Gesunkenes Flüchtlingsboot: Vorwürfe der Überlebenden

Eine Woche nach dem Kentern eines Flüchtlingsboots im Ärmelkanal mit mindestens 27 Toten haben die beiden Überlebenden schwere Vorwürfe gegen britische und französische Behörden erhoben.

Ihr Boot sei voll Wasser gelaufen, alle Flüchtlinge seien im Meer gelandet und hätten sich aneinander festgehalten, sagte einer der Überlebenden heute dem französischen Sender BFMTV. Kurz vor dem Untergang hätten die Menschen im Boot die französische Küstenwache kontaktiert.

„Wir haben den Franzosen unsere Position durchgegeben, und sie haben uns gesagt, dass wir in britischen Gewässern seien. Daraufhin haben wir die britische Polizei angerufen, und die hat gesagt, ruft die französische Polizei an“, sagte der 21-Jährige. „Großbritannien hätte uns helfen müssen, weil wir in britischen Gewässern untergegangen sind, aber es hat uns nicht geholfen und nichts für uns getan.“

Auch der zweite Überlebende schilderte dem Sender, dass die Menschen vom Boot aus zweimal die britische Seite kontaktiert hätten. „Niemand ist gekommen, das Boot ist untergegangen, die Leute sind gestorben, und ich bin elf Stunden im Meer geschwommen.“

Streit zwischen Großbritannien und Frankreich

Im laufenden Jahr haben bisher mehr als 25.700 Menschen illegal den Ärmelkanal überquert. Das sind fast dreimal so viele wie im gesamten Jahr 2020. Die britische Regierung wirft Frankreich vor, nicht genug gegen illegale Überfahrten zu unternehmen, Paris weist das zurück.

Frankreich hat nach dem Untergang des Bootes ein EU-Abkommen mit Großbritannien zur Bewältigung der Flüchtlingskrise vorgeschlagen. Außerdem vereinbarte Frankreich mit Belgien, den Niederlanden und Deutschland einen verschärften Kampf gegen Schleuser.

Der britische Premierminister Boris Johnson forderte ein Abkommen mit Frankreich zur Rücknahme von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten.