Abloh habe seit mehr als zwei Jahren gegen eine sehr seltene und aggressive Krebserkrankung, einen Herztumor, gekämpft, hieß es in einer von seiner Familie verfassten Nachricht auf dem persönlichen Instagram-Account des Designers.
Er habe sich nach der Diagnose im Jahr 2019 dazu entschieden, die Erkrankung nicht öffentlich zu machen und seither mehrere kräftezehrende Behandlungen durchgestanden. Er hinterlässt seine Frau Shannon Abloh und seine Kinder Lowe und Grey.
Der Vorsitzende des französischen Luxusgüterkonzerns, Bernard Arnault, sagte laut Mitteilung: „Wir sind alle schockiert über diese schreckliche Nachricht. Virgil war nicht nur ein genialer Designer, ein Visionär – er war auch ein Mann mit einer schönen Seele und großer Weisheit.“
Ein Architekt als Modedesigner
Virgil Abloh wurde am 30. September 1980 in Rockford, Illinois, als Sohn ghanaischer Einwanderer geboren, sein Aufwachsen waren von Skateboarding und Hip-Hop geprägt. Er studierte Bauingenieurwesen an der University of Wisconsin-Madison und erwarb einen Masterabschluss in Architektur am Illinois Institute of Technology, ehe er die Modewelt eroberte.
Zur Mode kam er über ein Praktikum bei dem italienischen Traditionslabel Fendi in Rom. Mit dem Rapper Kanye West war er seit dem 22. Lebensjahr befreundet, sie gingen eine Art künstlerische Partnerschaft ein: Abloh wurde Kreativchef für die Fanartikel von West.
Brücke zwischen Streetwear und Luxus
Überhaupt war Abloh in der Rap-Szene sehr präsent: Er entwarf unter anderem die Cover für Kanye Wests und Jay-Zs gemeinsames Album „Watch the Throne“ sowie für Wests „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“. Auch für Pop Smoke, Westside Gunn, Octavian und Lil Uzi Vert entwarf er Covers.
Abloh schlug nicht nur die Brücke zwischen Streetwear und der Luxuswelt: Er brachte als Designer Mode auch in Branchen, wo sie bisher kaum vertreten waren. So entwarf er die Nike-Kollektion für die Tennisspielerin Serena Williams, für Ikea gestaltete er die Produktlinie „Markerad“. Für Evian designte er Flaschen und für Mercedes-Benz lieferte er eine Designstudie. Mit seinem Aufstieg galt er als einer der gefragtesten und einflussreichsten Designer weltweit.
Modepuristen skeptisch
Die Modepuristen verfolgten seinen Aufstieg eher skeptisch – auch als er bei Louis Vuitton anheuerte, gab es spitze Kommentare. Dem „Observer“ sagte er 2019: „Als ich auf der Fashion Week auftrat, sagten die Leute: ‚Das ist keine Mode.‘“
Bei Louis Vuitton und war er der erste Afroamerikaner an der Spitze des Luxuslabels. „Einer jüngeren Generation zeigen zu können, dass für diese Position nicht ein ganz bestimmtes Aussehen Voraussetzung ist, ist ein fantastischer moderner Geist, um loszulegen“, sagte er damals der „New York Times“.
Superstars würdigen Abloh
Der italienische Modeschöpfer Giorgio Armani schrieb auf Twitter, er sei sehr traurig über Ablohs Tod. „Ich habe seine Karriere mit großem Interesse verfolgt, seine neue Herangehensweise an Mode und Kommunikation, mit einem starken Sinn für Inklusion.“ Sänger Lenny Kravitz schrieb: „Du hast diese Welt dauerhaft geprägt.“ Victoria Beckham, Justin Timberlake, Orlando Bloom, Diplo und Idris Elba meldeten sich ebenfalls zu Wort.
Pharrell Williams schrieb auf Instagram: „Mein Herz ist gebrochen. Virgil, du warst ein liebenswürdiges, großzügiges kreatives Genie.“ Rapper Drake schrieb: „Mein Plan ist es, den Himmel noch 1.000-mal für dich zu berühren … ich werde dich auf ewig lieben, Bruder.“ Die junge US-Dichterin Amanda Gorman teilte ihr Foto auf dem Cover der US-Modeschrift „Vogue“: Darauf trägt sie ein orange-grünes Gewand, ein Entwurf Ablohs. Angelehnt an einen Satz des Designers schrieb sie: „Lasst uns neue Bilder malen, wo die alten ausgelöscht wurden!“