Eine Person untersucht PCR Test-Proben.
APA/EXPA/Johann Groder
Weitere Verdachtsfälle

Omikron-Infektionen in Tirol bestätigt

Die Coronavirus-Variante Omikron ist offiziell in Österreich angekommen: „Im Gesundheitsministerium liegen jetzt sämtliche Ergebnisse vor, die es für eine Bestätigung braucht“, hieß es aus dem Ressort. Bei einem Fall in Tirol handelt es sich „mit Sicherheit“ um die Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529.

Wie am Abend bekanntwurde, sind auch die beiden Personen im Haushalt des Reiserückkehrers aus dem Bezirk Schwaz positiv auf das Coronavirus getestet worden. Laut Virologin Dorothee von Laer handelt es sich auch hier zu über 95 Prozent um die Omikron-Variante. Von Laer empfiehlt, mit der Booster-Impfung „auf keinen Fall“ zu warten – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Am Nachmittag wurden zudem zwei Verdachtsfälle aus Oberösterreich bekannt. Auch hier handelt es sich um Personen, die aus Südafrika bzw. Namibia eingereist sind – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Verdachtsfälle auch in Salzburg

Auch ein Salzburger Labor meldete später einen Verdachtsfall. Die positive Probe stammt von einem Wiener, der am Freitag mit dem Flugzeug aus Südafrika heimgekehrt ist. Der Mann hatte sich offenbar an seinem Zweitwohnsitz in einer Teststraße einem PCR-Test unterzogen. Die Probe wurde darum in Salzburg ausgewertet und zeigte Auffälligkeiten – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Und verdächtig erscheint den Vorarlberger Behörden ein positiver Antigen-Test eines Reiserückkehrers aus Südafrika, der PCR-Test fiel ebenfalls positiv aus. Jetzt wird geprüft, ob es sich tatsächlich um die Mutation handelt – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Keine Symptome bei Tiroler Fall

Die Tiroler Behörden hatten den Verdachtsfall am Samstagabend bekanntgegeben. Von der Infektion betroffen sei eine Person, die nach einer Südafrika-Reise positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde und derzeit keine Symptome aufweise. Die betroffene Person sei doppelt geimpft, die zweite Impfung liege aber bereits rund neun Monate zurück, hieß es am Samstag. Laut Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler CoV-Einsatzstabes, wurden alle Kontaktpersonen umgehend abgesondert – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Das Land Tirol forderte alle Personen, die in den vergangenen 14 Tagen aus den Ländern Südafrika, Lesotho, Botsuana, Simbabwe, Mosambik, Namibia und Eswatini zurückgekehrt sind, auf, einen PCR-Test zu machen. Dieser sollte am fünften und zehnten Tag nach der Einreise wiederholt werden. Bisher meldeten sich 31 Menschen. „Neben dem genannten einen positiven Ergebnis liegt für 20 Personen bereits ein negatives Testergebnis vor, bei elf Personen sind die Testungen aktuell im Gange“, hieß es.

„Alles gurgelt“ kann Mutation entdecken

Die Variante Omikron werde wohl auch in Wien schon eingelangt sein, vermutete der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Denn man könne davon ausgehen, dass sie in ganz Europa schon vorhanden sei. Umso nötiger sei es, klarzumachen, dass auch die dritte Impfung besonders wichtig ist, hob der Stadtrat hervor. Überrascht, dass es zu einer Mutation gekommen sei, sei man aber nicht.

Die Firma Lifebrain, die vor allem in Wien die „Alles gurgelt!“-PCR-Tests durchführt, wird mit den entsprechenden Kits ausgerüstet, um auch der Omikron-Variante des Coronavirus auf die Spur zu kommen. „Heute oder spätestens morgen können wir beginnen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag der APA. Die entsprechenden Reagenzien sind, wie es aus dem Hacker-Büro hieß, bei einem darauf spezialisierten Hersteller erst seit Samstag verfügbar und wurden „umgehend bestellt“.

Von Laer: Wohl keine schwereren Verläufe

Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 sorgt seit Tagen weltweit für Schlagzeilen. Die WHO arbeitet nach eigenen Angaben mit technischen Partnern zusammen, um die Auswirkungen der Variante auf die bestehenden Gegenmaßnahmen wie Impfstoffe zu bewerten. Es sei noch unklar, ob B.1.1.529 leichter übertragbar ist als andere CoV-Varianten oder einen schwereren Krankheitsverlauf nach sich zieht.

Nach einigen recht alarmistischen Einschätzungen von Kollegen war von Laer, die Leiterin der Virologie an der Meduni Innsbruck, eher zurückhaltend. Sie hält es für extrem unwahrscheinlich, dass die Omikron-Variante für schwerere Verläufe sorgt als die Delta-Variante. „Das wäre ganz untypisch“, begründete von Laer ihre Aussage gegenüber der APA, „denn durch eine höhere Pathogenität ergibt sich kein Selektionsvorteil für das Virus.“ Viren würden sich eher „dahingehend entwickeln, dass sie ansteckender werden und die Immunantwort besser umgehen können“.

Vergleich mit Beta-Variante

„Dass es das Immunsystem umgehen kann, besser als Delta, die Wahrscheinlichkeit halte ich für relativ hoch“, sagte von Laer. Dass die Variante viel ansteckender ist als Delta, bezweifelt sie hält es für „extrem unwahrscheinlich“, dass sie stärker krank macht. Die negativste Eigenschaft wäre demnach, dass Geimpfte und Genesene schlechter geschützt sind. Personen mit Boosterimpfung seien jedenfalls am besten geschützt, sagte von Laer.

Sie empfiehlt, mit der Boosterimpfung „auf keinen Fall“ bis zur Einführung eines Omikron-optimierten Impfstoffs zu warten. Möglicherweise müsse ein angepasster Impfstoff zu einer „weiteren Auffrischung“ herangezogen werden, meinte von Laer im APA-Interview.

Die Tatsache, dass sich die Mutation momentan in Südafrika ausbreite, sage „erst mal noch gar nichts“. In der Region habe es zuvor wenige Fälle gegeben, auch die Sicherheitsmaßnahmen seien nicht besonders: „Wir haben Ähnliches einmal bei der Beta-Variante, der Südafrika-Variante beobachtet. Die hat dann ja mal einen kurzen Ausbruch in Tirol gehabt, hat sich dann aber totgelaufen.“

Wissenschaftler: Offene Fragen klären

Generell ist der Tenor der Wissenschaftler, dass man ein, zwei Wochen brauche, um tatsächlich festzustellen, welche Eigenschaften die Variante hat. Erste Befunde aus Südafrika, dass sie ansteckender sein könnte, dafür aber mildere Verläufe hervorrufe, könnten der Lage in Südafrika geschuldet sein – dort haben sich vor allem Junge mit der Omikron-Variante infiziert.

Mit dem Auftauchen von immer mehr Fällen in Europa scheint sich aber abzuzeichnen, dass die Variante zumindest schon ein bisschen länger zirkuliert und nicht erst Ende vergangener Woche nach Europa gekommen ist.