zeitnah“ könne mit den Kinderimpfungen in ganz Österreich begonnen werden. „Wir sind gut auf diese Zulassung vorbereitet“, so Mückstein. Die EMA habe ein besonders gründliches Zulassungsverfahren absolviert, die Impfung für Kinder sei sicher. Ob die Schutzimpfung für Kinder auch unter die geplante Impfpflicht ab Februar fällt, beantwortete Mückstein auch auf mehrfache Nachfrage nicht. Das müsse breit mit Experten besprochen werden.

Keine besonderen Nebenwirkungen

Die Leiterin des NIG, Ursula Wiedermann-Schmidt, empfahl die Impfung für alle Kinder, besonders aber für jene, die Grunderkrankungen haben. Auch sie betonte, dass es auch Kinder mit schweren Verläufen gebe . Zudem empfahl sie die Kinderimpfung, wenn es in der Familie Risikopatienten gebe.

Es gebe bereits viele Daten aus den USA, die man genau verfolgt habe. Dort seien schon 3,3 Millionen Kinder einmal und mindestens 130.000 doppelt gegen das Coronavirus geimpft worden. Es habe keine besonderen Nebenwirkungen gegeben, außer den bekannten wie Schmerzen an der Impfstelle, Fieber und Kopfschmerzen. Man empfehle aber die körperliche Schonung für drei Tage und eine Einschränkung von sportlichen Aktivitäten für eine Woche.

Der Kinderarzt Peter Voitl gab bei der Pressekonferenz Auskunft über seine Erfahrungen in der Praxis. Er impft bereits seit Anfang Oktober Kinder „Off Label“, „weil ich eine klare Notwendigkeit sehe“, so der Gründer des Kindergesundheitszentrums Wien-Donaustadt. Es gebe bei Kindern Krankheitsverläufe, die das gesamte System beträfen. Zudem würden sechs bis zehn Prozent der erkrankten Kinder unter „Long Covid“ leiden, mit Geruchs- und Geschmacksverlust, Konzentrationsschwächen und Müdigkeit. „Da geht viel wertvolle Zeit verloren“, so Voitl.

Statement von Ursula Wiedermann-Schmidt (Impfgremium)

Die Leiterin des NIG empfahl die Impfung für Kinder

Wien als Vorreiterin

Die noch ausstehende Zustimmung der EU-Kommission zur CoV-Impfung ab fünf Jahren gilt nur mehr als Formsache. In Wien kann bereits seit Kurzem „Off Label“-geimpft werden, die ersten Termine waren schnell ausgebucht. Die Impfstelle Wien hat laut am Mittwoch veröffentlichten Zahlen bisher insgesamt 9.167 Kinder unter zwölf geimpft. Davon stammten die meisten – 7.486 bzw. 81,7 Prozent – aus Wien. 1.612 bzw. 17,6 Prozent reisten aus anderen Bundesländern an, wobei Niederösterreich mit 1.396 bzw. 15,2 Prozent den größten Anteil ausmachte, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Auch in Niederösterreich waren für Donnerstag über 300 Injektionen bei Fünf- bis Elfjährigen geplant, „weitere 10.000 Termine sind schon gebucht“, so Landeshauptmann-Stellverteter Stephan Pernkopf (ÖVP). Zudem wurden im Bundesland zuvor bereits 4.396 Kinder „Off Label“ geimpft – mehr dazu in noe.ORF.at.

In Oberösterreich kann man ebenfalls seit knapp einer Woche Kinder zwischen fünf und elf Jahren für die Impfung vormerken lassen. In Tirol besteht seit vergangener Woche die Möglichkeit, Kinder zwischen fünf und elf Jahren zu impfen.

„In den Startlöchern“

In der Steiermark ist die Anmeldung von jüngeren Kindern zur CoV-Schutzimpfung seit Dienstag über das Anmeldetool des Landes möglich. Geplant sind vorerst zwei Impftermine am 4. und 5. Dezember in den Impfstraßen in Graz, Premstätten und Leoben. In Vorarlberg gab es bis Mitte der Woche rund 260 Vormerkungen zur Kinderimpfung. Diese können auf dem Impfportal des Landes („Vorarlberg impft“) vorgenommen werden.

In Salzburg stehe man bei den Kinderimpfungen ebenfalls in den „Startlöchern“, sagte eine Sprecherin von Gesundheitsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP). Das Burgenland hat bei der CoV-Impfung für Kinder die Entscheidung der EMA abgewartet, jetzt werde auch mit der Impfung der Jüngsten gestartet, hieß es aus dem Koordinationsstab Coronavirus. Eine Vorregistrierung sei schon möglich und erwünscht. In Kärnten gibt es zurzeit keine Möglichkeit, Vormerkungen für Kinderimpfungen vorzunehmen, so Landessprecher Gerd Kurath zuletzt. Da am 30. November das System der Vormerkungen für Impfungen für Erwachsene auf Terminbuchungen umgestellt werde, „spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass dann auch Terminbuchungen für Kinderimpfungen möglich sind“.

FPÖ sieht Tabubruch

FPÖ-Chef Herbert Kickl warnte in einer Aussendung „vor Experimenten mit unseren Kindern“ und forderte Mückstein auf, klarzustellen, ob die Impfpflicht auch für Kinder gelte. „Die Kinderimpfung ist einmal mehr ein Tabubruch und widerspricht allen ethischen Gegebenheiten“, so Kickl.