Eingang des Restaurant Louise in Oslo
APA/AFP/NTB/Ole Berg-Rusten
Nach Weihnachtsparty

Omikron-Cluster in Oslo wächst sich aus

Es könnte der aktuell größte bekannte Omikron-Cluster außerhalb Südafrikas werden: Nach einer Weihnachtsfeier in einem Lokal in Oslo wurden bisher 13 Fälle der neuen CoV-Variante offiziell bestätigt, über die Hälfte der 120 Gäste wurden darüber hinaus positiv auf das Coronavirus getestet. Einer der Teilnehmer war kurz zuvor aus Südafrika zurückgekehrt.

Genau eine Woche nach der Veranstaltung bestätigten die Behörden am Freitag, dass bei bereits 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der PCR-Test positiv ausgefallen sei. Die Sequenzierung der Proben der positiv Getesteten dauere an. Die norwegische Epidemiologin Gunhild Alvik Nyborg, Forscherin an der Universität Oslo, berichtete am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von 80 bis 90 positiv getesteten Festgästen.

Die Gesundheitsbeauftragte von Oslo, Tine Ravlo, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Feier im Rahmen der CoV-Vorgaben stattgefunden habe und „keine Regeln gebrochen“ worden seien. „Sie alle waren geimpft, keiner von ihnen hatte Symptome, und sie hatten alle Selbsttests gemacht.“

Bisher keine schwerwiegenden Symptome

Es sei dennoch noch zu früh, das als Beweis zu sehen, „dass Omikron ansteckender als die Delta-Variante ist“, sagte Preben Aavitsland vom norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit. „Vorfälle der Superverbreitung gibt es auch bei der Delta-Variante.“ Auch sei es noch zu früh, um zu sagen, „ob das klinische Bild der Krankheit bei Omikron-Infektionen anders ist als bei Delta-Infektionen“, sagte Aavitsland weiter. „Keiner der Patienten hat schwerwiegende Symptome, keiner wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Das ist jedoch angesichts des jungen Alters der Teilnehmer nicht unerwartet.“

Maßnahmen in Oslo verschärft

Die norwegische Regierung verschärfte vorsorglich die Schutzmaßnahmen für Oslo und seine Umgebung. In öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufszentren, Geschäften und Taxis müsse wieder eine Maske getragen werden, Arbeitnehmer sollen, wenn möglich, wieder von zu Hause arbeiten, und bei privaten Veranstaltungen in Innenräumen wird die Anzahl der Teilnehmer begrenzt.

„Die Lage ist beunruhigend“, sagte Gesundheitsministerin Ingvild Kjerkol. Die Omikron-Infektionen zeigten, dass eine Impfung bei dieser Variante „nicht gut vor Infektionen schützt“. Die Stadt kündigte an, alle Kontakte intensiv nachzuverfolgen, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern.

Norwegen hatte am Mittwoch seine ersten vier Omikron-Fälle gemeldet. Infizierte, die sich nachweislich mit der neuen Variante angesteckt haben, müssen sich in dem skandinavischen Land ebenso wie ihre Angehörigen länger als andere CoV-Infizierte isolieren.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) verzeichnete für die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), zu dem neben der EU auch Norwegen, Island und Liechtenstein zählen, bis zum Donnerstag 79 Omikron-Infektionen. Auf Grundlage von Modellrechnungen rechnet die ECDC damit, dass sich Omikron binnen weniger Monate zur vorherrschenden CoV-Variante in Europa entwickelt.

Rockenschaub: Besorgnis berechtigt, Panik nicht

Angesichts Omikrons sei „Besorgnis sehr berechtigt, Panik zu diesem Zeitpunkt nicht“, sagte der gebürtige Steirer Gerald Rockenschaub, der zum neuen Krisenmanager der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa ernannt worden ist, am Samstag im Ö1-Morgenjournal. Man müsse jetzt die Wissenschaft in Ruhe arbeiten lassen. „Ich glaube, man muss nur abwarten, bis wir endgültige Evidenz haben, um das wirklich abschließend beurteilen zu können“, so Rockenschaub.

Dass die Variante relativ rasch identifiziert wurde, sei ein gutes Zeichen, dass die Überwachungssysteme sehr gut funktionieren. Auch weil relativ rasch international breit informiert wurde und die Länder sich dadurch besser vorbereiten können, sagte der künftige Krisenmanager der WHO.

Blankoreisebeschränkungen hält Rockenschaub „wahrscheinlich nicht“ für das beste Mittel gegen Omikron. Als probate Schutzmittel führte der Steirer u. a. Screenen vor Ab- und bei Einreise und „natürlich“ die Impfung sowie die üblichen Maßnahmen wie Maskentragen und Händehygiene an.

Auf die Frage, warum seiner Einschätzung nach Europa wieder zu einem Hotspot der Pandemie geworden ist, sagte Rockenschaub im Radiointerview: „Ich glaube, dass man wahrscheinlich angesichts der relativ entspannteren Infektionslage über den Sommer allzu rasch alle Vorsichtsmaßnahmen gelockert und das sicherlich zur prekären Situation jetzt beigetragen hat.“