Frauen vor einem geschlossenen Geschäft
APA/Robert Jaeger
Lockdown bis 12. Dezember

Handel macht Druck für Öffnung

Der Handel macht Druck und geht davon aus, am 13. Dezember fast alle Geschäfte wieder aufsperren zu dürfen. Die Ausnahme bildet Oberösterreich, wo der Lockdown aufgrund der hohen Infektionszahlen voraussichtlich bis zum 17. Dezember dauern wird.

Die Handelsbranche bereitet sich auch darauf vor, am 19. Dezember, dem vierten Adventsonntag, ausnahmsweise aufzusperren, um einen Teil des umsatzstarken Weihnachtsgeschäfts nachzuholen. NEOS will den Handel allerdings schon am 6. Dezember öffnen, also eine Woche vor dem geplanten Ende des Lockdowns.

So soll der einkaufsstarke Marienfeiertag am Mittwoch, 8. Dezember, mitgenommen werden. Auch an den restlichen Adventsonntagen solle geöffnet werden dürfen, um das Weihnachtsgeschäft zu retten. Das forderte NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker am Montag vor Journalisten in Wien.

„Notwendig, um Aufschwung nicht abzuwürgen“

Beim Öffnen müsse nach Branchen „differenziert“ vorgegangen werden, so Loacker. Er kann sich auch aufgrund fehlender Testinfrastruktur eine gleichzeitige Gastronomieöffnung nicht vorstellen. Es gehe nun darum, die wirtschaftlichen Auswirkungen des neuerlichen Lockdowns möglichst gering zu halten. Also müsse der Handel öffnen, „um die Kunden nicht zu Amazon und Zalando zu verschieben“, was größtenteils für ausländische Jobs sorge, nicht aber für hiesige.

Fürs Öffnen solle 2-G plus FFP2-Maskenpflicht gelten – und gegebenenfalls auch schon die bekannte Beschränkung der Zahl der Kundschaft nach Fläche. „Das ist notwendig, um den Aufschwung nicht abzuwürgen, in dem sich die Wirtschaft gerade befand.“ Sinngemäß sagte Loacker, dass der Lockdown für Ungeimpfte schon Wirkung genug gezeigt habe, wie die APA schreibt.

Handelsverband: „Existenzängste“

Auch der Handelsverband forderte eine bundesweite Öffnung am vierten Adventsonntag. Die Zustimmung dafür sei groß, 70 Prozent der 236 befragten Händler seien in einer am Montag veröffentlichten Umfrage dafür. Denn es gebe „Existenzängste“: Laut Umfrage kann jede fünfte Handelsfirma das Weihnachtsgeld nicht zeitgerecht auszahlen. 17 Prozent fürchten gar eine Insolvenz in den nächsten drei Monaten. Ein Drittel der Händler sieht sich gezwungen, Personal zu reduzieren. „Jeder weitere Tag, an dem wir im Weihnachtsgeschäft geschlossen halten müssen, befeuert das Händlersterben“, so Handelsverband-Chef Rainer Will.

Mahrer: Menschen nicht Weihnachten stehlen

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer sagte in der „Kronen Zeitung“, dass am 13. Dezember auf jeden Fall wieder aufgesperrt werden müsse. Und im Tourismus müsse die Wintersaison sichergestellt werden: „Da geht es um 15 Milliarden Euro Wertschöpfung und um 200.000 Beschäftigte.“ Mahrer kritisierte das geringe Impftempo in Österreich und forderte einen Neustart bei der Einbindung der Sozialpartner. Derzeit gehe „alles zu langsam“. Man dürfe den Menschen „nicht Weihnachten stehlen“, so Mahrer.

Die Gewerkschaft zeigte sich zuletzt offen für eine Öffnung am letzten Adventsonntag basierend auf Freiwilligkeit und mit den üblichen Zulagen – aber keinesfalls darüber hinaus.

Weiter Unklarheit in Gastronomie

Ob und unter welchen Bedingungen auch die Gastronomie wieder öffnen darf, ist eine Woche nach Inkrafttreten des Lockdowns mehr als ungewiss. Experten hatten zuletzt Zweifel geäußert, dass der 20-tägige Lockdown ausreichen wird, um die Spitäler zu entlasten.

Für Geimpfte und Genesene brachte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Wochenende die 2-G-Plus-Regel ins Spiel. Geimpfte und Genesene müssten dann für Restaurantbesuche zusätzlich einen negativen CoV-Test vorweisen.

Branchenvertreter hofft auf rasche Information

„Wir gehen davon aus, dass wir Ende dieser Woche erfahren, ob wir am 13. Dezember aufsperren dürfen“, sagte WKO-Gastronomie-Spartenobmann Mario Pulker am Montag zur APA. Er hoffe auf eine Öffnung, räumte aber ein, dass eine seriöse Prognose derzeit nicht möglich sei. Er drängte auf Klarheit so rasch wie möglich, weil die Wirte rund zehn Tage Vorlaufzeit brauchten.

Sollte das Datum nicht halten, geht Pulker von weiteren Stornierungen im Tourismus aus. Am schlimmsten wäre es, wenn der Lockdown für die Gastronomie so wie vergangenen Winter immer wieder verlängert würde. Letztlich hatte die Branche voriges Jahr mehrere Monate geschlossen.

Warnung vor Personalabwanderung in die Schweiz

Pulker berichtete von Mitarbeitern, die sich geweigert hätten, ein weiteres Mal auf Kurzarbeit zu gehen. Bei 20 Tagen gehe sich das mit Urlaub und Zeitausgleich aus, länger aber nicht. Auch würden Österreicher und auch Saisonniers in die Schweiz gehen, weil dort die Wintersaison stattfinde.

Von einer österreichweit geltenden 2-G-Plus-Regel halte er wenig, so Pulker, weil die Testinfrastruktur außerhalb Wiens nicht funktioniere. Schon bei der 2-G-Regel ohne zusätzliche Testpflicht seien weniger Leute gekommen. Nach 20 Monaten Pandemie sei die Stimmung entsprechend schlecht.