Oberster Wettbewerbshüter Thanner zieht sich zurück

Der langjährige Chef der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Theodor Thanner, zieht sich zurück. „Ab sofort bis zur Entscheidung der Nachfolge wird die stellvertretende Generaldirektorin Dr. Natalie Harsdorf Borsch die Leitung der BWB interimistisch innehaben“, teilte die Kartellbehörde heute mit.

Zuletzt lieferte Thanner Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) eine öffentliche Auseinandersetzung über die Unabhängigkeit der BWB.

Der 61-jährige Jurist, der seit 2007 an der Spitze der BWB stand, sprach gegenüber der APA vom „Zug der Zeit“. Thanners dritte Amtszeit geht noch bis 30. Juni 2022. Wer ihm nachfolgt, soll sich im Frühjahr entscheiden. Ausschreibung und Bewerbungsverfahren sind für Anfang nächsten Jahres geplant.

Thanner erklärte heute, für keine weitere Funktionsperiode zur Verfügung zu stehen. „Nach 15 erfolgreichen Jahren als Generaldirektor für Wettbewerb und Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde ist es an der Zeit, die Verantwortung für die BWB und die Leitung der BWB abzugeben.“ Er will sich nun „neuen Aufgaben“ zuwenden.

Lange Politkarriere

Thanner war 2007 unter ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein Generaldirektor der BWB geworden. 2012 und 2017 wurde er vom damaligen Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wiederbestellt. Davor war Thanner unter anderem Kabinettschef von Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) und Kanzleichef von Salzburgs Landeshauptmannes Hans Katschthaler (ÖVP).

Unter Thanner war die BWB eine schlagkräftige Ermittlungsbehörde geworden, deckte mehrere Kartelle etwa im Lebensmittelhandel auf und führte über hundert Hausdurchsuchungen durch. Zuletzt waren die Wettbewerbshüter einem Baukartell auf der Spur.

Thanner sprach dabei von den umfangreichsten Ermittlungen in der Geschichte der BWB. Diese führten heuer zu den bisher höchsten Kartellstrafen. Die STRABAG musste rund 45 Mio. Euro zahlen, die Porr über 62 Mio. Euro.