China: Ursache von Vorfall in Reaktor wohl geklärt

Nach einem Vorfall in einem Atomkraftwerk in Südchina im Sommer ist nun wohl die Ursache geklärt. Der Gasaustritt soll auf einen Konstruktionsfehler des Reaktordruckbehälters zurückzuführen sein, wie die französische Vereinigung CRIIRAD gestern bekanntgab. Der französische Energiekonzern Electricite de France (EDF) war an dem Bau des AKW in Taishan in Südchina beteiligt.

Angaben eines Whistleblowers

Die Kommission für unabhängige Forschung und Information über Radioaktivität (CRIIRAD) berief sich auf Angaben eines Whistleblowers, wie sie der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) mitteilte. „Es handelt sich um einen Franzosen, der in der Atomindustrie arbeitet und Zugang zu sehr genauen technischen Elementen über den Zustand des Reaktorkerns von Taishan 1 hat“, so Bruno Chareyron, Leiter des Labors der CRIIRAD der Nachrichtenagentur AFP.

Der chinesische Hauptbetreiber CGN hatte am 1. Juli angekündigt, den Reaktor 1 des EPR-Kernkraftwerks Taishan in der Nähe von Hongkong „für Wartungsarbeiten abzuschalten“. Zuvor war gemeldet worden, dass Gas aus dem Reaktor ausgetreten war. In dem AKW sind zwei Druckwasserreaktoren neuen Typs (European Pressurized Water Reactor, EPR) im Dienst.

„Abnormale Vibrationen“

An den Brennelementen festgestellte Beschädigungen seien auf „abnormale Vibrationen“ zurückzuführen, die „mit einem Konstruktionsfehler des EPR-Druckbehälters in Verbindung stehen“, schrieb die CRIIRAD. Modellversuche beim Atomausrüster Framatome in Le Creusot in Frankreich hätten bereits 2007 und 2008 diese Mängel an der Hydraulik des Tanks aufgedeckt.

Die beiden EPR-Reaktoren in Taishan sind bisher die einzigen weltweit, die bereits Strom liefern. Die beiden Blöcke westlich der chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau waren 2018 und 2019 ans Netz gegangen. Insgesamt sind China rund 50 Atomreaktoren in Betrieb, womit das Land hinter den USA und Frankreich weltweit an dritter Stelle steht.