Passanten auf der Buchanan Street in Glasgow
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Portugal und Schottland

Hinweise auf längere Zirkulation Omikrons

Die neuartige Omikron-Variante ist wohl schon vor ihrer Namensgebung durch die WHO vergangene Woche in Europa kursiert: In Portugal wurde die Mutation bei 13 Spielern und Betreuern des Fußball-Erstligisten Belenenses nachgewiesen. Das Team hatte erst am Samstag für einen Eklat gesorgt, weil es zu wenige Spieler aufbieten konnte. Einer der Infizierten hatte am 14. November für das südafrikanische Nationalteam gespielt. Und sechs Fälle in Schottland geben Rätsel auf.

Die portugiesische Gesundheitsbehörde DGS teilte am Montag mit, dass die Omikron-Fälle bei der Mannschaft aus Lissabon nachgewiesen worden seien. Verteidiger Thibang Cafu Phete war kürzlich nach seinem internationalen Einsatz aus Südafrika zu seinem Verein zurückgekehrt. Er war für Nationalmannschaft am 14. November gegen Ghana angetreten. Wie ein Clubsprecher am Montag erklärte, sind sämtliche Spieler, Betreuer und Offizielle derzeit in Isolation. Einige wenige würden leichte Symptome, „aber nichts Ernstes“ verspüren.

Noch bevor bekanntwurde, dass es sich um Fälle von Omikron handelt, hatten besonders viele Coronavirusfälle bei Belenenses am Samstag zu einem Eklat geführt. Weil der Vorletzte der Liga gegen den Stadtrivalen Benfica nur mit neun Akteuren, darunter zwei Torhüter, einlief und nach Verletzungen nur noch sechs Spieler aufbieten konnte, wurde die Partie in der 48. Minute beim Stand von 7:0 für Benfica abgebrochen.

Kein Reisebezug bei schottischen Fällen

Ebenfalls schon länger könnte das Virus in Schottland im Umlauf sein. Dort wurden sechs Fälle nachgewiesen. Dabei dürften einmal vier und einmal zwei Fälle zusammenhängen – allerdings bestehe kein Zusammenhang zu Reisen ins südliche Afrika, erklärte die Regionalregierung am Montag.

Deshalb sei von ersten Übertragungen innerhalb Schottlands auszugehen, sagte der stellvertretende Regierungschef John Swinney der BBC. „Das stellt uns bei der Eindämmung der Ausbreitung natürlich vor zusätzliche Herausforderungen.“ Die bisherigen drei bestätigten Fälle in Großbritannien waren in England entdeckt worden.

Erstmals in Botsuana entdeckt

Dass man jetzt erst Fälle in Europa findet, kann auch daran liegen, dass man erst seit Kurzem weiß, wonach man suchen muss: Erste Hinweise auf die Omikron-Variante kamen nach Wissenschaftler-Angaben aus dem afrikanischen Staat Botsuana. Bei einer Pressekonferenz des südafrikanischen Gesundheitsministeriums sagte die Wissenschaftlerin Anne von Gottberg vom südafrikanischen Nationalen Institut für Ansteckende Krankheiten (NICD) am Montag in Johannesburg: „Botsuana hat als Erstes eine der Sequenzen identifiziert.“ Südafrika habe dann weitere Untersuchungen vorgenommen.

Botsuanas Gesundheitsministerium hatte in einer Stellungnahme Ende vergangener Woche betont, bei den ersten Verdachtsfällen habe es sich um vier ausländische Diplomaten gehandelt, deren Nationalität aber nicht genannt wurde. Das könnte neue Spekulationen über den Ursprung des Virus aufwerfen. Wissenschaftler vermuten, dass die Omikron-Mutation in Immunschwäche-Patienten entstanden sein könnte – mehr dazu in science.ORF.at.

Ministeriumssprecherin Shirley Mukamambo bestätigte am Montag der Deutschen Presse-Agentur, dass das Quartett am 11. November positiv getestet wurde. Die Analyse der Ergebnisse ergab demnach am 22. November den Hinweis auf eine neue Virusvariante, die schließlich am 24. November als B 1.1.529 bekanntgemacht wurde.

Neue Variante unter Beobachtung

Der Höhepunkt der vierten Coronavirus-Welle in Österreich könnte erreicht und sogar schon überschritten sein, sagen die Statistiker. Die Inzidenz liegt jetzt bundesweit wieder unter 1.000. Was Fachleute und Politik beunruhigt, ist B 1.1.529 oder Omikron, die neueste Mutation des CoV-Virus.

Hotspot Niederlande

Die meisten anderen nachgewiesenen Fälle der Mutation in Europa sind direkte Folgen von Reisen ins südliche Afrika. Auf 14 bestätigte Fälle angestiegen ist die Zahl in den Niederlanden: Sie stammen alle aus zwei Flugzeugen, die am Freitag aus Südafrika angekommen waren. Ein Anstieg ist weiter möglich, insgesamt 61 von 624 Reisenden wurden positiv getestet. Für Aufregung sorgte ein Paar, das aus einem Quarantänehotel flüchtete. Die beiden wollten weiter nach Spanien fliegen, wurden aber von Grenzpolizisten in letzter Minute entdeckt und wieder unter Quarantäne gesetzt.

Mittlerweile sind in etlichen Ländern Fälle der Variante aufgetaucht. Neben Großbritannien, Portugal und den Niederlanden meldeten in Europa auch Dänemark, Belgien, Tschechien, Deutschland und Italien Fälle. Auch Schweden und Spanien meldeten am Montag Fälle, einen Verdachtsfall gibt es in der Schweiz. In Österreich ist ein Fall bestätigt, mehrere Verdachtsfälle werden untersucht.