NATO zieht Lehren aus Afghanistan-Debakel

Die NATO hat eine erste Analyse ihres Debakels in Afghanistan abgeschlossen. Bei einem Treffen der NATO-Außenminister in der lettischen Hauptstadt Riga verständigte sich das Verteidigungsbündnis heute auf Empfehlungen, die Fähigkeiten zur Durchführung großer und kurzfristiger Evakuierungseinsätze zu stärken. Zudem wird angeregt, sich künftig „erreichbare Ziele“ zu setzen. Dazu sollten auch die politischen und kulturellen Standards der Einsatzländer Beachtung finden.

In Afghanistan hatten im Sommer kurze Zeit nach Ende des fast zwei Jahrzehnte dauernden NATO-Einsatzes in dem Land die militant-islamistischen Taliban die Macht zurückerobert. Folge war eine zeitlich begrenzte und teils chaotische Evakuierungsoperation für Bürgerinnen und Bürger aus NATO-Staaten und frühere afghanische Helfer der Bündnistruppen. Tausende Ausreisewillige wurden zurückgelassen.

Truppenabzug im April

Ziel des NATO-Einsatzes in Afghanistan war eigentlich, eine erneute Machtübernahme der Taliban zu verhindern. Diese hatten dem internationalen Terrorismus Unterschlupf geboten. So wurden die Anschläge, die am 11. September 2001 die USA trafen, in Afghanistan vorbereitet.

Die NATO hatte im April entschieden, den Abzug aus Afghanistan einzuleiten. Zuvor hatten sich die USA als größter Truppensteller gegen einen weiteren Verbleib entschieden. Für die Partner wäre eine Fortführung nur mit erheblichen Zusatzkosten und Risiken möglich gewesen. Unter anderem der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte nach dem Afghanistan-Debakel offen kritisiert, dass der NATO-Abzug von den USA ohne große Rücksicht auf die Interessen anderer Bündnisstaaten durchgesetzt worden sei.