Passagiere am Amsterdamer Flughafen am Schalter für Covid-Testung
Reuters/Eva Plevier
Omikron-Hotspot

Nächste Pandemiefront für die Niederlande

In ganz Europa tauchen Fälle der neuen Coronavirus-Variante auf. Die meisten Omikron-Infizierten finden sich in den Niederlanden: Bei mindestens 13 Flugreisenden aus dem südlichen Afrika wurden in Amsterdam Infektionen mit Omikron festgestellt. 62 von 624 Passagieren waren insgesamt positiv – und auch das Verhalten der Behörden auf dem Flughafen wirft Fragen auf. Dabei stecken die Niederlande ohnehin in großen Problemen wegen der Pandemie.

Die Zahl von 13 könne noch steigen, sagte der staatliche Gesundheitsdienst RIVM. Die Analysen der Proben von 61 positiv getesteten Reisenden seien noch nicht vollständig abgeschlossen. Sie waren am Freitag mit der Fluggesellschaft KLM in die Niederlande gekommen. Insgesamt testete die Gesundheitsbehörde auf dem Flughafen Schiphol 624 Passagiere von zwei KLM-Maschinen aus Kapstadt und Johannesburg. Alle Betroffenen wurden in einem Quarantänehotel isoliert.

Die Passagiere hatten zuvor die Behörden für das Management der Situation kritisiert. Unter ihnen befand sich auch die „New York Times“-Journalistin Stephanie Nolen. Sie berichtete, die Betroffenen hätten stundenlang in einer unbelüfteten Ankunftshalle gewartet, bis sie getestet wurden, lediglich ein Drittel habe eine Maske getragen.

Ansteckungen während des Wartens auf Testergebnisse?

Auch andere Passagiere machten ihrem Ärger Luft: Auf Abstandsregeln sei kaum geachtet worden, so Passagierin Paula Zimmerman, die die Vorgänge auch auf Twitter schilderte.

„Warum müssen sich die Behörden zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie immer noch Gedanken darüber machen, wie man eine Flugzeugladung voller Menschen, die in Schiphol ankommt, testen kann?“, sagte der 33-jährige Phillipe der Agentur AFP. Befürchtet wurde, dass sich in der Ankunftshalle weitere Menschen angesteckt haben könnten.

Bisher Einreise für Geimpfte ohne Test möglich

Gesundheitsminister Hugo de Jonge appellierte an alle, die seit Montag aus dem südlichen Afrika in die Niederlande eingereist sind, sich umgehend testen zu lassen. Inzwischen wurden die Regeln für den Zutritt zu KLM-Flugzeugen in Südafrika verschärft.

Auch doppelt geimpfte Personen dürfen nur noch mit einem negativen PCR-Test an Bord, zudem muss kurz vorher auch noch ein Schnelltest negativ ausfallen. Bisher mussten Geimpfte keinen negativen Test vorweisen, bei Ungeimpften reichte auch ein Antigen-Test. Das sei „extrem fahrlässig“ gewesen, sagte der Virologe Marc Van Ranst dem öffentlich-rechtlichen Sender NOS.

Abendlockdown und Proteste

In den niederländischen Zeitungen finden die Vorgänge auf dem Flughafen allerdings am Sonntag gar nicht so große Beachtung – schließlich kämpft das Land gerade an einer anderen Front gegen das Coronavirus: Am Sonntag traten verschärfte Coronavirus-Maßnahmen in Kraft, die unabhängig von der Entdeckung der Omikron-Variante von der Regierung angeordnet worden waren. Ab sofort müssen Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportclubs spätestens um 17.00 Uhr schließen. Der abendliche Lockdown gilt zunächst für drei Wochen. In den vergangenen Tagen gab es in den Niederlanden einige Großdemos gegen die Maßnahmen, es kam teilweise zu schweren Ausschreitungen.

Länder verschärfen Einreisebestimmungen

Indes wurden in etlichen Ländern Fälle und Verdachtsfälle der Omikron-Variante registriert, gleichzeitig verschärften viele Länder ihre Reisebestimmungen: Österreich, Deutschland und weitere Mitgliedstaaten der EU haben den Flugverkehr mit Südafrika und weiteren Ländern der Region beschränkt. Großbritannien ging noch einen Schritt weiter und verschärfte die generellen Einreiseregelungen.

Omikron-Variante breitet sich aus

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich rasant aus. Es gibt immer mehr Fälle in Europa, und auch in Österreich wurde der erste Verdachtsfall gemeldet.

Wie der britische Premierminister Boris Johnson ankündigte, müssen künftig alle Einreisenden zwei Tage nach ihrer Ankunft in Großbritannien einen PCR-Test machen und sich bis zur Vorlage des Ergebnisses isolieren. Marokko untersagt ab Montag alle Flugzeuglandungen für zwei Wochen komplett. Israel schließt seine Grenzen erneut komplett für Ausländer, Ausnahmen gibt es nur mit Sondergenehmigung. In Israel wurde bisher ein Omikron-Fall bei einem Rückkehrer aus Malawi bestätigt.

Großbritannien berief ein außerplanmäßiges Treffen der G-7-Gesundheitsminister für Montag ein, um die aktuellen Entwicklungen zu diskutieren. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen rief zu Vorsorgemaßnahmen und raschem Handeln auf. „Wir nehmen diese Omikron-Variante sehr ernst und wissen, dass wir uns jetzt in einem Wettlauf gegen die Zeit befinden“, sagte sie am Sonntag bei einem Besuch in Lettland. Zuvor hatte die italienische Regierung europaweite Vorbeugungsmaßnahmen verlangt.

Fälle quer über Europa

Bisher bestätigten sich Verdachtsfälle in Belgien, Deutschland, Großbritannien, Dänemark, Italien und Tschechien. Bei den in Deutschland gemeldeten Fällen handelt es sich um drei in Bayern und einen weiteren in Hessen bei Reiserückkehrern aus Südafrika. Am Sonntag wurden zudem Verdachtsfälle in Essen und Düsseldorf gemeldet.

In Großbritannien wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums zwei miteinander in Verbindung stehende Omikron-Fälle entdeckt. Die Behörden meldeten einen dritten Fall, die Person habe Großbritannien inzwischen schon wieder verlassen. Auch in der Schweiz gibt es einen Verdachtsfall, in Kanada wurden zwei Fälle bestätigt.

Verdachtsfall in Tirol

Der bisher einzige gemeldete österreichische Verdachtsfall in Tirol steht ebenfalls im Zusammenhang mit einer Südafrika-Reise. Konkret handelt es sich um einen Fall im Bezirk Schwaz. Bei diesem habe sich nach einer Erstprüfung durch die Virologie Innsbruck ein konkreter Verdacht auf Omikron ergeben.

Von der Infektion betroffen sei eine Person, die nach einer Südafrika-Reise positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Wie das Land mitteilte, habe sich die betroffene Person laut eigenen Angaben seit der Reiserückkehr vor drei Tagen beinahe ausschließlich zu Hause aufgehalten und weise derzeit keine Symptome auf. Die Person habe zwar bereits zwei Impfdosen mit einem mRNA-Impfstoff (entweder Biontech und Pfizer oder Moderna) erhalten, der zweite Stich liege aber bereits rund neun Monate zurück. Die Kontaktpersonen seien jedenfalls abgesondert worden – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Omikron: Fallmeldungen häufen sich

Die neue Coronavirus-Variante mit dem Namen Omikron ruft derzeit weltweit Besorgnis hervor. Immer mehr Staaten werden auf der Suche nach der Variante fündig. Allein 13 Fälle wurden in den Niederlanden entdeckt, nachdem dort zuvor 61 Passagiere von zwei Flügen aus Südafrika positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Auch in Österreich – konkret in Tirol – gibt es einen Verdachtsfall.

Labors arbeiten auf Hochtouren

Die Probe wird nun von der AGES sequenziert. „Das Ergebnis wird in den nächsten Tagen vorliegen“, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. In der ORF-Sendung „Im Zentrum“ wurde die Virologin Dorothee von Laer mit der Aussage zitiert, dass der Tiroler Fall mittlerweile bestätigt sei. Zudem gäbe es 30 weitere Verdachtsfälle.

In mehreren PCR-Labors werden und wurden auch schon Tausende Proben auf die Omikron-Variante untersucht, berichtete Ö1. Bisher waren alle Ergebnisse negativ.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sagte zur APA, man wisse noch nicht, wie sich die Variante auf die Pandemie auswirke. Vorsicht und die Einhaltung der Maßnahmen seien nun notwendig. Reiserückkehrern aus Südafrika, Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini wird ein Test und eine freiwillige Selbstisolation empfohlen. Es wurde eigens eine Hotline (01/2675032) eingerichtet.