Versperrte Stehtische auf einem geschlossenem Christkindlmarkt
APA/Hans Punz
CoV-Prognose

Sinkende Fall- und Spitalszahlen erwartet

Das Covid-Prognosekonsortium hat am Mittwoch eine vorsichtig optimistische Einschätzung zu den aktuellen Maßnahmen veröffentlicht. Der aktuelle Lockdown werde sich in den kommenden Tagen und Wochen positiv auf das Infektionsgeschehen und die überlasteten Spitäler auswirken. Das Auslastungsniveau bleibt aber teilweise kritisch. Mit der schlechtesten Lage wird in Kärnten gerechnet.

„Die aktuelle Prognose geht von einem weiteren Rückgang der 7-Tage-Inzidenz aus“, heißt es in der jüngsten Analyse des Konsortiums. Das werde sich bei den Fallzahlen und auch bei der Bettenbelegung in den Normal- und Intensivstationen niederschlagen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die systemkritische Auslastungsgrenze von 33 Prozent im intensivmedizinischen Bereich in Österreich am Mittwoch kommender Woche (8. Dezember) überschritten wird, beträgt dem Prognosekonsortium zufolge fünf Prozent, in der darauffolgenden Woche (15. Dezember) 2,5 Prozent.

99,5-prozentige Chance in Kärnten

Kritisch könnte es In Sachen Kapazitäten auf den Intensivstationen allerdings in Kärnten werden. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,5 Prozent reichen diese am Mittwoch kommender Woche nicht mehr aus, bezogen auf den 15. Dezember beziffert das Konsortium diese immer noch mit 85 Prozent.

„In Kärnten wurde zuletzt eine deutliche Reduktion der ICU-Gesamtkapazität (von 170 auf 119) gemeldet, wodurch sich die Covid-19-spezifische ICU-Auslastung in der aktuellen Prognose entsprechend erhöht“, merkt das Gremium diesbezüglich an.

Allerdings kam aus dem Land Kärnten Kritik an dieser Berechnung. Der CoV-Sprecher des Landes, Gerd Kurath, nannte die Zahl von 135 Intensivbetten, die im Notfall auf 170 Betten erweiterbar sei. Knackpunkt sei aber das Pflegepersonal – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Beste Lage in Burgenland und Wien

In Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich wird es anhaltend hohen Bedarf an Intensivbetten für schwer an Covid-19 Erkrankte geben, in Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark sollten die Zahlen zurückgehen. Besonders optimistisch sehen die Fachleute die Lage im Burgenland und in Wien, wo die Wahrscheinlichkeit, dass es zu wenige Intensivbetten geben wird, schon in der kommenden Woche unter 0,5 Prozent liegt.

Die Prognose berücksichtigt allerdings keine Verlegungen von Covid-19-Patientinnen und -Patienten über Bundesländergrenzen hinweg. Wien hat bereits mehrere Schwerkranke aus Salzburg übernommen und die Bereitschaft avisiert, für weitere Bundesländer einzuspringen.

Im Mittel 565 Fälle auf Intensivstationen erwartet

Aktuell müssen in Österreich 649 schwere Covid-19-Fälle intensivmedizinisch betreut werden: Diese Zahl wird – davon geht das Prognosekonsortium aus – am Mittwoch nächster Woche jedenfalls gesunken sein, im Idealfall auf knapp über 500. Im Mittel wird von 565 Fällen auf den Intensivstationen am 8. Dezember ausgegangen, am 15. Dezember ist mit einer weiteren Reduktion auf einen Wert zwischen 362 und 532 auszugehen.

Ähnlich dürfte die Entwicklung auf den Normalstationen verlaufen, wo derzeit 2.727 Covid-19-Patientinnen und -Patienten stationär aufgenommen sind. Im Idealfall könnte ihre Anzahl am 8. Dezember auf unter 2.000 sinken, selbst im Worst-Case-Szenario rechnen die Expertinnen und Experten mit einem Rückgang auf deutlich unter 2.600. Am 15. Dezember ist mit einer weiteren Reduktion zu rechnen. Zwischen 1.340 und 2.115 Fälle werden den Berechnungen zufolge dann auf Normalstationen liegen.

„Wirkung“ des Lockdowns und andere Faktoren

Was die Fallzahlen betrifft, erwartet das Prognosekonsortium am Mittwoch kommender Woche eine 7-Tage-Inzidenz im Bereich von 370 bis 610 Fällen je 100.000 Einwohner, wobei die geringste Inzidenz Wien (zwischen 190 und 310) und die höchste Inzidenz Kärnten (zwischen 670 und 1.100) aufweisen wird.

„Mittlerweile bildet der Rückgang der Fallzahlen die volle Wirkung des harten Lockdowns sowie zusätzliche Faktoren (Zunahme der Immunisierung in der Bevölkerung durch Impfungen, Genesungen) ab“, so das Prognosekonsortium. Laut Modellrechnungen sind mittlerweile rund 71 Prozent gegen das Coronavirus immunisiert, also geimpft oder genesen – mehr dazu in science.ORF.at.

Die täglichen Neuinfektionen – am Mittwoch, 1. Dezember, wurden 10.367 verzeichnet – dürften daher einer konsolidierten Prognose des siebentägigen Schnitts der Neuinfektionen zufolge bis zum 8. Dezember deutlich nach unten gehen. Dann ist in Österreich mit maximal 7.800 Neuinfektionen binnen 24 Stunden zu rechnen.

Klimek vorsichtig optimistisch

Vor diesem Hintergrund hält der Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien ein Lockdown-Ende nach dem 11. Dezember für nicht unrealistisch. Nach dem Höhepunkt bei den Infektionszahlen sollte nun die Wirkung der Maßnahmen „voll ankommen“. Es gebe aber weiter viele Unsicherheitsfaktoren wie Omikron, den Wintersport und die 2-G-Umsetzung zu berücksichtigen.

Was die Normalbettenauslastung betrifft, dürfte der Höhepunkt bald erreicht werden, auf den Intensivstationen kommt der Effekt aber etwas später an. Gegen das angestrebte Ende des Lockdowns für alle sollte sich die Situation etwas entspannen, wenn auch „auf einem sehr hohen und teilweise systemkritischen Niveau“, so Klimek am Mittwoch zur APA.

„Konkurrenzsituation“ nimmt wieder zu

Klar sei, dass die Anstiege bei den Spitalsbelegungen schneller erfolgen als die Rückgänge. Die frei werdenden Intensivkapazitäten könnten nach dem Ende der Triagesituation durch Covid-19 in einigen Krankenhäusern durchaus rasch wieder von anderen Patienten benötigt werden. Somit bleibt dort die Lage mitunter länger kritisch. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor vor allem im Westen des Landes sei der in den Startlöchern stehende Wintertourismus mit seinem erhöhten Verletzungsrisiko.

„Wenn wir wieder mehr Öffnungsschritte wagen, nimmt auch diese Konkurrenzsituation wieder zu“, sagte Klimek: „Wir sind weit davon entfernt, dass die Situation wieder entspannt ist.“ Am Ende des Lockdowns könnte sich eine Neuinfektionslage auf einem halbwegs stabilen Niveau bewegen, das längerfristig dazu führt, dass ungefähr zehn Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt sind. Das sei „realistisch“ – auch weil der Lockdown dann noch nachwirken werde.