Die Präsidentschaftskandidatin der französischen Republikaner, Valerie Pecresse
Reuters/Christian Hartmann
Frankreichs Republikaner

Mit Pecresse kandidiert erstmals eine Frau

Die ehemalige Ministerin Valerie Pecresse wird die erste Präsidentschaftskandidatin der französischen Republikaner. Sie setzte sich in der internen Vorwahl der konservativen Partei am Samstag gegen den Abgeordneten Eric Ciotti durch. „Ich denke heute an alle Frauen in Frankreich. Ich werde alles tun, um zu triumphieren“, verkündete die liberalkonservative Politikerin.

Auf Pecresse entfielen in der Stichwahl rund 61 Prozent der Stimmen, wie Parteichef Christian Jacob mitteilte. Der stark rechtsgerichtete Ciotti kam nur auf 39 Prozent. „Ich bin die Einzige, die gegen (Präsidenten, Anm.) Emmanuel Macron gewinnen kann“, hatte Pecresse selbstbewusst zuletzt erklärt, nachdem sie in der ersten Runde der Vorwahl überraschend stark abgeschnitten hatte und in die Stichwahl eingezogen war.

Dass die 54-Jährige es aber in die zweite Runde der Vorwahl geschafft hatte, war eine Überraschung. Denn lange war der frühere Arbeitsminister Xavier Bertrand als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner gehandelt worden. Bertrand scheiterte jedoch in der ersten Runde der Vorwahl.

Bemerkenswerte Vorgeschichte

Ihre Kandidatur hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte, denn 2019 war Pecresse nach dem schlechten Abschneiden der Republikaner bei der Europawahl aus der Partei ausgetreten. Sie gründete ihre eigene Bewegung und plädierte für eine offene Vorwahl der Konservativen – so wie 2016, als sich fast vier Millionen Menschen daran beteiligten.

Doch als es darauf hinauslief, dass allein die 140.000 Parteimitglieder über die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner abstimmen sollten, trat Pecresse – wie auch der damalige Favorit Bertrand – wieder in die Partei ein. „Das ist ein ganz logischer Schritt, da ich ja von Anfang an beschlossen habe, im Team zu spielen“, sagte sie im Oktober.

Image einer Musterschülerin

Pecresse hat in Frankreich das Image einer Musterschülerin: geboren im schicken Pariser Vorort Neuilly, Schulzeit auf einem katholischen Gymnasium, Matura mit 16, Zweitbeste ihres Jahrgangs in der Elitehochschule ENA, Beraterin unter Präsident Jacques Chirac.

Emmanuel Macron und Valerie Pecresse
Reuters/Ludovic Marin
Pecresse mit Macron in Paris – das Bild stammt von 26. Oktober

Unter Sarkozy Hochschulministerin

Bekannt wurde sie in der Regierungszeit von dessen Nachfolger Nicolas Sarkozy, der sie zur Hochschulministerin machte. In dieser Zeit setzte sie eine umstrittene Hochschulreform durch, die Universitäten mehr Autonomie einräumen sollte. Für jeweils weniger als ein Jahr war Pecresse unter Sarkozy auch Regierungssprecherin und Haushaltsministerin.

Nach aktuellen Umfragen ist es keineswegs sicher, dass es die Republikaner bei der Wahl im April 2022 in den zweiten Wahlgang schaffen. Als Favorit gilt derzeit der amtierende Präsident Macron, der mit großer Wahrscheinlichkeit erneut antreten wird. Auf Platz zwei rangiert in den Umfragen im Moment die Rechtspopulistin Marine Le Pen, danach der Rechtsaußen-Kandidat Eric Zemmour. Pecresse folgt erst auf Platz vier.

Der französische Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour
APA/AFP/Thomas Coex
Auch der rechtsradikale Eric Zemmour kandidiert für die französische Präsidentschaft

Fischen bei Mitte-rechs-Wählerschaft

Pecresse kann möglicherweise die Mitte-rechts-Wählerschaft ansprechen, auf die Macron so sehr angewiesen ist, muss sich aber um die Unterstützung konservativerer Wählerinnen und Wähler bemühen, die auch von rechten Kandidaten umworben werden.

Pecresse hat im Wahlkampf versprochen, die Zahl der Aufenthaltsgenehmigungen für Nicht-EU-Migrantinnen und -Migranten zu halbieren, die Strafen in Problemvierteln, in denen die Polizei unter Druck steht, zu verschärfen und Frauen, die ihre Kinder auf Klassenfahrten begleiten, das Tragen eines muslimischen Kopftuchs zu verbieten.