Rosenhügel im Winter
ORF.at/Georg Hummer
Wetter

Wie winterlich wird der Winter?

Nach einem trockenen, sonnigen Herbst herrscht seit einer Woche der Winter. Ganz Österreich hat den ersten Schnee bekommen, und das zweite Adventwochenende bringt in vielen Regionen die nächste Portion. Aber wie geht es dann weiter? Was erwartet uns im Winter: eisige Kaltluft oder doch Frühlingsduft?

Mit dem Beginn der Adventzeit ist auch der Winter ins Land gezogen, überall in Österreich hat es schon das eine oder andere Mal geschneit, auch die Landeshauptstädte waren alle bereits weiß. In höheren Lagen liegen beachtliche Schneemengen: über ein halber Meter in Lech (Vorarlberg), über 40 Zentimeter in Ramsau am Dachstein (Steiermark) und in Hochfilzen (Tirol).

Auch in Kärnten, wo es am Donnerstag ergiebig schneite, kann man sich mancherorts schon berechtigte Hoffnungen auf weiße Weihnachten machen. Dabei hat es bis vor Kurzem noch ganz anders ausgesehen, ein extrem trockener Herbst liegt hinter uns. So gab es in Zwettl im Waldviertel in den letzten 50 Jahren nur einen ähnlich trockenen Herbst wie heuer, das war 2006.

Vorerst bleibt es winterlich

Der plötzliche, relativ frühe Einzug des Winters wirft die Frage auf, ob der Winter gekommen ist, um zu bleiben. Die Antwort: vorerst ja, aber langfristig nicht. Eine Woche lang zeigen die Wettermodelle noch ziemlich kaltes Wetter und weitere Chancen auf Schneefall bis in tiefe Lagen.

Die Skigebiete, die nun langsam in die Saison starten, profitieren vom vielen Schnee. Die Ausgangslage ist ganz anders als 2020. Letztes Jahr war es an der Alpennordseite bis Weihnachten neben so mancher Piste noch grün.

Schneearmut in Zell am See im Jahr 2015
ORF.at/Christian Öser
Wenig Schnee in Zell am See

Mitte Dezember dürfte sich die Wetterlage umstellen. Ein großes Hochdruckgebiet kann sich aufbauen, mit Zentrum wohl über der Nordsee. Das würde bei uns für ruhiges, trockeneres Wetter sorgen.

Wahrscheinlich ein milder Winter

Weiter in die Zukunft schauen kann man mit Saisonprognosen. Diese groben Vorhersagen ermitteln eine allgemeine Witterungstendenz für die nächsten Monate und erstellen, anders als die klassische Wetterprognose, keine punktgenaue Vorhersage für einen bestimmten Tag. Diese Tendenzen sind: eher feucht oder trocken, kälter oder wärmer als im Schnitt.

Hier zeigen die Prognosen für die Zeit bis Februar derzeit ein eindeutiges Bild. In so gut wie ganz Europa dürfte es ein zu milder Winter werden, so das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF). Die Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel reicht von einem halben Grad in Spanien bis etwa zwei Grad in der Ukraine. Österreich liegt dazwischen. Die Treffsicherheit dieser Prognosen ist aber begrenzt.

Beim Niederschlag zeigen diese Saisonprognosen von Dezember bis Februar bei uns in Mitteleuropa wenig Abweichung von der Norm, etwas mehr Schnee und Regen könnte aber an der Alpensüdseite fallen, durch mögliche häufigere Südwestlagen vor allem im Jänner und Februar.

Schnee am Wörthersee
ORF.at/Carina Kainz
Schnee am Wörthersee

Entscheidend ist die Strömungsrichtung

Wie kalt oder mild ein Winter wird, entscheidet sich in Mitteleuropa durch die vorherrschende Strömungsrichtung. Kommt die Luft vorwiegend vom Atlantik, ist es ein milder Winter. Dominieren kontinentale Luftmassen und damit Ost- oder Nordost-Strömungen, zapfen wir die eisige Kälte von Russland an, und es gibt bei uns immer wieder Kältewellen.

Für einen milden Winter heuer spricht auch, dass derzeit alle Meere rings um Europa (Atlantik, Nordsee, Ostsee, Mittelmeer und Schwarzes Meer) wärmer sind als normalerweise Anfang Dezember. Besonders der Atlantik gilt als die Wärmepumpe, die Heizung für den ganzen Kontinent. Ein milder Winter wäre aber keine wirkliche Überraschung. In Zeiten des Klimawandels sind kalte und in tiefen Lagen auch schneereiche Winter sehr selten geworden.

Vor acht Jahren der letzte zu kalte Winter

Auch wenn der Winter die Jahreszeit mit der größten Variabilität ist, die Tendenz ist klar und eindeutig. Die Winter werden immer wärmer, Stichwort menschengemachter Klimawandel. Der letzte zu kalte Winter liegt in Österreich schon acht Jahre zurück, das war 2013.

Verglichen mit den 1960er Jahren waren die letzten Winter in Österreich schon über drei Grad wärmer. Der bisher wärmste Winter in Österreich war 2007, der mit Abstand kälteste der letzten Jahrzehnte 1963.

Extreme Winter 1963 und 1970

Die Älteren erinnern sich vielleicht noch, als 1963 Bodensee, Attersee und Traunsee das bisher letzte Mal komplett zugefroren waren. Im damaligen Winter lag in Innsbruck und Graz von Mitte November bis Mitte März durchgehend eine Schneedecke, auch Wien war fast den ganzen Winter hindurch schneebedeckt, und es sind insgesamt fast anderthalb Meter Schnee gefallen.

Noch schneereicher war der Winter 1970 in der Bundeshauptstadt, als es von November bis April in Summe über zwei Meter schneite. Viel Schnee hat auch der Winter 1996 gebracht, der schließlich letzte Winter mit einer Neuschneemenge von einem Meter war in Wien 2006.

Schneepflug auf einer Straße in Osttirol
ORF.at/Gerald Heidegger
Extreme Schneemengen gibt es lokal immer wieder

Auch der Schnee wird immer weniger

Im bisher wärmsten Winter 2007 hat es in Wien hingegen nur noch 13 Zentimeter geschneit, und es lag sieben Tage lang eine Schneedecke. Im Winter 2020, bisher der absolute Negativrekord, gab es überhaupt nur einen Tag mit Schneefall in Wien, in Graz war es in jenem Winter sogar überhaupt nie weiß.

Der Schnee bleibt durch den Klimawandel auch immer weniger lange liegen. In den 1960er Jahren war Innsbruck noch an durchschnittlich 69 Tagen pro Jahr schneebedeckt, in den 80ern noch an 56 Tagen, und in den 2010er Jahren ist dieser Wert schon auf 35 Tage mit einer Schneedecke gesunken.

Stark rückläufig ist auch der Trend in Wien. Hier hat sich der Wert von durchschnittlich 47 Tagen mit einer Schneedecke in den 1960er Jahren auf nur noch 15 Tage in den 2010ern gedrittelt.

Überraschungen möglich

Wie der heurige Winter im Detail nun wirklich wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Langfristige Saisonprognosen sind mit Vorsicht zu genießen, sie haben eine geringere Verlässlichkeit als die klassischen Wetterprognosen für die nächsten Tage. Ein im Mittel zu warmer Winter kann trotzdem die eine oder andere Kältewelle bringen, und selbst im vergangenen milden Winter sind Osttirol und Oberkärnten im Schnee regelrecht versunken. Es bleibt also spannend. Überraschungen sind auch in diesem Winter möglich.